Archiv der Kategorie: Spielerei

Alles über Rollen-, Brett- und auch mal Computerspiele.

Zinnmänner, Raumschiffe und Mädchen – Tabletop und das Weibliche

In Lila Podcast 072 ging es darum, dass Schach auf Dauer weibliche Personen strukturell ausschließt. Dabei fiel mir mein eigenes Hobby wieder ein, dass umso mehr als „Jungenspielzeug“ verschrien ist und tatsächlich ein strukturelles Problem mit mangelnden Spielerinnen hat. Doch bevor ich auf der Geschlechterseite einsteige, gibt es hier eine kurze Geschichte und Soziotopbeschreibung. ((Zusätze sind erwünscht!))

Von Zinnsoldaten zu Space Marines und Warjacks

Die Geschichte des Tabletop Wargaming beginnt tatsächlich mit den Kriegsspielen der Mächtigen. Zinnfiguren auf nachgebauten Schlachtfeldern dienten Feldherren und Kaisern schon seit der frühen Neuzeit. Friedrich II von Preußen war schon dafür bekannt, dass er seine Militäraktionen mit Zinnsoldaten plante und wenn dies der Kaiser tut, dann tun es auch die Untertanen. Das Bemalen, Sammeln und Ausstellen von historisch korrekten Zinnfiguren ist bis heute ein vorwiegend männliches Hobby.

Von diesen Anfängen aus entwickelte sich in den 70er Jahren in den USA und in Großbritannien die ersten Tabletop Wargames. Das Nachstellen von Schlachten nach Spielregeln wurde etabliert und gliederte dann auch noch die ersten Rollenspiele aus. ((Dungeons und Dragons ist berühmt dafür, dass es als Miniaturenrollenspiel entstanden ist und spielt sich bis heute sehr toll in diesem Modus.)) Während die Rollenspiele in ihren Regeln immer freier wurden und sich das Erzählspiel als feste Dimension entwickelte, wurden die Wargames immer komplexer in ihren Regeln. Ab den 90ern wurde das durch die Entwicklung und Verbreitung von Warhammer und Warhammer 40.000 (kurz:40k), den protoypischen Wargames der Firma Games Workshop manifestiert. Beide Systeme benötigen eine größere Anzahl an Miniaturen, die selbst zusammengesetzt und bemalt werden müssen und besonders 40k entwickelte einen Regelreichtum, der ein einzelnes Spiel unübersichtlich machen kann.   Warhammer und 40k waren auch insofern prototypisch, dass sie die Themen von Wargames vorgaben. Orks, Elfen und Menschen sowie die finsteren Dämonen des Chaos ((Inklusive Chaosstern, der von Michael Moorcock geklaut wurde.)) und die ständige Gefahr des Welt und Galaxieuntergangs bestimmte die Inhalte der Wargames. Da im Zentrum des Spiels immer ein bewaffneter Konflikt steht, sind düstere Kriegsthemen der passende Hintergrund. Das gilt auch für die, besonders in den USA verbreiteten Spielserien Warmachine und Hordes von Privateer Press. Krieg steht also immer im Mittelpunkt des Wargames, obwohl sich alle Hersteller Mühe geben eine Narration um die Schlachten herum zu erfinden, die ihnen mehr Kontext als das gegenseitige Umballern geben.

