Archiv der Kategorie: Politik

Punk is not dead. It just got itself some bagpipes and harps.

In Zeiten in denen Helene Fischer ((Kein Link, um Gottes willen, kein Link!)) der musikalische Mainstream ist, und damit das Merkeln auch im modernen deutschen Biedermeier angekommen ist, darf Musik nicht mehr politisch sein. Die Schmerzgrenze für politische Inhalte in Musik ist bei den meisten schon mit Rammstein und deren eher unterschwelligen Botschaften oder Wir sind Helden mit poetischen Meinungen erreicht. Da hört man doch lieber Andreas Bourani dabei zu, wie er sich und der deutschen Nationalmannschaft Relevanz zusingt oder trällert mit der abgehalfterten Führungsriege der CDU Lieder der Toten Hosen mit. ((Am Tag danach warf jemand Campino einen Backstein durchs Fenster um den ein Zettel gewickelt war, der ihm mitteilte, dass er aus der Vereinigung der Punks geschmissen wurde.))

Jetzt werden sicher einige sagen: „Punk ist gar nicht tot.“ Natürlich gibt es immer noch die ganze Sparte mit den drei Akkorden und der Wahrheit, die ist aber mittlerweile in sich selbst ergangen und hat sich eher einem widerborstig-apolitischen Hedonismus oder aber einer weitreichenden Kommerzialisierung ergeben. Da scheint Biertrinken des öfteren wichtiger als irgendeinen Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen.  Die politische Komponente ist größtenteils weg oder wird nicht mehr ernst genommen.

Woher soll Musik mit politischen Inhalten nun noch kommen? Okay. Wir haben Rapper wie Sookee, die das Thema beackern. Die meist eher plakativ, aber da geht was. Was noch? Metal? Da lebt zumeist auch der Hedonismus und wenn er es nicht tut, kann es sein, dass die Message auch mal gern verfassungsfeindlich ist. Deutschrock? Ja, doch. Wenn das nicht alles immer so bieder wäre. Da ist mir dann der HipHop wieder lieber. Mittelaltermusik? Das war doch immer nur romantisch verklärter Scheiß. Das sind die Ewig-gestrigen mit den Dudelsäcken und den Märchen, oder?

Ähja, irgendwie dann doch nicht mehr. Irgendwie kommt von der Harfenfraktion auf einmal Gegenwind. Da gibt es so zärtliche Hinweise von Schandmaul, dass Rechtsradikalismus in dem Bereich nix zu suchen hat. Und das sogar sehr schön tanzbar. Sowas schmettern dann bei Wacken mal mehrere tausend Leute mit.

Okay. Das ist jetzt irgendwie noch bürgerlich. Etwas pro-aktiver wird dann schon Ecke mit der eher akustischen Folkmusik. Da fängt es augenscheinlich harmlos mit der deutschen Band Faun an. Die wirkt zwar sehr hippymäßig und poetisch, bietet allerdings auch Lieder, die von den Zeitgeistfilmen ((Vorsicht, da ist auch Trutherbullshit dabei.)) inspiriert sind und auf den Konzerten, die wie folkige Goamessen wirken, wird gerne mal ein sehr okölogisches Weltbild verbreitet, insbesondere, wenn die Band es schafft auf ihrer Tour neben Merchandise einen kompletten Stand von Greenpeace mitzunehmen.

Doch da hört es nicht auf. Die Mittelalterrocker Saltatio Mortis fahren mit ihrem letzten Album Das schwarze 1×1 eine noch etwas deutlichere Linie. Hier geht es nicht mehr um gegenseitige Akzeptanz und poetische Naturliebe, sondern hier geht es um amtliche Gesellschaftskritik. Das klingt dann mal ordentlich rockig und bietet eine etwas veränderte Variante der deutschen Nationalhymne.

Doch damit nicht genug. Texter und Sprachrohr Lasterbalk der Lästerliche ((Hey, es ist ne Mittelalterband.)) lässt sich im Blog der Band gerne und länglich über GEMA, Politik und ähnliche Themen aus. Das Ganze länglich und pointiert. Hinzu kommt, dass die Band seit einiger Zeit die Umweltorganisation Sea Shepherd, die dann schon zur pro-aktiven Fraktion der Umweltschutzorganisationen gehören. Sea Shepherd beschäftigt sich primär mit Aktionen gegen Walfang und die Tatsache, dass sie getarnte Schiffe benutzen und auch schon Walfangschiffe geentert haben, sagt wohl genug.

Noch einen Tick politischer und pro-aktiver sind dann nur noch die Holländer von Omnia. Neben einer absoluten Punk/Hippyattitüde und reinem Selbstverlag, treffen sich hier Naturreligion, Gesellschaftskritik und politische Botschaft auf der Bühne und in vielen der neueren Songs. Vom eher philosophischen I don’t Speak Human


über das wütende Dance Until We Die

zum direkten Aufruf zur Intervention in Earth Warrior

gibt es hier eine klare politische Ansage, die man so vielleicht nicht erwartet und die bei den Mittelalterfestival gerade etwas bürgerlich-provinzieller Natur auch gern mal beklagt wird. Insbesondere relativ klare linke Ansagen, die hier getroffen werden schmecken rechtsgerichteten Pseudoteutonen nicht unbedingt.

Der Punk ist also nicht tot. Er hat sich nur Dudelsäcke geholt, spielt Harfe und protestiert gegen den Kapitalismus neben dem Gaukler.

Die Hoffnung liegt in Leuten, die ihren Job machen

Nach seinem Vortrag auf dem 30c3 hat sich der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar mehrfach dafür bedankt, dass das Publikum ihn beklatscht, sich bei ihm bedankt und ihm standing ovations gibt. Er war augenscheinlich berührt, aber wirkte auch etwas beschämt, denn aus seiner Sicht hat er nur seinen Job gemacht. Diese Eigenschaft ist aber seltener als man glaubt und doch liegt in Leuten, die das tun eine Hoffnung für diese Welt, gerade bei Beamten.

Das Beamtentum ist so schön sicher, dass es einfach ist zu vergessen, was eigentlich der Job ist, den man da hat. Das mag bei Lehrern noch etwas schwerer sein, kommt aber schon da gerne vor. Bei Verwaltungsbeamten ist das dann noch schwieriger, obwohl gerade bei denen unheimlich wichtig ist, dass sie irgendwie einen Berufsethos haben. Denn wenn diese „unscheinbaren“ Beamten ihren Job nach den meistens gar nicht so schlechten Gesetzen machen und vor allem den Ethos des Gesetzes nicht vergessen, dann ist das die wahre Macht dieses Staates, die dann auch für die Bürger eingesetzt werden kann. Peter Schaar ist klar ein Beispiel. Er bekam die standing Ovations auf dem 30c3 vor allem dafür, dass er seinen Job ernst genommen und gemacht hat. Gleiches gilt für die Beamten, die beim BER dafür gesorgt haben, dass diese Bauruine keine Menschenleben kostet.

Gerade in so öffentlichen Ämtern hat man eben eine Verantwortung und die kann man dank Lebenszeitverbeamtung und ähnlichen Annehmlichkeiten auch schön im Trott vergessen. Doch dafür wird man bezahlt und die Leute, die ihren Job da ernst nehmen, retten dann auch mal die eine oder andere Welt. Die Hoffnung liegt also bei den Leuten, die ihren Job machen.

Für eine bessere Welt!

Nachdem es hier bisher ja darum ging die Romantik in dieser Welt darzustellen und zu dekonstruieren und aufzuzeigen, warum sie eine schlechte Idee ist, muss sich ja dann die Frage danach gestellt werden, wie wir diese Gesellschaft weiterbekommen, wenn es durch romantische Verklärung und den daraus resultierenden Zwang nicht wirklich möglich ist. Wie kann also eine Einstellung zur Welt aussehen, die positive Effekte hat, aber nicht dogmatisch oder unterdrückend ist oder in ihren Resultaten wird.

Egal um welche Facette des Sozialen oder Politischen es sich handelt, wenn man eine positive Veränderung möchte, dann braucht es mehrere Komponenten. Ein paar davon sind eher trocken, ein paar sind hier natürlich von meiner persönlichen Philosophie geprägt. ((Die schreibe ich irgendwann mal auf. Oder auch nicht…)) Also fangen wir mal vorne an.

