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Drei Worte und ein Halleluja

Ich habe gerade den Fehler begangen auf twitter nach Stichworten zu fragen, weil ich mich langweile. Also schreibe ich jetzt mal kurze Geschichten zu drei Sätzen Stichworte, die mir so gegeben wurden. Es waren genug damit es mehrere kurze Vignetten werden. Wer komischen Kram angibt ist für komische Geschichten verantwortlich. Los geht’s!

Starbuck Reihe Mais

Ein Venti Latte musste es jetzt sein! Marie-Luise Müllers Tag war eine Katastrophe! Alles fing mit den absolut indiskutablen kindischen Essenwünschen von Günther an! Maiskolben, wie in der Jugend! Mit Butter! Weiß er überhaupt, wie viel Fett da drin ist? Und dann der Wochenmarkt! So viele Menschen, warum hat sie nicht einfach Magdalena geschickt? Nein, sie musste ja versprechen ein „Familienessen“ mit allen „Lieblingsgerichten“ zu kochen. Das war alles zu viel! Jetzt stand sie endlich in der Reihe um ihren verdienten Kaffee zu kriegen. Wenn der Typ vor ihr doch nur wüsste, was er will!

Wunderkerze Nase Gullideckel

Silvester war wieder so schön! Die knisternde Kälte unter dem klaren Winterhimmel versprach einen Jahresübergang, an den sich viele Menschen liebevoll romantisch erinnern. Frierend mit einer Wunderkerze in der einen und einem Glas etwas zu schlechtem Sekt in der anderen Hand das neue Jahr begrüßen, macht viele Menschen glücklich, auch wenn sie die nächsten zwei Wochen verrotzte Nasen und Keuchhusten vom ganzen Feinstaub haben, der die Straßen vernebelt bis man nur noch die Gullideckel sehen kann. Und so standen sie auch diesmal wieder auf der Straße, um das Jahr zu verabschieden und zu begrüßen.

Homebanking Holunder Schilddrüsenüberfunktion

Die Holunderschorle schmeckte vorzüglich zum warmen Sonnenschein, der auf die hölzerne Terrasse fiel. Es war ein langsamer Tag für Johnny Malone, der in Jeans und Unterhemd in seinem Korbstuhl saß und müde das Drama im Homebanking ansah. Wenn er nicht bald einen neuen Auftrag an Land ziehen konnte, dann musste er wieder Bohnen aus der Dose essen. Das war immer so ein Drama, weil er dann noch mehr abnahm. Seine Schilddrüsenüberfunktion machte ihn so schon sehr dünn und während er zitternd die Zigarette zum Mund führte, ärgerte er sich jetzt schon, obwohl er sicherlich noch für zwei Wochen genug Geld zum Leben ohne Dosenbohne hatte. Während Johnny in der Erwartung schlechten Essens gefangen weiter an der Zigarette zog, verdunkelte sich auf einmal die Sonne. Er drehte sich dem Schatten zu, der von einem Mann in einem langen Staubmantel geworfen wurde. Als er in das vernarbte Gesicht sah, wurden die Bohnen auf einmal wieder sehr attraktiv. Aber Johnny konnte noch nie dem Unheil widerstehen, also zeigte er rauchend auf den Stuhl vor seinem Tisch. Der Fremde setzte sich und schaute Johnny lange mit herausfordernder Ruhe an, bevor er zu sprechen begann.

So, mehr gibt’s nicht. Die Übung war schon schön genug. Ich danke für alle Stichworte!

Sonnenwende 2016

Die längste Nacht des Jahres steht vor uns. Viele denken, dass 2016 ein furchtbares Jahr war und vermuten, dass die Nacht in der Welt niemals endet. Angst vor der Zukunft und vor dem, was kommt und uns herausfordert. In der Dunkelheit haben wir immer Angst gehabt. Die Menschen kriechen in ihre Höhlen und zünden Feuer an, damit die Dunkelheit und die Ungewissheit nicht an sie herankommt. Heute sitzen wir in bequemen Häusern, aber sie sind nicht anders als die Höhlen.

Doch es gibt mehr als diese realen Höhlen in unserer Welt. Es gibt auch die Höhle in unserem Kopf in der wir uns vor der schlimmen Welt verstecken. Wir wollen die Dunkelheit, die da draußen zu sein scheint nicht in unsere Gedanken lassen.