Genreverbreitungen, historische Wargames und einfacher Einstieg

Warhammer 40.000 war lange in Europa das Maß aller Dinge im Wargaming. Jenseits 40k war seine Fantasy Variante Warhammer und Battletech, ein Spiel in dem wenige sehr komplexe Kampfroboter vom Spieler gesteuert wurden, noch bekannt und danach gab es nicht viel. Doch nachdem die Produktionstechniken, die Zinnguß, Plastikguß und die Verarbeitung von Kunstharz preiswerter wurden, kamen immer mehr Spiele mit der Vielfalt der Rollenspielgenres auf den Markt, die meistens auch Wert auf weniger Miniaturen als in den Massenschlachten von 40k legen. Nicht nur kommen Spiele im Animestyle oder mit Steampunkflair auf den Markt, sondern es werden auch große bekannte Marken wie der Herr der Ringe oder aber Star Wars lizensiert. Insbesondere X-Wing und Star Wars Armada von Fantasy Flight Games öffneten den Markt für neue Spielerinnen und Spieler, in dem sie fertig bemalte Figuren mit überschaubaren Regelkonstrukten anbieten. Auf der „engagierteren Seite“ kommt mit Infinity ((Disclaimer: Ich spiele das selbst.)) ein komplexes Spiel mit erschwinglichen Miniaturen und ansprechender heller Ästhetik und gutem Spielerengagement als Konkurrent von 40k auf, der zu beachten ist. In Pulp und Steampunkspielen wie Malifaux, Wildwest Exodus oder Wolsung finden sich Spielerinnen und Spieler wieder, die mit der dauerhaften dunklen Untergangsstimmung von 40k nichts anzufangen wissen.

Zu diesen Spielern gesellen sich dann noch Vertreterinnen und Vertreter des historischen Wargamings, das im Endeffekt in jeder Epoche spielt, aber sich mit dem Thema 2. Weltkrieg besonders auseinandersetzt. Diese Spiele scheinen sich in den USA und in Großbritannien einer größeren Beliebtheit zu erfreuen als in Deutschland, was mit dem Verhältnis der Nationen zu diesem Teil der Weltgeschichte zu hat. ((Mir persönlich wäre unwohl die Deutschen im 2. Weltkrieg in irgendwelchen Schlachten zu spielen und ich glaube, dass sich Interessenten für dieses Spiel schwer tun nicht als nationalistisch und geschichtsvergessen angesehen zu werden.))

Tabletop und das Weibliche

Nach dieser Rückschau ist schon etwas klar, warum Tabletop als eine solche „Männerdomäne“ gilt: es ruft tradierte Männerbilder auf und stellt auf als „typisch männlich“ angesehene Eigenschaften als vorteilhaft im Spiel ab. Konkret bedeutet das, dass Krieg als Domäne männlich besetzt ist und das Hobby an sich Fähigkeiten wie Basteln, (kunstvoll perfektioniertes) Malen und rationales zweckorientiertes (skrupelloses) Denken für den Erfolg wichtig macht. Diese Fähigkeiten, besonders die Rationalität und Perfektion werden gerne mit dem kalten rationalen Geist assoziiert, der dem männlichen Geschlechterbild traditionell zugeordnet wird.

Hinzu kommt, dass insbesondere die Erzählwelt des Branchenprimus 40k erstaunlich misogyn ist. In der Welt von 40k gibt es genau eine Armee, die hauptsächlich aus Frauen besteht. Weibliche benannte Heldenfiguren sind zwar vorhanden aber eben nur in dieser Armee, die schon seit längerem als nicht konkurrenzfähig gilt. Die Eldar (Weltraumelfen) haben weibliche Modelle und Helden, sind aber halt auch einfach Eldar. Alle wichtigen Figuren, die mit der Geschichte 40ks verbunden sind, sind männlich und zumeist so testosteronbeladen, dass ihre Schwerter eigentlich nur Phalli sein können. Nicht besser wird die Sache, wenn in den Erzählungen aus der soundso menschenverachtenden Welt aus dramaturgischen Gründen von den „Guten“ Frauen abgeschlachtet werden. Diese Tatsachen machen die Welt von 40k so unheimlich unattraktiv für Frauen, dass weder das Spiel noch die Welt als guter Einstieg gesehen werden kann.

Anders scheint es da mit den neueren Spielen wie Malifaux, Relic Knights, Wolsung oder Infinity zu sein. Die Genres und Welten sind offener und haben eine größere Menge an weiblichen Charakteren. Infinity neigt zwar gerne zum Pinup, hat aber auch jede Menge toughe Frauencharaktere, die Identifikation bieten. ((Nicht zu vergessen, eine komplette Kampfgruppe aus militanten Feministinnen.))