Fakten

Es klingt jetzt irgendwie banal, wird aber in der medienverseuchten Postmoderne immer wichtiger, dass man wirklich die Fakten überprüft, soweit man es kann und sich auch bewusst ist, wenn man es nicht kann. Dazu sollte man gegenüber allen Quellen einen gewissen Grundsatzskeptizismus hegen und noch einmal mehr gegenüber welchen, die man nicht überprüfen kann und die offensichtlich eine Agenda haben. ((Beispiel: Das Innenministerium und die Terrorabwehr.)) Dazu sollten man immer versuchen alle Fakten zu haben oder sich wiederum bewusst sein, dass man diese eben nicht hat. Bevor man sich mit einem Problem beschäftigt muss man Fakten über dieses Problem haben, sonst wird es nur Gequatsche oder postmoderner Werteeinheitsbrei, bei dem man sich wahlweise aufgrund religiöser Tendenzen die Gurgeln rausreißt oder sich bestätigt, dass ja der andere genauso viel recht hat und man ja total tolerant ist. ((Also so tut, als würde man sich nicht gegenseitig die Gurgeln rausreißen wollen.))

Konsistenz

Ist das mit den Fakten geregelt, muss man diese bewerten. Das kann man eigentlich nach jeder Philosophie machen und das ist auch legitim, allerdings sollte man tatsächlich eine konsistente Argumentation aufbauen und sich die Frage stellen, ob das, was man da erzählt überhaupt noch mit den Fakten und vor allem mit dem restlichen Weltbild, was man so gerade zur Bewertung verwenden will, übereinstimmt. Egal, worum es geht, es wird nicht besser, wenn man sich selbst lieber und den anderen ein Märchen erzählt, das man dringend glauben will, aber das eben nicht stimmt. Gerade persönliche kognitive Dissonanz führt oft dazu, dass man eben die falsche Entscheidung trifft, weil man nicht einsieht, dass die eigenen Wünsche eine größere Rolle spielen, als man glaubt. Das ist alles okay, aber Konsistenz bedeutet eben eine Ehrlichkeit gegenüber der Sache und sich selbst und ohne diese wird das mit dem Weltretten nichts. Denn auf Lügen kann keine Strategie aufbauen, die dann belastbar die Welt verbessern kann.

Respekt

Doch, jenseits des eigenen Kopfes gibt es auch noch andere Köpfe und nur weil man Ordnung und eine Perspektive in seinem eigenen Schädel hat, heißt das noch nicht, dass das was man da denkt auch den anderen Leuten einleuchtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mindestens eine Person gibt, die es genau anders sieht als man selbst. Diese und auch der Rest der Menschen benötigt eines: Respekt. Man muss den Standpunkt anderer Menschen nicht nachvollziehen können, obwohl das definitiv sehr hilft, aber man sollte ihn immer respektieren. Dabei ist die respektloseste Handlung gegenüber einem intellektuellen Gegner ihn mit eigenen Kampfbegriffen zu überziehen und a priori zu stereotypisieren. Respekt ist hier eine der wichtigsten Komponenten. Wir können nur zu einer möglichst idealen Einigung über ein Problem kommen, wenn sich jeder respektiert fühlt, denn nur dann kann man auch davon ausgehen, dass der Konsens zwischen allen Parteien tragfähig ist. Gegenseitige Vorwürfe und Zwang führen dazu, dass das beste Konzept zur Weltrettung nicht angewendet wird, weil die Mauer des Sozialen dazwischen steht. Wollen wir hier Probleme lösen, dann hilft es nicht die Menschen, die andere Ideen über die Lösung haben von vorneherein gegen uns und unsere Position aufzubringen.

Klare und einfache Sprache

Wenn man möchte, dass die ideale Weltrettungsidee, die wir auf Fakten hrausgefunden haben, konsistent begründen können und die von allen anderen als valide respektiert wird, auch irgendwie eine Wirkung bekommt, dann muss man sie so verpacken, dass sie jeder Depp und sein Bruder und im Zweifel dessen Hundesitterin versteht. Also kann man nicht irgendwelchen hochgestochenen überdefinierten Wissenschaftsdiskursen ankommen. ((Jedes Mal, wenn jemand auf twitter von einem wichtigen Diskurs redet, tötet Gott ein Kätzchen aus Frust darüber, dass irgendwelche Sesselfurzer angeblich tolle Gedanken im Lehnstuhl haben, aber anstatt zu handeln lieber quatschen.)) Es muss klar und einfach auch an den letzten Mann und die letzte Frau gebracht werden. Dabei geht es dann auch wieder um Respekt gegenüber dem jeweils anderen Menschen. Denn wenn ich ihn respektiere, dann ist er mir eine Erklärung wert, die er auch versteht.

In diesen Bereich gehört auch das Vermeiden von Diskussionsskripten und ähnlichen rhetorischen Tricks. Zum einen sind wir hier wieder beim Respekt angekommen, zum anderen bedeutet das Verwenden solcher Tricks, dass das mit den Fakten und der Konsistenz nicht stattgefunden hat. Wenn ich nämlich meinen Punkt anständig machen kann, dann brauche ich keine rhetorischen Tricks. ((Mit dem Gedanken mal ’ne Rede von irgendeinem Großpolitiker außer Gysi und Ströbele schauen. Die beiden glauben 100% was sie da erzählen.))

Eine Subkategorie dieser Skripte muss ich hier auch noch erwähnen. ((Weil mir davon besonders schlecht wird.)) Gerne wird versucht mit Hilfe emotionaler Wendungen Argumente zu gewinnen. Die Bochumer Arbeitsgruppe für sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung hat in ihrem famosen Arbeitspapier 5 einige Varianten dieser Struktur dargestellt:

Der um den anderen besorgte Menschenfreund

  • „Wie kannst du nur mit diesen Gedanken glücklich sein?“
  • „Wie kannst du überhaupt mit diesen Gedanken leben?“
  • „Da mußt du doch mit verzweifeln!“
  • „Das du überhaupt noch ruhig schlafen kannst!“
  • „Du bist ein armes Schwein, wenn du solche Gedanken hast!“

Erklärung: Wie in anderen Skripten wird hier personalisiert, gleichzeitig dabei aber großes Verständnis für A gezeigt. B erscheint geradezu menschenfreundlich. B unterstellt mit seinem/ihrem Skript der anderen Person Gefühle, die diese eigentlich haben müßte (wenn er/sie nur ehrlich wäre und es zugeben würde etc.). A’s Gedanken sind nicht vereinbar mit einem stimmigen und zufriedenen Leben. B macht mit seinem/ihrem Skript auch klar, daß A als Person nicht ganz okay ist, bzw. nicht ganz okay sein kann, da sie solche Gedanken vertritt.

Konsequenzen: B stellt Distanz her, indem er/sie nicht das Thema behandelt, nicht auf das Argument von A ein- geht, sondern, scheinbar außenstehend, die Person in ihrem So-Sein und in ihrer Welt betrachtet. B erscheint als externer Psycho-Päda-Therapie-Gucker bzw. als durchaus einfühlender Menschen- freund, der sich eben augenscheinlich Sorgen um A macht. B wirkt nicht so, als würde er/sie A angreifen.

Coping: Ehrenwerte Copingstrategien scheinen rar zu sein, da A als beratene Person die Haltung von B nicht verändern und auch die Meinung von B nicht entkräften kann. A sollte auf jeden Fall versuchen, die von B vorgenommene Entmündigung zu thematisieren. „Bitte beschäftige dich doch mit meinen Argumenten und nicht mit meiner Psyche!“ „Um meinen psychischen Zustand kümmere ich mich schon, daß brauchst du nicht!“ Eine weitere mögliche Offensive ist: „Du, ich bin ja wohl das beste Beispiel dafür, daß man mit diesen Gedanken wunderbar leben und glücklich sein kann!“

Das letzte Coping gefällt mir besonders gut. Das ist mir schon öfter passiert und ich kann da dann auch nur sagen, dass man hier eigentlich noch mehr mit absurder Intervention draufhauen kann. Ein zweites Beispiel ist mir auch noch wichtig:

eigene Gefühle einbringen

  • „Du ich fühle jetzt, wie ich dir gar nicht mehr zuhören möchte.“
  • „Du ich bin sehr traurig, wenn du so etwas sagst.“
  • „Wissen Sie, das macht mich sehr betroffen, wenn Sie hier einfach sagen, daß…“
  • Auch die Kombination ist möglich: „Du, das macht mich sehr betroffen, wenn ich mir vorstelle, wie du unter deinen Gedanken leiden mußt!“

Erklärung: Es lassen sich zwei Vorgehensweisen unterscheiden:

B bringt eigene Gefühle ein, indem er/sie sich auf den Inhalt oder die Art und Weise des von A Gesagten bezieht.