Die Sonnenwende war lange das Ende des Jahres. Die Menschen gingen hinaus und entzündeten Feuer in der Nacht. Sie glaubten, dass wenn sie dem Feuer huldigen, die Sonne wieder aufgeht. Dieses Licht können wir auch in dieser Nacht entzünden, real und metaphorisch. Denn dann verschwindet die Dunkelheit und die Sonne geht am nächsten Morgen wieder auf.

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Sommermorgen 13.06.2016

Mühsam reckt sich das Morgengrauen der Sonne entgegen, streckt seine Arme und versucht im grauen Nieselregen aufzustehen. Die Frische der wässrigen Luft unter dem dauerhaft bedeckten Himmel verspricht eine Kühle, die nach der Hitze der Nacht nur klärend wirken kann. Der neue Tag sieht sich in den Trümmern der Nacht um. Hier liegt eine schwarz-weiß-rote Fahne, dort eine Patronehülse, hier ein verbrannter Regenbogen, dort ein zertretener Bierbecher.

Im nationalen Freudentaumel über ein gewonnenes Spiel ist zu erkennen, dass Exzess gefährlich und wieder üblich ist. Sport ist die Ersatzdroge für Völker, die glauben, dass sie nationale Identität brauchen, weil die Identität des Einzelnen schon aufs Feinste zermahlen ist und Gemeinschaft nur darüber herzustellen ist, vor dem Fernseher den Volksvertretern beim Rasenkampf zuzusehen. Und so sitzen tausende Nationaltrainer in der Etappe und warten auf den Sieg, auf das wir in Glorie aufgehen.

Gleichzeitig leckt das Blut unter der verschlossenen Tür eines Nachtklubs hervor. Auch hier erkennt man die Gefährlichkeit des Exzesses, wenn die Identität verwundet wird. Denn allein die Tatsache, dass jemand anders liebt, bedeutet schon eine Bedrohung des Seins, die in Pulverrauch untergehen muss, aber kein Thema ist, solange man die Überreaktion aus Angst einem dämonischen Bösen unterschieben kann, das noch mehr Überreaktion und Angst rechtfertigt. Denn Angst ist irrational und damit der Freibrief für das Gewissen, wenn man die Trümmer des eigenen Handeln sieht.

Der Tag ist grau, der Regen leicht, aber dauerhaft und der Kater am Morgen nach einer Nacht voller Drogen umso schmerzhafter. Es ist der Moment in dem der Vorsatz wächst, nie wieder so über die Stränge zu schlagen und der in Kürze vergessen ist, wenn die Realität wieder so sehr weh tut, dass es nur noch mit Drogen zu ertragen ist.

Review: Omnia – Naked Harp

Ich bin ja schon lange ein großer Fan der Band Omnia, deren Musik sie selbst als Neo-Celtic Pagan Folk (Rock) beschreibt. Der Musikstil beruht auf akustischen Instrumenten, in teilweisen rockigen, aber auch traditionellen Arrangements, die etwas auf moderne Hörgewohnheiten angepasst wurden. Die Hauptinstrumente sind dabei Flöten, Klavier, Schlagzeug und Saiteninstrumente wie Gitarren, aber auch die Harfe. Nun wurde immer mal wieder laut, dass Jenny, die besagte Harfe spielt, eine Meisterin dieses Instruments sei. Eine Tatsache, die sich bei Konzerten und den normalen Studioaufnahmen nur indirekt erfahren lässt, da hier die Harfe sehr selten im Mittelpunkt steht. Ich habe mich also immer gefragt, wie toll sie das wirklich kann. Immerhin fand ich die harfenlastigen Stücke auf den Alben bisher immer gut. Da ich anscheinend nicht der einzige war, der sich mal eine reine Harfen CD von Omnia wünschte, ergab es sich nun, dass Jenny mal eine solche aufgenommen hat. Und ich bin von ihrer Meisterschaft auf dem Instrument überzeugt worden.

Doch gehen wir das Album Naked Harp mal durch. 

Das Album beginnt mit One Morning in May. Einem langsamen tragenden Stück, das eine Bearbeitung des Songs von James Taylor ist. Es strahlt eine gewisse innere Ruhe und Hoffnung, die einem öfter auf diesem Album begegnen wird. Das einzelne Instrument der Harfe und die komplex klingenden Strukturen begeistern mich da schon.

Darauf folgt das Flutterby Set, eine Kombination aus zwei klassischen keltischen Jigs, die sich mit fliegenden Wesen und damit auch Leichtigkeit auseinandersetzen. Diese Leichtigkeit findet sich in den schnellen Läufen und fließenden Melodien beider Stücke.