Ein zweites Problem scheinen die komplexen Regeln zu sein. Spiele zu spielen ist an sich schon eine Tätigkeit für die viel zu wenig Menschen ernsthaft Zeit einräumen, sind die Regeln dann auch noch komplex sinkt die Zugänglichkeit umso mehr. Das ist an sich für Tabletopspiele schon wahr, allerdings kommt hier noch eine Dimension hinzu, die schon für viele männliche Wesen abschreckt: das Ausnutzen von Regeln und Fehlern in diesen Regeln, um den Gegner fertig zu machen. Dieses Verhalten findet sich hauptsächlich in Turnierspiel. Dabei scheint es größere Gruppe von Männern zu geben, denen das Gewinnen um jeden Preis so unheimlich wichtig ist, dass sozialverträgliches Verhalten schlicht unwichtig ist. Dabei werden Regeln gebogen, „optimiert“ und ausgenutzt um das eigene Gewinnen nahezu zu garantieren. Diese Haltung schreckt aber nicht nur spaßorientierte Männer ab, sondern scheint auch die Grundlage dafür zu sein, dass wenige junge Frauen Spaß am Spielen haben, weil das ritualisierte Verhalten der spielenden Männer schlicht und ergreifend oft rücksichtloses Regelreiten an der Arschlochgrenze ist. Das ist besonders bei kompetetivem Spiel auffällig. Die großen Spielsysteme gehen damit unterschiedlich um. Warhammer 40k ist verschrien als regelkomplex mit einem Hang dazu, dass bestimmte Kombinationen schlicht unschlagbar sind. Warmachine hat Regeln im Stile von juristischen Verträgen um Regelausnutzung auf Turnieren zu verhindern. Bei Infinity gibt es direkt eine „don’t be a dick“ Regel, die immer wieder betont wird, weil das aktive Mitarbeiten des Gegenspielers für eine gute Runde schlicht notwendig ist. ((Beispiel: Infinity hat eine Mechanik, bei der die andere spielende Person auf eine Aktion reagieren kann. Es gilt als gute Form den/die aktiven SpielerIn auf übersehene Konsequenzen des Zuges hinzuweisen.)) Das zugrundeliegende Verhalten, das hier viele an den Spielen interessierten Menschen abstößt, ist ein typisches männliches Prestige: der rücksichtslose Gewinner ist der bessere Mann. Und wenn der Spieler schon nicht im echten Leben ein Gewinner ist, so kann er sich auf dem Schlachtfeld der Plastikfiguren schon so fühlen. Dass dauerhaft niemand mit einer solchen Person spielen möchte und neue SpielerInnen sogar abgeschreckt werden, ist hier egal. Der Mythos des kalten Feldherren, der jede Möglichkeit nutzt um zu gewinnen und natürlich weiche Frauen noch weniger als Gegnerinnen ernst nimmt, als andere Männer ist immer noch verbreitet und schadet dem Hobby, nicht nur weil Frauen sich wohl fühlen, sondern auch, weil die meisten Spieler eigentlich keine Lust auf dieses Verhalten haben.

Tabletop sollte allen Spaß machen, dabei sind Regeln und das Gewinnen erst einmal sekundär. Kompetetives Spiel ist für alle Beteiligten weitaus befriedigender, wenn Siege fair errungen werden und das Spiel an sich Spaß macht. Je mehr sich die Tabletopcommunity dem Spielspaß und nicht mehr dem ultimativen Sieg verschreibt, desto mehr wird sie wachsen, auch an Frauen.

Unterstützerdank an Frau Vrouwelin und Julius Beinenke für weiteren Input.

Im übrigen biete ich für jede/n Interessierte/n gerne mal eine Einführungsrunde Rollenspiel oder Infinity an, so es sich räumlich und zeitlich gestalten lässt. 