Eigene Gefühle einbringen und auf den Inhalt beziehen: B gibt zu erkennen, daß der Inhalt von A’s Argument ihn/sie betroffen macht. Gleichzeitig drückt B aus, daß er/sie emotional beteiligt ist und deswegen auch wesentlich authentischer mit dem inhaltlichen Thema umgehen kann (siehe Beispiele 2 und 3)

Eigene Gefühle einbringen und auf die Art und Weise des von A Gesagten beziehen: B versucht durch Einbringen seiner/ihrer Gefühle zu zeigen, daß in Wirklichkeit in der Diskussion etwas schief läuft: so könne dies Thema nicht angemessen behandelt werden, sonst hätten sich ja seine/ihre Gefühle als authentisch-eigentliche Instanz nicht von selbst gemeldet (siehe Beispiel 1)! Sehr wichtig ist natürlich das kulturell definierte Hintergrundstereotyp, daß Gefühle viel wesentli- chere und zuverlässigere Indikatoren für die angemessene Bearbeitung und die richtige Bewertung von Themen sind, als irgendwelcher kopflastiger Schnickschnack.

Auf den Inhalt bezogen ergeben sich folgende Konsequenzen: Da Gefühle das wesentlichere sind, kann B offensichtlich mit dem derzeitigen Inhalt angemessener umgehen als A. Somit erscheint B authentischer, A dagegen hoffnungslos verkopft. Auf die Art und Weise bezogen erreicht B durch das Einbringen seiner/ihrer Gefühle, daß A sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, offensichtlich unnormal und unangemessen mit dem Thema umzugehen.

Coping dürfte sehr, sehr schwierig sein. Natürlich läßt sich auf die Struktur verweisen. Des weiteren steht A vor der Alternative, ob er/sie bei dieser Gefühlseinbringung mitmachen will oder nicht. „Was macht dich denn so traurig?“ „Was stört dich denn genau?“ „O. K., sprechen wir über unsere Gefühle, aber dann sollten wir zum Thema zurückkehren.“

Diese Art des Argumentierens ist, wenn man sich die erste Regel anschaut, die ich dort oben formuliert habe, schon schwierig. Schliesslich soll es um Fakten gehen und diese Art von Kommunikation wischt die Fakten weg. Allerdings ist sie gerade bei den romantischen Vertretern der Weltveränderer sehr beliebt, denn diese fühlen sich meist emotional von einem Problem betroffen. Diese tragen sie dann gerne in den Diskurs und erpressen den Gegenüber emotional mit solchen Skripten. Das führt dann zu einem sozialen Terrorismus durch Menschen, die es nur gut meinen.

Fazit

Wenn wir die Welt verändern wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass diejenigen, die anderer Meinung sind überzeugt werden, aber nicht überwältigt. Denn nur, wenn Menschen sich selbst von einem Standpunkt überzeugt haben, werden sie ihn im Zweifel auch vertreten. Das bedeutet, dass jegliche Art von Zwang kontraproduktiv ist. Die Art wie viele wichtige und moderne Diskurse innerhalb, aber auch außerhalb, des Netzes geführt werden ist also eigentlich der Mittelpunkt der Frage, wie wir eine bessere ((lies: den moralischen und politischen Vorstellungen des Vertreters besser entsprechende)) Welt bekommen. In dem wir die Sache und die Freiheit des Einzelnen ernst nehmen, aber nicht uns selbst und unsere Mission.

Vorsicht vor den guten Menschen…

Nachdem ich mich jetzt schon einmal darüber geäußert habe, dass wir romantische Strömungen in unserer Gesellschaft haben und ich dem Phänomen eher negativ gegenüberstehe, ((Okay, das ist ein reiner Euphemismus. Ich find’s eklig.)) muss ich jetzt auch mal erklären, warum dem so ist. Dazu mache ich hier mal eine kleine philosophische Einteilung auf.

Jedes philosophische System erstellt auch ein Menschenbild. Und diese Menschenbilder zeigen bestimmte Hoffnungen und Annahmen über den Menschen. Das ist schön, aber um das gleich klarzustellen: die sind alle falsch. Oder sie sind alle richtig, sucht es euch aus. Diese Menschenbilder kann man grob in diejenigen unterteilen, die den Menschen positiv und die, die ihn negativ sehen. Ich erkläre das mal an zwei Beispielen.

Thomas Hobbes – Hilfe, wir brauchen einen Diktator

Thomas Hobbes schrieb in seinem Leviathan die erste der politischen Vertragstheorien der Neuzeit. Er plädiert in dem Werk, dass man einen eigenständigen Souverän braucht. Seine Begründung zieht er dabei aus einer Analyse des Menschen im sogenannten Naturzustand dieser fiktive Zustand ist Hobbes‘ Vorstellung für eine ungeregelte menschliche Gesellschaft. Seine Vorstellung ist die einer gewalttätigen unberechenbaren Gesellschaft in der sich der Stärkste jedes Recht nimmt und man in dauerhafter Angst und Unsicherheit lebt. Dafür braucht es dann eben einen regulierenden Staat.

Hobbes ist ein Pessimist und Zyniker. Er erwartet von den Menschen nichts Gutes. Er misstraut ihnen auf Schritt und Tritt und gesteht deswegen einem Gemeinwesen nicht einmal zu, dass es nach der Einsetzung seines Souveräns, des titelgebenden Leviathans, keinen Einfluss mehr auf diesen hat. ((Ob das so eine gute Idee ist, ist eine andere Diskussion.)) Hobbes ist durchgehend skeptisch gegenüber der menschlichen Natur. Das führt allerdings auch dazu, dass er sich für ein politisches System ausspricht, das eigentlich nur das Schlechte im Menschen, das er sieht, reguliert und sich damit zufrieden gibt. Hobbes halt also ein negatives Menschenbild, es führt aber in der Verwirklichung zu einem Staat, der Freiheiten nur einschränkt, damit das Tier in uns die  anderen nicht umbringt. Man sieht hier also, dass ein eher negatives Menschenbild einen zu einer regulierenden Idee über menschliches Zusammenleben führt. Man möchte etwas verbessern, das man als negativ wahr nimmt. Und mehr als diese Verbesserung braucht es meistens nicht. ((Okay, man kann über das Ziel hinausschießen, aber dann landet man automatisch in der anderen Kategorie.))

Karl Marx – Die Hoffnung stirbt zuletzt ((Das tat sie dann ungefähr auf Höhe Stalins.))

Marx hat uns eine Vielzahl philosophischer Ideen hinterlassen. Das Ziel seiner Philosophie ist aber der sogenannte wissenschaftliche Kommunismus. In diesem soll es kurz gesagt dann keine Herrschaft mehr geben. Er begründet seine historisch-kritische Theorie auf einer Wirtschaftsanalyse und zieht damit seinen Kommunismus basierend auf wirtschaftlichen Ideen auf. In diesem zukünftigen Kommunismus soll es aber keine Herrschaft mehr geben. ((Lies: Die Produktionsmittel gehören allen.)) Das bedeutet allerdings auch, dass jeder in der kommunistischen Gesellschaft freiwillig arbeiten muss, damit die Welt weiter läuft. In Marx‘ Ideenwelt machen die Menschen das auch, weil sie erkennen, dass es das Beste für sie ist, wenn sie der Gesellschaft dienen. Diese Idee setzte sich dann im realen Sozialismus Osteuropas erstmal auf irgendeine Art fort. Doch stellte man schnell fest, dass es nicht funktionierte. Die Menschen begannen weniger zu Arbeit zu erledigen, weil sie soundso bezahlt wurden. Keiner tat etwas, was er nicht dringend musste und so musste sich der Staat Anreizmodelle einfallen lassen. Die eine Idee waren die Aktivistenorden in der DDR, also ein positiver Stimulus. Die leiern sich nur leider aus. Deswegen setzte man dazu auch noch auf geheimdienstliche Überwachung und Oppression. ((Die wurde auch eingesetzt um Landflucht vorzubeugen. Immerhin brauchte man die Leute und konnte sich auch nicht vorstellen, warum die überhaupt nicht im Sozialismus leben wollen.))

Hier sieht man, dass ein positives Menschenbild das Problem birgt, dass man oppressiv werden muss, wenn die Menschen sich nicht an die Vorstellungen halten, die man selbst von ihnen hat. Man muss sie also zu ihrem Glück zwingen. Das bedeutet dann auch, dass sie dieses Glück verlieren, denn sie sind in einem totalitären Zwangsstaat. Ein positives Menschenbild führt also langfristig zu Überwachung und Staatsterrorismus.