Es folgt das erste Stück des Harfenmeister Turlough O’Carolan, von dem sich mehrere Werke auf der CD befinden. Eleanor Plunkett ist, wie viele Stücke O’Carolans, einer Person gewidmet, die ihn finanziell unterstützt hat. Es ist ein ruhiges Stück, das aber einen Sinn von würdiger Anmut vermittelt. Also durchaus etwas, das einer Dame aus gehobenem Stande angemessen ist.

Eine Dame noch höheren Ansehens steht im Mittelpunkt des nächsten Stücks. Die Fairy Queen zeigt nicht nur eine gewisse Anmutigkeit, sondern auch Verspieltheit in ihrer musikalischen Gestaltung.

Für diejenigen, die auf Omnia typische Musik gewartet haben, kommt nun mit einer Harfenbearbeitung von Dil Gaya. Das Lied, das aus Afghanistan kommt, zeigt, dass auch sehr uneuropäische Harmoniefolgen auf einer Harfe gespielt werden können. Die Kunstfertigkeit von Jenny zeigt sich auch in der Polyrhythmik des Liedes sehr gut.

Als Turlough O’Carolan sich aufmacht als wandernder Harfenspieler sein Geld zu verdienen war sein erstes Lied eine Widmung an eine junge Frau in die er sich verliebt hatte. Bridget Cruise ist ein einfaches, aber sehr berührendes Lied, das eine gewisse Ruhe und Sehnsucht ausstrahlt.

Im Gegensatz dazu steht das Jig Jenny’s Tits, das von zwei Meisen inspiriert wurde, die Steve und Jenny in ihrem Haus aufgezogen haben. In der alten Tradition, dass Jigs blöde Namen haben müssen, hat es dieses Wortspiel bekommen. Das Stück besteht nicht nur als einer sehr schnellen und wunderbar tanzenden Harfenmelodie, sondern zeigt auch mit dem Bodhrán ein anderes klassisches kelitsches Instrument. Ein sehr schönes Tanzlied.

O’Carolan, der uns durch ja durch dieses Album schrieb, nannte viele seiner Dankstücke Planxty. Damit ist klar, dass Planxty Irwin auch eines dieser Stücke ist. Es trägt sich majestätisch dahin und bildet einen guten Übergang zum nächsten Lied.

Die langsamen Love Birds lassen einen träumen und sich in die Arme einer geliebten Person denken. Dies ist Musik, die einen am Ende eines stressigen Tages und einer kalten Welt, die Liebe wieder spüren lassen. Ein Lied, das sich in einer lauen Sommernacht genauso gut anfühlt wie im Winter bei Kerzenschein.

Der Omnia Fan kennt En Avant Blonde als das Intro des Abschlusssongs Entrezomp-Ní Kelted. Eigentlich ein sehr einfaches Übungslied, wird es hier mit mehreren überlagerten Stimmen gespielt und steht endlich mal wieder für sich allein.

Es wird dann auch gefolgt von einem Omnia Medley, in dem die Fans der Band die Hooklines etlicher Lieder wiederfinden können, die hier einmal aneinander gewoben werden. Hier kann man auch einmal sehen, was für eine Kunstfertigkeit dahinter steckt, wenn Jenny diese Lieder auf der Bühne spielt.

Der Anam Cara der Liebste, ist laut Booklet iherm Ehemann Steve gewidmet. Das Lied plätschert langsam dahin und ich muss sagen, dass es gegenüber anderen Melodien wahrscheinlich wegen seiner Schlichtheit etwas untergeht. Es klingt definitiv nach zarter Liebe, aber mir sagt das eher weniger.

Es folgt das einzige Lied mit Gesang. Uvil Uvil ist ein schottisches Lied, das sehr feenhaft interpretiert wird. Es erzeugt einen Sinn von Ferne und Einsamkeit, die auch gut in die schottischen Highlands passt.

Es gibt in meiner großen Omnia CD Sammlung ein paar Lieder, die ich sehr liebe und von denen ich mir immer eine neue Version gewünscht habe. Luna war eines dieser Lieder. Es ist ein sich steigerndes Lied, das hier von einem Hackbrett erweitert wird. Gegen Ende überschlägt sich die Melodie, nachdem sie sich immer komplexer aufgebaut hat. Dies ist für mich einer der schönsten musikalischen Teile auf der CD. Luna gibt mir schon sehr lange Frieden, wenn ich es höre und diese neue Version ist tatsächlich noch besser als die ältere Variante.