Vorsicht vor den guten Menschen…

Man kann also sehen, dass Ideale über das menschliche Zusammenleben und ein idealistisches Menschenbild immer dazu führen, dass man Menschen, die sich nicht an diese hohen Standards halten, also einfach Menschen sind, zu ihrem eigenen Glück zwingen muss. Das kollidiert dann mit der Welle an Romantik, die da durch die Welt schwappt. Es gibt also sehr viele Menschen, die sich nach einer heilen Welt sehnen und glauben, dass man die dadurch erreichen kann, dass man andere Menschen dazu auffordert sich entsprechend zu verhalten. Gerade soziale Netzwerke sind ein einfacher Weg sozialen Druck auf Menschen aufzubauen, die das persönliche Romantikempfinden stören oder aber sogar daran zweifeln, dass diese Ansicht eine valide auf der Welt ist. Sie haben also ein negatives Menschenbild und das kann man ja nicht haben. Die Welt soll gut und toll sein, wir sollen uns alle lieb haben und die niederen Teile unseres Wesens überwinden oder unterdrücken.

Doch was ist, wenn die anderen das nicht tun? Dann wird Druck aufgebaut, gerne über die emotionale Schiene und über einen diffusen Moralbegriff. ((Beide zutiefst verabscheuungswürdig.)) Dabei werden essentielle Grundlagen des zwischenmenschlichen Umgangs ignoriert und verletzt. Weder wird auf die Eigenständigkeit des anderen, noch auf sein Recht zu einer eigenen Meinung Rücksicht genommen. Man weiß ja schliesslich selbst, was die bessere Welt wäre. Dazu kommt noch, dass dieses Verhalten einen blind gegenüber den meisten Dimensionen einer multivariaten und komplexen Welt macht. Es ist also auch jenseits absoluter Menschenfeindlichkeit als Problemlösungsstrategie für eine soziale Gruppe eine absolute Katastrophe. Denn der Einzelne ist immer blind gegenüber den Änderungen in der Welt und die einzige Hoffnung ist der Diskurs mit den anderen. Wenn man diesen dann unterdrückt, weil es nicht dem kitschig-romantischen Weltvorstellungen entspricht, endet man im Terrorismus der guten Menschen.

Fazit

Wie die Überschrift sagt: misstraut Menschen, die nur das Gute wollen. Sie sind die Diktatoren von morgen. Sie haben nicht mehr Ahnung, wie die Welt läuft als man selbst und sie haben im Zweifel keine Skrupel ihre Interessen mit sozialer oder sogar körperlicher Gewalt durchzusetzen, denn sie nehmen für sich in Anspruch das richtige und Gute zu tun. Aus einem positiven Menschenbild folgt nämlich immer Terrorismus, ob in sozialen Netzwerken oder an der Spitze von Staaten ist hierbei vollkommen egal.

Wie und ob man mit Extremisten diskutiert

Es ist Wahlkampf und im Wahlkampf kommt noch mehr vom Klärschlamm der Menschenfeindlichkeit hoch, die sich in den Untiefen des Alltagsrassismus verbirgt. Da steigen einem dann die wohlmeinenden Rassisten und angeblichen Normalbürger aus dem Abgrund des Spießbürgertums entgegen und erzählen einem Weisheiten, die auch 1933 populär waren.

Will man als aufgeklärter und zumindest engagierter Mensch nun dagegen gehen, dann empfiehlt es sich ein paar kommunikationstheoretische Grundlagen mitzubringen und vielleicht auch ein paar Informationen vorher parat zu haben.

Lohnt es sich?

Das erste, was man entscheiden muss, wenn man mit jemandem in eine politische Diskussion eintritt oder in sie hereingezogen wird, ist ob es sich überhaupt lohnt mit dieser Person eine Diskussion zu führen. Ich würde hier jetzt gerne sagen, dass man jeden Menschen von besseren Ideen überzeugen oder seine eigenen Ideen soweit erschüttern kann, dass er sich öffnet. Das ist leider nicht so. Es gibt sie immer wieder, die Leute, die auf ihren Standpunkten dogmatisch beruhen. Diese Fundamentalisten werden nicht zu überzeugen sein und einen nur durch kommunikative Tricks ausmanövrieren. Denn sie wissen, was richtig ist und das war es dann für sie. Das kann man einfach daran merken, dass immer wieder Nebenschauplätze aufgemacht werden, und jeglicher Angriff auf die Urprämisse, die diese Menschen ins Feld führen ignoriert wird. Trefft ihr in einer Diskussion auf so einen Menschen, drückt offen euer Mitleid für ihn aus und geht. Der wird das als Erfolg feiern, aber nachdem ihr nie gewinnen konntet und es auch nicht ums Gewinnen geht, lasst ihm diesen „Erfolg“, immerhin hat er ja seine Mitgliedschaft im Verein denkender Menschen gekündigt.

Jetzt stecke ich doch drin…

Falls man sich dann doch entscheidet in eine Diskussion einzusteigen, ergeben sich mehrere Ansatzpunkte. Wichtig ist zuerst einmal, dass man die Menschen ernst nehmen sollte, die absolut hirnrissige Forderungen von sich geben. Meist tun sie das aus mehreren Gründen:

  • mangelnde Information
  • mangelnde Bildung
  • persönliche Ängste
  • Unsicherheit

Meist ist es eine Gemengelage aus allen vieren und diese muss man versuchen aufzudröseln und einzelne Aspekte langsam zu widerlegen. Wenn man sachlich und überzeugend gegen die klassischen Argumente vorgeht, die übrigens auch meist nicht substanziell sind, dann zeigt sich meist, dass Menschen diese vorbringen, weil sie eigentlich unsicher sind und Existenzängste haben. Dann muss man ihnen die Frage stellen, was eigentlich ihre Existenz hier bedroht und was man als Gegenstrategie sieht. Dann muss man erforschen, ob diese Gegenstrategie den philosophischen Ansichten desjenigen der sie äußert und den Fakten in der Welt widerspricht. Meist scheitern sie dann an letzterem und man sieht, dass die Lösungen, die derzeit als praktikabel gelten am Ende doch sinnvoller sind.

Besonders spannend ist hier auch, wenn Menschen Ansichten vertreten, die ihnen selbst schaden würden, würden sie in die Tat umgesetzt. Hier muss man dann mit diesen Leuten einfach mal das Konzept durcharbeiten und am Ende fragen, ob die das wirklich wollen. Meist endet das dann in der Erkenntnis, dass dem eben nicht so ist. Und wenn doch: nuja, dann dürfen die das weiter glauben.

Fazit

Also, wenn man in eine Diskussion mit Menschen gerät, die eher fundamentalistisch argumentieren, dann sollte man immer die Menschen ernst nehmen, sich selbst aber nicht so. Die Sache sollte im Mittelpunkt gehalten werden und man sollte schauen, was die Gründe des Gegenüber sind, seine Meinung zu vertreten und ob es nicht diese Gründe sind, die ihn dazu bringen auf seiner Meinung zu beharren. Wenn es dann nur noch um dogmatisches Wiederholen von Blödsinn geht, kann man in Ruhe gehen.

Wahlen in Bayern – persönliche Eindrücke

Habt ihr es schon mitbekommen? Es sind Wahlen! Politiker tun so, als würden wir sie interessieren und die ganzen Straßen sind mit Wahlplakaten voll. Es ist etwas wie Weihnachten, nur die Straßendekoration ist bunter. Ich stehe natürlich auch vor der Wahl ((Hier in Bayern auch Landtags- und Bezirkstagswahl.)) und weil ich das mit dem politischen Meinungsbilden professionell gelernt habe, begab ich mich letztens in die Innenstadt um mich von den Parteien informieren zu lassen. Ich habe jede relevante Partei gefragt, was ihre Claims sind, in drei Begriffen und mir den relevanten Wahlkampfflyer mitgeben lassen. Bei Abweichungen habe ich das vermerkt.

Piratenpartei

Hier muss ich gleich sagen, dass ich das Personal der Piratenpartei persönlich kenne, und dass ich keinen Flyer mitgenommen habe, weil mir die Positionen durchgehend bekannt sind. Das Personal war deswegen natürlich sehr offen und wir hatten eine gute Unterhaltung. Mein Eindruck des Wahlkampfes der Piratenpartei ist, dass hier solide intelligente Menschen gegen eine Hypothek kämpfen müssen, die ihnen egomanische Vollpfosten eingebrockt haben. Inhaltlich sind sie progressiv auf eine sozialliberale Art. Ich denke, dass die Piraten eine sehr heterogene Gruppe von Menschen ansprechen können, aber es sehr schwer ist das zu tun, wenn die Leute dich auf journalistisch erarbeitete Klischees reduzieren.

Die Grünen

Die Grünen machen hier Lokalwahlkampf und tradieren ihre Bundeswerte für die Bundestagswahl. Die Kandidatin für den Bundestagswahlkampf wollte ein Bild mit mir für die Internetseite, weil ich interessant ((Lies: Eigenartig genug.)) aussehe. Nachdem ich ihr erklärte, dass ich das aus Berufsgründen nicht machen kann und werde ((Der goldene Engel, den sie da hielt war auch ein Argument.)), war sie etwas verwirrt. Aber die inhaltliche Diskussion war sehr fruchtbar. Sie hat sich klar als Spartenpolitikerin bekannt und ich traue ihr in dieser Sparte auch Kompetenz zu. Ich fand das erfrischend ehrlich. Der Flyer der Grünen enthält Thementexte und die meisten Forderungen in bestem Neusprech „Schuldenbremse für Banken“ als Listen auf der rechten Seite. Dabei wird mal gar nicht darauf eingegangen, was das alles bedeutet. Nunja, als unwissender Bürger wüsste ich nur das, was ich mir so einbilde zu wissen. Generell wirkt der Flyer vage und soll das wahrscheinlich auch sein. Die Hauptpunkte sind wohl: Umwelt, sozial und bitte schnell vergessen unter welcher Regierung der soziale Kahlschlag begonnen hat.

FDP

Die FDP hat es ja nicht leicht, aber schlägt sich tapfer. Spannend war im Gespräch mit dem Bezirkstagskandidaten, dass der kalten Liberalismus super über so eine Verantwortungsschiene verkaufen konnte. Im Land kam hier das Argument, dass eine starke FDP vielleicht die renitente CSU beeinflussen kann.((Moment… *bwahahahaaa*)) Alles in allem wird hier sehr viel Wahlkampf gemacht, der darauf zielt, dass die FDP die einzigen sind, die den Konservativen etwas Menschlichkeit abringen können. Da passt dann auch der Flyer, der mit dem Slogan aufmacht: „Geld ist einfach heller als Schwarz.“ Gut, das trifft jetzt auf jede Farbe zu, aber der Versuch wird respektiert. Das Programm ist auch kurz gehalten und dreht sich um Deregulierung, die aber gerne als Förderung von Eigenverantwortung getarnt wird, und um Bürgerrechte. Letzteres ist ihnen dankt der Justizministerin wenigstens teilweise abzunehmen.

Die Linke

Hatte ich an diesem Tag nicht gesehen, aber vorher schon getroffen. Das spannende war der minderjährige Wahlhelfer, der zuviel Marx gelesen hat und etwas an der Tatsache verzweifelte, dass ich nicht so idealistisch bin. Die Unterhaltung war auch gut. Die Linke ist sich ihrer Rolle als Underdog bewusst und deshalb umso schamloser in der Platzierung ihrer Inhalte. Hier wird klar gesagt, was alles in diesem Land stinkt und versucht Antworten zu geben. Mit denen kann man dann glücklich sein, oder eben nicht. Wichtig ist: sie geben welche.

SPD

Die SPD kämpft natürlich auf allen Fronten und da lokal die SPD den Bürgermeister stellt, spielt der auch eine Rolle bei der Wahl. Im Land ist die SPD seit über 50 Jahren die zweite Geige und will das mit dem Münchner Oberbürgermeister Ude als Spitzenkandidat ändern. Hier wird Personenwahl gemacht, egal wo. Da verwundert es einen nicht, dass der Wahlflyer voller Gesichter ist. Generelle Claims: alles einfach in sozial. Also soziale Energiewende, soziales Bildungssystem und so weiter. Konkret ist da nichts, warum man die jetzt der CSU vorziehen sollte, keine Ahnung, wurde mir nicht gesagt.

CSU

Die CSU hatte schon abgebaut, als ich kam: 13 Uhr ist eindeutig zu spät um den Bürger zu informieren. Immerhin weiß ich jetzt, dass die Kandidatin für Bamberg, die mir bisher nichts sagte wohl Gesundheitsministerin werden könnte.

AfD

Zu guter Letzt die aufstrebende Partei des gepflegten Nationalismus. Die gaben mir gleich zwei Flyer, haben aber nicht mit mir geredet. ((Ist auch besser so.)) Die Flyer sind voller Vorwürfe an die Politik und komplett ohne Lösungsvorschläge. Dazu kommt dann noch Pseudo-identifikation mit „Wir sind keine Berufspolitiker sondern Bürger!“ Darunter stehen dann nur Menschen mit Doktoren und Professorentitel. Das ist klar, dass die Menschen, die diese Partei führen auf keinen Fall das Wahlvolk geringschätzen oder missachten werden. Mein Lieblingsslogan ist: „Der Euro spaltet Europa.“ Das man sowas ironiefrei schreiben kann zeugt von einer Wahrnehmungsverzerrung, die dringend psychologisch untersucht gehört.

Fazit

Je näher eine Partei der tatsächlich Machterlangung ist, desto weicher werden die Inhalte, bis sie dann komplett verschwinden. Immerhin gibt man sich gegenüber dem geübten Auge nicht mal mehr die Mühe vorzugeben man hätte diese Inhalte. Die AfD ist zu beobachten, sie fischt mit plumpen Wutparolen den Stammtisch ab, verachtet diesen jedoch in dem, was man beim Programm sehen kann.

Direkte und indirekte Macht

Wir erleben ja derzeit wie jeglicher dystopischer Traum über die Überwachung des Bürgers wahr zu sein scheint. Die Tatsache, dass wildgewordene Geheimdienste uns abhören ist eine Sache, die Frage, die dabei zu wenig beachtet wird ist, warum eigentlich die Regierungen und deren Regierende das eigentlich zulassen.

Dazu muss man sich etwas ansehen, was eigentlich so ein moderner Verfassungsstaat sein soll und was sein Zweck ist. In der langen Geschichte der Menschheit, gibt es auch eine lange Geschichte von politischer Herrschaft und Macht. ((Wuhu Platitüden…)) In dieser lag Macht und Herrschaft oft in der Hand von Einzelnen oder kleinen Gruppen und wurde meist gegenüber den Untertanen direkt durchgesetzt, wobei diese keinerlei Recht zum Mitreden hatten. Das lag natürlich daran, dass die Legitimation dieser Herrschaft meist aus Gottesgnadentum oder ähnliches schwer angreifbaren Konzepten abgeleitet wurde. Das war eigentlich sehr schön und man kann auf eine Geschichte aus Oppression und dem gelegentlichen „gerechten Herrscher“ ((Der wurde wohl dadurch definiert, dass er das Volk wenigstens zu sehr gequält und in sinnlose Kriege geschickt hat.)) zurückblicken. Doch dann kam die französische Revolution und die Idee, dass jeder Mensch unveräußerliche Rechte hat, die vom Staat nicht nur berücksichtigt sondern geschützt werden müssen. Das führte dann zur modernen Demokratie, denn die einzige Möglichkeit dafür zu sorgen, dass politische Eliten die Rechte der Bürger zu schützen ist, sie von ihnen abhängig zu machen.

Das bedeutet für die regierenden Politiker übrigens, dass sie sehr wenig direkte Macht über die Bürger haben. Schließlich gibt es Gesetze und die Regierung soll diese nur ausführen. Doch dafür hat man sich nicht jahrelang in Parteiorganisationen abgemüht und diese ganzen Kompromisse sind doch nicht das, was man eigentlich haben will. ((Hinzu kommt, dass in der Welt des finalen Kapitalismus derjenige, der oben steht, den unten verachtet.)) Also wünscht man sich mehr direkte Macht über die Bevölkerung. Denn dann kann man etwas tun, etwas bewegen. Dieses Phänomen kann man immer wieder beobachten. ((Wahlweise hängt das auch mit der Verachtung zusammen, die die Regierenden für die Regierten zu haben scheinen.))

Eine Variante direkter Macht der Exekutive über die Bürger ist das, was mit ALG II Empfängern gemacht wird. Hier muss man sich für eine eigentlich selbstverständliche staatliche Hilfe in Notzeiten zum einen finanziell komplett nackt machen, zum anderen durch alle möglichen Ringe springen. Denn die Strategie des Förderns und Forderns sorgt dafür, dass die Bundesagentur für Arbeit dir eigentlich sogar sagen kann, welchen Job du für welches Geld annimmst und was für dich dann zumutbar ist. ((Ich kann es euch verraten: ALLES!)) Hier findet also direkte Macht statt. Eine Macht, die der Regierung vom Parlament gegeben wurde und die unter bestimmten Gesichtspunkten wohl kaum dem Sinn des Grundgesetzes entspricht.