Die CD endet mit Carolan’s Dream, einem letzten Stück vom Großmeister der Harfe, das diese Sammlung verschiedenster Harfenklänge sehr gut abrundet. In seiner Ruhe bildet es einen guten Abschluss an eine eher ruhige CD, bei der ein einzelnes Instrument im Mittelpunkt stand.

Alles in allem ist Naked Harp etwas für den Hörgenuss und das „Runterkommen“. Es gibt wenig des aufgeputschten Pagansounds, den Omnia gerne versprühen. Die Harfe berührt dafür als Instrument die Seele des Hörers auf eine ganz andere Art, als es die energetischste Bühnenshow kann.

Drei Akkorde und die Wahrheit

Irgendwie muss jeder so seine Position in der Welt finden…

Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch in dem jemand zu mir sagte:

Ich hab gemerkt, dass ich hier nichts verändern kann, also habe ich mich damit arrangiert.

Die Idee, dass man sich gerade in Berufen wie meinem einrichtet, alles am Arsch vorbei gehen und sich diesen dann auch schön versilbern lässt, ist nicht selten. Immerhin kann man am System eh nichts ändern und es geht ja auch um nichts… außer der Bildung unserer Kinder und Jugendlichen. Aber natürlich man wird langsam müde immer wieder gegen die willfährigen Erfüllungsgehilfen und Problemseher anzutreten, die Chancenaversität für Risikovermeidung halten und bei denen Strukturkonservativismus zur Ideologie und zum Selbstzweck geworden ist. Die Menschen leben in einer Welt, in der das Laufen des Systems gleichgesetzt wird mit seiner Sinnhaftigkeit. Es würde das ja alles nicht geben, wenn es notwendig wäre. Die Systemfrage, darf hier im übrigen nicht gestellt werden, weil nicht nur die Selbstdefinition der Vertreter, sondern auch deren Geldbeutel direkt an diesem hängt. ((Da sein mal angemerkt, dass die modernen Verwaltungen gerne politisch neoliberal-kalte Entscheidungen treffen, zu sich selbst aber mehr als freundlich sind, wenn es darum geht die eigene Leistung finanziell zu würdigen.)) Es zeigt sich also mal wieder, dass niemand bereit ist Sachen zu wissen, wenn ihr Gehaltscheck vom Nichtwissen derselben abhängt.

Das System und seine Vertreter wehren sich also gegen Widerspruch. Vor allem, wenn dieser aus den eigenen Reihen kommt, wird oft mit Erstaunen reagiert. Immerhin wähnt man den Kollegen doch als qua Amt und Aufgabe ideologisch gleichgeschaltet. Und wenn nicht, dann hat meist die Ausbildung versagt. Unbequeme Ideen werden an den Rand gedrängt und das System wehrt sich gegen den Störfaktor. Bevorzugt versucht man der Person, die nicht auf der wahrgenommenen Linie ist klar zu machen, dass mit ihr etwas nicht stimmt, wenn sie nicht diese Ansichten vertritt. Eine Strategie, die gerade bei denjenigen verbreitet ist, die in ihrer angeblichen Offenheit besonders engstirnig sind. ((Sonderekelpunkte gibt es für die Leute, die glauben, dass sie dank irgendeiner pädagogischen oder psychologischen Ausbildung befähigt seien alles neutral und objektiv zu sehen und deswegen den Fehler grundsätzlich immer nur beim Gegenüber zu suchen haben. Diese Art anderen Motive zu unterstellen, die man eigentlich nur bei sich selbst findet, ist nur ekelhaft sondern auch der Anfang von Gehirnwäschen und Gleichschaltung. Die perfide Idee, dass abweichende Meinung ein Indiz für abweichende Persönlichkeit ist, ist gerade unter Menschen im Bildungssystem immer noch zu sehr vorhanden. Weder die moderne Psychologie, noch ein einfacher menschlicher Ethos können diesen Standpunkt noch rechtfertigen.))