Das reicht aber anscheinend noch nicht. Die Gesellschaft ist noch zu nonkonform. Also braucht man halt noch mehr direkte Macht. Das tut man dann über Überwachung. Denn Überwachung erzeugt Konformitätsdruck, auch gerne mal Chilling Effect genannt, und dieser ist dann auf einmal wieder direkte Machtausübung. Und das ist es ja, was die Politiker wollen: nämlich, dass die Welt nach ihren Vorstellungen läuft. Das sie berechenbar wird. Denn eigentlich ist unser Gemeinwesen unbeherrschbar und dazu noch von Menschen bevölkert, die nicht dieselbe Meinung haben, wie die Regierenden. Dabei haben die doch Recht und die Macht!

Am Ende bleibt wohl zu sagen, dass wir unsere Verfassung und Grundrechte immer mehr aktiver verteidigen sollten und grundsätzlich Politiker abstrafen sollten, die meinen über uns und nicht für uns zu regieren.

Freiheit und Gleichheit

Wir leben in einer Welt in der verschiedene Dichotomien ((Ja, es wird hier jetzt Fremdwörter geben. Das hier ist ziemlich ernst gemeint.)) verschwunden sind, die noch vor 20 Jahren allgemeingültig waren. Eine der größten ist sicherlich die zwischen Kommunismus und Kapitalismus. ((Ihr merkt, keine Links. Ich erklär die beiden Sachen eh hier.)) Dieser Unterschied endete zumindest für die „westliche Welt“ mit den friedlichen Revolutionen der 90er Jahre. Seitdem herrscht eigentlich nur noch der Kapitalismus und mit ihm das Paradigma der liberalen Ideen. „Untergegangen“ sind der Kommunismus und damit das Paradigma der Gleichheit. ((Gregor Gysi meinte schon in den 90ern, dass der Kapitalismus übrig geblieben ist und nicht gesiegt hat. Er hat da übrigens recht.))

Liberalismus

Diese beiden Werte, Freiheit und Gleichheit, stehen sich eigentlich schon mindestens seit Beginn der Industrialisierung gegenüber. Die entsprechenden Philosophien beruhen auf einem eher protestantisch-christlichen und auf einem atheistisch-materialistischen Weltbild. Die liberalen Gedanken drehen sich schon immer um die Frage des Eigentums. Angefangen mit John Locke stand immer die Frage im Mittelpunkt, wie man das eigene Eigentum im gesetzeslosen Naturzustand schützen kann. Das Eigentum erwirbt man in dem man seine eigene Arbeitskraft mit der von Gott gegeben Natur vermischt. Damit sehen wir auch schon, dass hier Freiheit wirklich bedeutet, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Gleichheit kommt maximal als grundlegende Chancengleichheit vor. Das bedeutet, dass jeder sich so weit entwickeln kann, wie er kann. ((Oder im protestantischen Sinne: wie Gott es für ihn oder sie vorgesehen hat.)) Wer wenig kann, kann halt auch wenig erreichen. Diese Chancengleichheit bedeutet auch, dass die grundlegende Gerechtigkeit in einer liberalen Gesellschaft darauf beruht, dass jedem das zukommt, was er qua seiner Anlagen verdient.

Da gibt es natürlich auch ein paar Probleme aus denen dann die entsprechende politische Philosophie erwächst. Denn wenn ich in einer Welt lebe, in der ich viel Wohlstand anhäufen kann, in dem ich mein Potenzial voll ausnutze, dann habe ich eigentlich nur eine Sorge: dass die Freiheit der anderen so weit geht, dass sie es mir wegnehmen können. Und das ist der einzige Grund, warum wir laut den liberalen Theorien einen Staat brauchen. ((Okay, Locke entwirft dann die erste Verfassung, die eine Demokratie vorsieht und ist da relativ spannend, aber bis dahin ist das halt die Basis des Liberalen.)) Das findet dann seine extreme Form im Liberalismus von John Rawls und in den Theorien des Libertarismus, bei denen Staaten ganz klar nur dafür da sind, eine grundlegende Notversorgung des Einzelnen vorzunehmen ((Und teilweise nicht einmal das…)) und ansonsten gar nicht in die Wirtschaft oder die Gesellschaft einzugreifen. ((Große Proponentin hier ist Ayn Rand.))

Der Liberalismus ist also die Philosophie der Freiheit. Dabei sind wir alle so frei, dass sich im Zweifel auch niemand darum kümmert, wenn wir in Not sind. Dies ist der Freiheitsbegriff, den zum Beispiel die FDP anhängt. Freiheit als Prinzip des Politischen bedeutet, dass der Einzelne viel erreichen kann, aber halt auch frei ist daran zugrunde zu gehen. Sie ist nicht wirklich freundlich, wie auch liberale Ideen des Sozialsstaates nicht freundlich sind. Sie gehen immer davon aus, dass der Einzelne selbst an seinem Schicksal schuld ist, weil er ist ja frei daran etwas zu ändern. Und wenn es Drittfaktoren gibt, dann hat man halt Pech gehabt und soll das Beste daraus machen. Auch dann hängt es nur an dir.

Kommunismus/Sozialismus

Ganz anders sieht es da bei den politischen Philosophien aus, die auf Gleichheit aus sind. Diese Ideen kommen auch aus einer Betrachtung von Wirtschaft und vor allem, was die Wirtschaft mit Menschen macht. Während also der Liberalismus sich mit der Frage beschäftigt, wie man den einzelnen in der Wirtschaft beschützen kann, fragt sich der Kommunismus wie man den ihn davor beschützen kann, dass er im Kapitalismus seine Menschlichkeit verliert. Karl Marx sagt an der Stelle, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt und wenn man in der Industrie arbeitet, dann wird man zu einer Art Maschine, die immer nur wirtschaftliche produziert und zwar zum Wohle anderer. Es geht Marx also irgendwie um die Frage, was der Kapitalismus mit denen macht, die im Kapitalismus keine Macht haben. Also diejenigen, die nach der Logik des Liberalismus soundso nichts Höheres verdient haben. ((Der vergisst da übrigens, dass jeder von uns seine Chancengleichheit von seinen Vorfahren vererbt bekommt.))

Seine Analyse ist dann halt auch die, dass es diesen Menschen, die im Kapitalismus unten stehen, eigentlich mehr hilft sich zu kollektivieren. Denn das einzige, was die Massen für sich als Vorteil haben ist die Tatsache, dass sie die Massen sind. Es können halt sehr viele Menschen an kleinen Positionen die Welt stürzen. Das ist auch schön und gut, allerdings muss dann verhindert werden, dass wieder eine Ungerechtigkeit auf der Basis von Chancengleichheit entsteht. Da diese auf dem Konzept der Freiheit beruht, muss also ein anderes Konzept her und dieses ist Gleichheit. Gleichheit ist die Gerechtigkeit, die jedem dasselbe gibt, unabhängig davon, was er kann. ((Also das Gegenteil von Freiheit.)) Aus der Sicht der Kommunisten ist diese Gleichheit dann halt auch die ultimative Freiheit, weil wenn alle gleich sind, sind alle gleich frei und können nicht vom anderen unterdrückt werden. ((Hat nicht funktioniert… Wenige waren gleicher als der Rest.))

Allerdings ist das dann auch nicht so romantisch. Schliesslich bedeutet Gleichheit für alle auch, dass ein Staat diese Gleichheit immer gewähren muss. Da wir von Natur aus unterschiedliche Eigenschaften haben, führt dies zu einem Szenario in dem man die Menschen mit hohem Potenzial bremsen muss und die mit weniger Potenzial ewig anschiebt. Letzteres ist für eine Volkswirtschaft problematisch und ersteres führt im Zweifel zu Staatsterrorismus. Da gerade dieser Staatsterrorismus das Bild des Kommunismus prägt, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass Gleichheitsphilosophien eher verpönt sind.

Abwägungen

Wenn man sich das jetzt so ansieht, dann stellt man fest, dass man eigentlich in keiner dieser Welten leben will und derzeit in einer davon lebt. Wir leben in der liberal-libertären Welt der Chancengleichheit in der der Staat sich immer weiter zurückzieht und der wirtschaftliche Erfolg alles ist. Das führt halt dann auch dazu, dass wir wieder Entwicklungen zu einem modernen Proletariat haben. ((Nur diesmal wird diesem sogar noch erzählt, dass es an seiner Lage selbst schuld ist und die Leute glauben das.)) Also müssen wir zu einer größeren Gleichheitskomponente in der Politik zurück. Die Politik muss halt mehr langfristige Ungleichheiten ausgleichen, damit zum einen irgendwie der Frieden bewahrt wird ((Nicht vergessen: Marx sagt die proletarische Revolution voraus, wenn die Proletarier zu prekär leben.)) und zum anderen der Staatsauftrag ((Fürsorge für die Bevölkerung.)) zumindest grundlegend erfüllt wird.