Die Frage allerdings ist, was bedeutet das für einen selbst? Das ist schwierig zu sagen. Soll man, wie oben zitiert, sich arrangieren? Vielleicht. Allerdings kann man sich auch einfach nur seine Kämpfe aussuchen und damit mehr Energie für diejenigen haben, die einem wichtig sind. Soll man dauerhaft blockieren und zum enfant terrible werden, mit dem keiner mehr redet? Sicherlich nicht. Man möchte ja am Ende der bessere Mensch sein. Also ist es besser zu warten, bis die andere Seite sich entlarvt in dem sie einem den Dialog unter unbegründeten Vorwürfen kündigt. Dialogbereitschaft unter Nicht-aufgeben der grundlegenden eigenen Position macht in der merkelisierten Welt der Verhandelbarkeit von allem die Gegenseite nahezu kirre. Natürlich ist man erst einmal dem anderen ausgeliefert, weil dieser mehr Spielraum und weniger Prinzipien hat, aber dann hat die Person gegenüber die Räume geöffnet, und man selbst kann in diese auch eintreten und zum eigenen Gunsten verhandeln. Selbst unsere Bundeskanzlerin hat no-gos und sowas tut dann im Zweifel genau diesen Leuten auch weh. Dazu sollte man nie vergessen, dass sich jedes System hacken lässt, wenn man nur seine Regeln kennt…

Wenn man also etwas in einem System verändern möchte, dann hilft es am Ende eben nicht allein, „drei Akkorde und die Wahrheit“ zu haben, wie das der Punk predigt. Natürlich braucht man Haltung, die man aus meiner Sicht dringend besitzen wie die Bereitschaft zum Stellen der Systemfrage immer haben sollte, aber man sollte sich auch überlegen welche Kämpfe man kämpft und mit wem man es da zu tun hat. Wenn man schon für seine Überzeugungen aufsteht, sollte es eine gewisse Gewinnwahrscheinlichkeit geben. Denn sonst ist man heldenhaft für nichts gestorben…

Romantische Selbstreproduktion

Wir denken gerne mal, dass wir gebunden sind. Das Soziale umarmt uns immer wieder und erzählt uns, wie unser Leben zu sein hat. Die Narrative der postmodernen Pseudoleistungsgesellschaft sind erdrückend: sei flexibel, sei modern, sei preiswert und du wirst belohnt werden. Die Welt wird begriffen als rein rationale Angelegenheit in der unser Tun als Akteure einer Wirtschaft in der Mitte stehen. Diese Welt wird also von den Mythen und Märchen des finalen Kapitalismus bestimmt. Das heißt, dass viele Menschen sich diesen angeblichen Zwangslogiken ergeben haben. Das ist auch der Fall, wenn es sich um die irgendwelche „Alternativkulturen“ handelt. Diese haben meist einen romantischen Ursprung und ziehen ihre Energie aus dem selben abscheulichen Menschenbild, dass uns vorgesetzt wird. Diese romantische Verklärung ist also nur die Betäubungspille für diejenigen, die sich unwohl mit dieser kalten Welt der Ausbeutung fühlen. Da wird man dann eingelullt in die Wärme des romantischen Gequatsches, in ein wohliges Gefühl des angeblichen Verständnisses, dass aber seine Prämisse und sein Ziel der Gegenwehr aus den selben unmenschlichen Prinzipien unserer Gesellschaft zieht. Würden wir diese Prinzipien tatsächlich ändern, dann würde auch die Romantik sterben.

Und mit ihr würden die vielen salbungsvollen Floskeln sterben, die wir uns erzählen um darüber hinweg zu täuschen, dass wir eigentlich nichts gegen diese Welt unternehmen wollen. „Genieße dein Leben, denn der harte Teil kommt noch!“, „Wir müssen uns mehr den Gefühlen widmen und uns wieder zur Natur zurückkehren.“ und „Erfülle deine Träume, weil später kannst du es nicht mehr.“ Das ist alles der romantische Backlash, der auf der Annahme beruht, dass der finale Kapitalismus das einzige Paradigma ist. Also auf der Annahme, dass wir nur rationale Wesen in einer kapitalistischen Welt werden und nur das werden können. Dagegen kann man sich fein wenden, aber das Prinzip ändert man damit nicht, man verfestigt es. Man blickt verklärt zurück oder sagt sich, dass die Zukunft schlecht wird, weil man die Idee nicht in Frage stellt.

Und so ist das romantische Geschwafel selbstproduzierend, weil es die selbe Welt braucht, über die es lamentiert anstatt sich gegen diese Welt zu wenden. Doch wenn es diese Welt nicht mehr gibt, wenn es, Eris befürchte, sogar eine gute Welt wird, über die man sich kaum beschweren kann, dann sitzen die ganzen verschnieften Romantiker da und haben auch ihren Lebenszweck verloren. Das geht nicht, also bleibt alles beim Alten, denn wenn sich die Dinge, über die wir weinen ändern, dann macht uns das selbst im größten Vorteil unglücklich und das muss verhindert werden.

Creative trips…

Aus der Principia Discordia erfolgt heute die Lesung der Seite 00063 nach dem offiziellen diskordischen Nummerierungssystems.

Ordnung der Unordnung oder auch Unordnung der
Ordnung vorzuziehen, ist eine Lebensart, die sowohl aus
Kreativität als auch aus Destruktivität zusammengesetzt ist.
Wenn man nun Kreativität der Destruktivität vorzieht, dann ist
das ein total kreativer Trip, der sowohl aus Ordnung als auch
aus Unordnung zusammengesetzt ist. Um es genau auszu-
drücken – wir Brauchen nur kreative Unordnung gemeinsam
mit, und gleichwertig zu, kreativer Ordnung zu akzeptieren
und bereit dazu sein, destruktive Ordnung als unerwünschtes
Gegenteil von destruktiver Unordnung abzulehnen.

Der Fluch des Graugesichts verursachte die Teilung in
Ordnung/Unordnung als essentielle positiv/negativ Polarität,
anstatt kreativ/destruktiv als die essentielle positiv/negativ
Polarität als Fundament zu verwenden. Dadurch verursachte
er, daß die Menschheit noch immer an den destruktiven
Aspekten der Unordnung leidet und außerdem den Zugang zu
einem kreativen Gebrauch von Unordnung nicht finden kann.
Heutige Zivilisation spiegelt diese unglückliche Teilung wider.

Principia1

POEE verkündet, daß die andere
Unterteilung von kreativ/destruktiv vorzu-
ziehen ist, und wir arbeiten darauf hin, krea-
tive Unordnung sowie kreative Ordnung als
etwas Positives und Begehrenswertes darzu-
stellen, und daß destruktive Ordnung genau-
so wie destruktive Unordnung unnötig und
unerwünscht ist.

Gehet hin und denkt über diese Weisheit bei einem HotDog nach.

Das SNAFU Prinzip

Das SNAFU ((Akronym: Situation Normal All Fucked Up aus dem US Army Jargon)) Prinzip zeigt warum wahre Kommunikation nur ohne Hierarchien stattfinden kann. Denn in Hierarchien werden die Untergebenen immer mehr dafür belohnt werden, wenn sie ihren Vorgesetzten Lügen als wenn sie ihnen die Wahrheit sagen. Das führt dazu, dass diejenigen, die die Entscheidungen treffen immer weiter von der Realität entfernt sind. Zur Illustration dieser schöne Text:

Am Anfang war der Plan,
und dann kamen die Vorgaben.

Und der Plan war ohne Form,
und die Vorgaben waren leer.
Und Dunkelheit
war auf den Gesichtern derer, die ihn umsetzen sollten.
Und sie sprachen zu ihren Leitern:
„Das ist ein Haufen Scheiße und es stinkt nach Gulli!“
Und die Leiter hatten Mitleid mit ihnen
und sprachen mit dem Projektleiter:
„Das ist ein Haufen Exkrement
und keiner kann seinen Geruch ertragen!“
Und der Projektleiter
sprach zu seinem Sektionsleiter:
„Das ist eine Menge Exkrement,
und es ist so stark, dass es keiner ertragen kann.“
Und der Sektionsleiter eilt zum Abteilungsleiter
und informierte ihn, dass:
„Dies ist eine Menge an Dünger
und niemand kann seine Strenge ertragen.“
Und der Abteilungsleiter trug dies zu seinem Betriebsleiter
und sagte zu diesem:
„Es enthält das, was das Pflanzenwachstum anregt
und es ist sehr stark.“
Und so war es, dass der Betriebsleiter erfreut
dem Vizepräsidenten ging um ihm die frohe Botschaft zu übermitteln:
„Es steigert das Wachstum
und ist sehr mächtig.“
Und der Vizepräsident rannte zum Präsidenten
und sagte an seiner Seite stehend:
„Diese mächtige neue Produkt
wird das Wachstum der Firma fördern!“
Und der Präsident schaute sich das Produkt an
und wußte, dass es gut war.

In dem unausweichlichen Desaster, das folgte, beriefen sich alle Anzugträger darauf, dass sie falsch informiert wurden und diejenigen, die das Projekt umgesetzt haben wurden gefeuert oder degradiert.

Original im Jargon File
Übersetzt von mir.