Das Perfide ist nun, dass heutzutage jeder sich für einen Kapitalisten hält und es zu einen Mem geworden ist, das sich die anderen nicht genug anstrengen und man sich selbst nur genug anstrengen muss, damit es klappt. Dem ist aber gerade bei einem Blick in die Bildungssoziologie nicht so. Solange Menschen aus Gründen der Sozialstruktur von Bildungsmöglichkeiten abgehalten werden, solange braucht man diesen Käse gar nicht glauben. Trotzdem wird es immer wieder getan. Wir glauben, dass wir nur mehr Freiheit brauchen, damit wir besser dran sind, aber die meisten wären eigentlich besser dran, wenn sie weniger Freiheit und mehr Staatseingriff hätten.

Emailkrypto für Anfänger

Nach PRISM ist es mal wieder im Fokus: die Tatsache, dass wir von Geheimdiensten abgehört werden. ((Und zwar nicht nur amerikanischen, sondern auch unseren eigenen.))

Das ergibt viel Diskussionen, Empörung und so weiter, aber eigentlich zeigt es nur auf ein Problem: wir schützen uns noch nicht genug davor. Klar, jetzt mögen die Post-privacy Advokaten wieder sagen, dass man sich damit einem erzwungenem Privatismus ergibt.

Doch wie kann man sich schützen? SSL ist keine ernsthafte Lösung. ((Die Staaten haben alle ein root-Zertifikat. Schaut lieber nicht in die Liste in eurem Browser.)) Also, nehmen wir halt PGP. Das ist relativ einfach einzurichten und schützt euch (vorerst) dank Ende-zu-Ende Verschlüsselung vor Schnüffeleien. Es ist eigentlich relativ einfach einzurichten.

Der Standard für Windowskisten ((Für Mac frage man mich mal in den Kommentaren. Linuxuser sind Linuxuser und wissen, was sie da zu tun haben.)) ist sich einen Mozilla Thunderbird zu installieren und diesen mit GPG und dem Add-On Enigmail dazu zu bringen Emails verschlüsseln und entschlüsseln zu können. Dann generiert man sich seinen Schlüssel für die jeweilige Emailadresse und schmeisst diese auf den Schlüsselserver und los geht es. Leider gibt es immer (noch) zuwenige Anwender dieser einfachen Technik, aber dank der erneuten Aufmerksamkeit für dieses Thema hoffe ich, dass wenigstens einige von euch dies auszuprobieren.

Eine Frage der Qualität

Die Schulen stehen im 21. Jahrhundert vor großen Herausforderungen. Das liest man zumindest überall und es bemüßigen sich viele Leute an Analysen, Forderungen und ähnlichem. Dazu gehöre ich, der sich schon auf seinen Bierkasten gestellt hat, aber auch die Kultusministerien und Gremien, die diesen angegliedert sind. Im Gegensatz zu mir, hat das bayrische Kultusministerium da natürlich tatsächlich etwas zu sagen und die Entscheidungen und Ideen, die dort entwickelt und getroffen werden, landen dann bei uns Lehrkräften. Eine der aktuell am meisten diskutierten Ideen ist ein Qualitätsmanagement für Schulen. Da mich dies betrifft möchte ich eigentlich nur einmal festhalten, wie dieses strukturiert ist und was mir das am Ende sagt. ((Ja, langweilig, aber das hier ist ja mein Blog.)) Die meisten dieser Informationen findet man auch auf der offiziellen Seite des Projekts. Ich fasse das nur grob zusammen.

Schulqualitätsmanagement – Ein Anfang

Bevor es allerdings wirklich losgeht muss man sich ja erst einmal irgendwie darüber klar werden, was denn eigentlich Schulqualität ist. Die Liste dazu ist so erstaunlich lang, dass es eigentlich gar nicht möglich ist das in einem zu operationalisieren. Die Anforderungen an Schule sind halt so vielschichtig und komplex, dass es auch sehr schwer ist zu sagen, was eine Schule gut macht. ((Vielleicht wäre es auch einfacher sich anzusehen, was eine Schule schlecht macht und das einfach abzustellen und den Rest einfach laufen zu lassen, bis es Probleme gibt.)) Während die Schulverwaltung sehr abstrakte Ziele ansetzt, stört den Lehrer vor allem unwegsame Verwaltung und das eine oder andere pädagogisch-psychologische Problem, dass die Fähigkeiten des einzelnen übersteigt. Dazu kommen noch die Schüler, die klare Vorstellungen haben, wie das so aussehen soll ((Witzigerweise hat das wenig mit „gar keine Schule“ zu tun, und mehr mit freundlichem Umgang, Transparenz und spürbarer Kompetenz.)) und auch die Eltern, die gerne mal dem neurotischen Druck der Gesellschaft erliegen und der Schule nicht vertrauen. ((Leute, ganz ernsthaft: das ist alles nicht ideal, aber wir wissen relativ gut, was wir da tun…)) Am Ende hat aber alles sein Zentrum in den zentralen Schulabläufen, also schlicht Rahmenbedingungen die den Lehrern und der Schulleitung ermöglichen möglichst gut die Wünsche der Eltern, Schüler und Schulverwaltung zu erfüllen.

Dazu benötigt man Strukturen und auch einen klaren Plan der Verbesserung. Das soll dann das Qualitätsmanagement machen. Dafür muss dieses Managementsystem aber auch bestimmte Anforderungen erfüllen. Es muss schlank, flexibel, transparent und dabei auch dokumentierbar sein. Diese Aufgabe versucht man derzeit in meinem Bereich mit dem QMBS ((Qualitätsmangement an beruflichen Schulen)) zu lösen. Das ist das System, das ich hier jetzt erst einmal darstellen möchte. ((Allein schon, weil ich es endlich mal in Ruhe kapieren will.))

Grundlegende Ideen von QMBS

Das System besteht im Endeffekt aus vier Komplexen, die sich um ein zentrales schulisches Qualitätsverständnis drehen. Das Qualitätsverständnis ist individuell für jede Schule festlegbar und gilt als Ausgangspunkt für alle anderen Aktivitäten der Schulqualitätssicherung. Das macht dieses Verständnis jetzt nicht einfacher zu erreichen und die Chance, dass dieses Qualitätsverständnis suboptimal definiert wird ist durchaus vorhanden. Schließlich sind Lehrer Experten für ihre Fächer und Unterricht, aber nicht für Prozessanalyse, schon gar nicht der eigenen Prozesse.

Der erste Komplex, der sich an das Qualitätsverständnis anschließt ist eine interne Evaluation der schulischen Prozesse. Ohne Daten darüber, wie die Schule läuft, können wir ja eigentlich keinerlei Aussagen treffen oder Maßnahmen ergreifen. Dazu braucht es dann also eine standardisierte und reliable Datenerhebung. ((Wie man das in einer Schule anstellt, wenn eigentlich das gesamte Personal keine Bildungsforscher sind, gute Frage… Man wird dabei anscheinend unterstützt.))

Um dann irgendwie die Maßnahmen umzusetzen und auch eine Kontrolle der Umsetzung zu haben, ist dann auch noch eine externe Evaluation vorgesehen. Dabei kommen dann halt Leute vorbei, schauen sich alles an und bereichern die Schule mit ihrer Kompetenz ((Oder wenigstens einem Stapel Papier…)). Das ist vor allem das Mittel der Schulverwaltung um sicher zu gehen, dass hier nach Vorgaben und Ideen gearbeitet wird, die akzeptiert und sinnvoll sind.

Das gibt es dann auch noch einmal auf der persönlichen Ebene. Aus der Idee, dass sich der Einzelne immer verbessern kann, entsteht das Indivualfeedback für Lehrer. Hierbei sollen sich die Lehrer gegenseitig beobachten und unterstützen. Vorgegeben ist da nur, dass man das als Lehrer so einmal im Jahr machen sollte.

Zuletzt muss die ganze Qualitätssicherung natürlich auch noch organisiert werden. Das geschieht im Beriech Prozessteuerung. Hier gibt es dann eine Lenkungsgruppe, die die Schulleitung dabei unterstützen soll, dass da die Qualität gemanagt wird. Da geht es natürlich auch um Beteiligung, aber halt auch Verwaltung.

Dies stellt jetzt erst einmal die grobe Struktur dar, doch da kann man natürlich auch mal ins Detail gehen.

Schulisches Qualitätsverständnis

Das SQV ((Ja, Akronyme sind immer toll!)) steht „in der Mitte allen schulischen Qualitätshandelns“. Es wird sich von der Schule selbst gegeben in einem Prozess, der irgendwie nach Demokratie aussieht. Dabei wird die Lehrerschaft gefragt, wie sie das so sieht und dann werden daraus Leitsätze gebildet nach dem Qualität an der Schule so begriffen wird. Die Schulgemeinschaft soll also für sich klären, was Schulqualität ist und daraus dann Ziele und Aufgaben ableiten.

Das ist auf der einen Seite sehr nett und sicherlich der einzige Weg, wie man überhaupt Schulqualität umsetzen kann, es ist aber auch problematisch, da hier am Ende ein Kompromiss getroffen werden muss. Da bestimmte Personen in einer Schule sämtliche Abläufe wahlweise torpedieren oder zumindest erschweren können, haben diese den Vorteil der bestimmenden Minderheit. Das bedeutet dann leider nicht, dass deren Ideen zur Schulqualität tatsächlich die für die Schule geeignetsten sind. Da hier alles demokratisch läuft, kann es zu Blockaden oder aber zu Manipulationen kommen, die die Legitimität des gesamten Prozesses gefährden. Das gesamte System hängt aber am Qualitätsverständnis und hier wird es dann schon schwieriger.

Interne Evaluation

Eine Schule intern zu evaluieren ist, mit gegebenen Mitteln, eigentlich ganz einfach. Man baut einen Fragebogen, bei dem sich der empirische Sozialforscher nicht gleich durch Lachen oder Suizid aus der Welt entfernt, und schmeisst diesen den Schülern und Lehrern entgegen. Dann setzt man sich hin, oder lässt jemanden hinsetzen, und macht dann Datenanalyse. Ein paar hübsche Tortendiagramme ((Tortendiagramme sind übrigens das Comic Sans des Statistikers…)) später hat man grundlegende Informationen über die Schule gesammelt. Das ist durchgehend sinnvoll und praktikabel. Das einzige Manko ist dann die Frage, welche Problemfelder eigentlich überhaupt analysiert werden und das fällt auf das Qualitätsverständnis zurück.

Eine interne Evaluation der Abläufe kann eigentlich nur hilfreich sein, solange sie professionell durchgeführt ist. Das ist dann auch der einzige Punkt an dem dies in der Schulrealität gerne mal scheitern kann. Aber hierfür gäbe es sicher Hilfe, weswegen dies eigentlich etwas ist, was man machen kann und wahrscheinlich auch sollte.

Externe Evaluation

Das wird bei externen Prozessen noch einfacher. Eigentlich kann man sich der externen Evaluation einfach ergeben und im Behördensystem muss man das halt schlicht einfach tun. Damit wird es aber auch erst problematisch, da hier eigentlich Werte von außen an die Schule herangetragen werden, die wiederum nicht mit dem schulischen Qualitätsverständnis übereinstimmen müssen und dank der Breite der pädagogischen Welt auch gerne komplett im Widerspruch zum Qualitätsverständnis stehen können. Das führt entweder zur Entwertung des externen Feedbacks oder aber zu zusätzlichem Konformitätsdruck auf die Schule. Beide Szenarien sind nicht sonderlich hilfreich. Hier hängt sich das Problem wieder am Qualitätsverständnis der Schulen auf.

Generell ist zu sagen, dass eine externe Evaluation mit klaren und transparenten Anforderungen und Regeln sicherlich sinnvoll sein kann, wenn diese dann Rücksicht auf die schulinternen Vorstellungen von Qualität nimmt.

Individualfeedback

Der nächste Bestandteil ist das individuelle Feedback für jeden Lehrer. Dies wird generell als freiwilliges Angebot formuliert. Es wird davon ausgegangen, dass Lehrer Feedback wünschen und sich fortbilden wollen. Dazu gibt es dann individuelles Feedback, dass sich die Lehrkraft selbst aussuchen kann. Zwar wird in allen Texten betont, dass dieser Prozess unabhängig von etwaigen Beurteilungsszenarien ist, aber man darf es dem dauerkontrollierten Beamten nicht übel nehmen, wenn er da skeptisch ist. Die Akzeptanz solcher Methoden hilft sicherlich die Qualität an Schulen zu verbessern, doch die Beurteilungs- und Kontrollpraxis in staatlichen Schulen kann dafür sorgen, dass sie wenig Akzeptanz erfahren werden, da man gelernt hat Feedback und Kontrolle wahlweise zu ignorieren oder zu fürchten. ((Ich weiß nicht, was davon schlimmer ist.))

Bei einer entsprechenden Schulkultur ist Individualfeedback sicherlich eine gute Idee und hilfreich. Diese Schulkultur herzustellen ist ähnlich komplex wie das entsprechende Qualitätsverständnis herbeizuzaubern.

Prozesssteuerung

Der letzte Bestandteil ist dann auch der wichtigste, denn ohne eine entsprechende Organisation ist ein Management nicht möglich. Mit diesem Teil beschäftigt sich die Prozesssteuerung. Wie der Namensbestandteil Steuerung schon angibt, geht es hier nicht um einen demokratischen Prozess, sondern die Aufgabe obliegt der Schulleitung und einer Lenkungsgruppe ((Die Begrifflichkeiten sind klasse, oder?)). Diese Gruppe soll Qualitätsmassnahmen entwickeln, kontrollieren und dokumentieren.

Abhängigkeiten sollen natürlich nicht gegeben sein, aber sie sind am Ende informell natürlich da. Damit kann befürchtet werden, dass die Menschen, die den Prozess lenken sich durch den Prozess verändern müssen oder zumindest ihre Umstände verändert sehen. Das ist dann natürlich für diese Menschen ein Problem und im Endeffekt ein Grund, dass die Organisatoren des Qualitätsmanagements eigentlich nur viel Papier, aber keine Ergebnisse abliefern.

Und nun?

Nun, die Idee einer irgendwie gearteten Sicherung von Schulqualtität ist an sich nicht schlecht, wenn die grundlegenden Fragen geklärt sind. Diese Fragen sind:

  • Was ist denn Schulqualität?
  • Wie ist sie operationalisiert?
  • Welche Relevanz hat sie für die Betroffenen?

Diese Fragen werden durch QMBS nur wenig beantwortet, weil es eigentlich später ansetzt. Im Mittelpunkt steht halt ein Qualitätsverständnis, das schwammiger nicht sein kann und auch schwieriger nicht vereinbart werden kann. Da die Alternative, nämlich global vorgegebene Qualitätsstandards als schlechter gesehen werden, ist dies ein saurer Apfel, in den man beißen muss, will man Schulqualität herstellen. Der primäre Kritikpunkt, der mir hier auffällt ist, dass das Qualitätsverständnis positiv formuliert wird. Es ist viel einfacher zu sagen, was man nicht haben will, als immer positiv etwas zu formulieren. Meist bleiben diese Formulierungen auch leer.

Während interne Evaluation und Individualfeedback absolut sinnvolle Ideen sind, können sie am Ende an veralteten Vorstellungen in der Lehrerschaft scheitern. Aber sie werden sicherlich in Zukunft zu sinnvollen Standards werden. ((Dass die erst jetzt die Idee haben, dass das vielleicht sinnvoll wäre, sagt mehr über unsere Schulverwaltung, als man wissen möchte.)) Die externe Evaluation spielt hier eine untergeordnete Rolle, weil QMBS es sie nur insofern betrifft, dass man dafür sorgt, dass man zu ihr kompatibel ist. ((Egal wie hirnrissig die Kriterien dann sind.))

Die Prozessteuerung ist am Ende das Sorgenkind dieses Konzepts. Sie macht eigentlich alles schlecht, was man sich hier erhofft. Sie ist weniger flexibel und hat eine Chance viel Filz und wenig Inhalte zu produzieren. Dies scheint mir die eigentliche Achillesferse dieses Systems zu sein. Es wird viel Geld und Zeit in etwas investiert, dass eigentlich Schule schlanker und effizienter machen sollte. Die Anfangsinvestition an Zeit und mentaler Arbeit ist hoch und verspricht keinerlei Ergebnisse oder auch nur Ergebnisansätze.

Dementsprechend ist mein Bild vom QMBS das einer guten Idee, die nicht gut umgesetzt ist. Es ist gut gemeint aber im Detail nicht gut gemacht.