Watch_dogs 2 – Review

Ubisoft hat in den letzten Jahren schwer bei mir gelitten. Ungefähr auf der Höhe von Assassin’s Creed – Black Flag kam auch Watch_dogs heraus. Beide Spiele gingen mir gehörig auf den Zeiger, weil die Geschichten, die sie erzählten nicht nur schlecht konstruiert waren, sondern vor allem darauf fußten die weiblichen Hauptpersonen vor der letzten Mission möglich sinnlos und grausam ums Leben kommen zu lassen, damit der Spielercharakter einen Grund hatte am Ende alle sinnlos umzubringen.

WAS FÜR EINE SCHEISSE!

Watchdogs war dabei besonders doof. Der Hauptcharakter war ein Holzklotz, die zugegebenermaßen mein Beuteschema übererfüllende Hackerin wurde vor seinen Augen erschossen, weil er keine nachvollziehbar menschliche Regung zeigen konnte. Dieser Tod, der dann in einer sinnfreien Endmission mündete, brachte mich dazu Watch_dogs 2 erst einmal nicht anzufassen.

Ich habe es dann doch getan und bin ehrlich gesagt, sehr beeindruckt vom Spiel. Zum ersten sind die Hauptfiguren erstaunlich divers. Die Hackerin Sitara stirbt nicht am Ende, dafür leider ein dunkelhäutiger Hacker. Das ist aber noch in Ordnung, weil der Hauptcharakter selbst dunkler Hauptfarbe ist und das teilweise auch mal raushängen lässt. Zu diesem Ensemble kommt noch ein asperger-autistischer Hacker, der relativ realistisch wirkt und nie mit seinem Zustand aufgezogen oder bloßgestellt wird und ein bombenbauender Introvert, der sich hinter einer Maske versteckt. Diese ganzen Menschen sitzen in einem Hackerspace, der sehr nah an dem ist, wie amerikanische Spaces so aussehen. Das ist alles herrlich passend für die amerikanische Hackerkultur und sehr liebevoll gemacht. Auch die Seitenhiebe auf die Silicon Valley Industrie und sogar Ubisoft selbst, sind wundervoll.

Auch inhaltlich ist Watch_dogs 2 irgendwie eine nahe Zukunft. Es werden viele Datenschutzverbrechen und Probleme thematisiert, auf die Spitze getrieben und durchaus so dargestellt, dass es nah an der Wahrheit ist, die spielende Person involviert und eine Bedeutung erlangt. Ein weiterer wichtiger Teil sind die Interaktionen zwischen den Charakteren und die Authentizität, die dadurch hergestellt wird. Obwohl die Charaktere nicht die Tiefe von Rollenspielen erreicht, sind sie doch relativ klar erkennbare Figuren, bis auf die Person, die umgebracht wird. Die ist dann auch leider flach.

Das Hacking ist relativ gut dargestellt und manchmal wird sogar Pseudocode gezeigt. Die Abstrahierungen funktionieren aber und machen Spaß, wenn man die ganze Sachbeschädigung mag.

Also, Watch_dogs 2 hat mir sehr viel Spaß bereitet, es hat mich mit der Serie versöhnt und es funktioniert sehr gut. Als jemand, der die Hackerszene kennt, ((Ob ich ein Mitglied bin, überlasse ich anderen zu entscheiden.)) kann ich sagen, dass es nicht schmerzhaft dumm oder daneben ist. Wenn man also auf Hollywoodhacking mit einem guten relevanten Plot steht und nebenbei mal ein Nudle Auto fahren will, dem sei Watch_dogs 2 empfohlen.

Crowdfunderei

Diesmal etwas anderes… mir fiel auf, dass ich relativ viel Zeug in letzter Zeit gefunded habe und da dachte ich mir, das kannste ja auch mal erzählen, vielleicht will ja noch jemand mitmachen.

Los geht es mit dem wohl moralischsten Funding: All Creatures Welcome ist ein Film über das CCCamp und die Congresse. Wenn genug Geld zusammenkommt, dann ist der Film komplett frei. Gehet hin, gebet.

Dann kommt ein Produkt von dem ich mir viel verspreche. Die Prepd Lunchbox ist ein modulares System mit angeschlossener App, bei dem hoffentlich am Ende gesünderes Mittagessen in der Schule rausfällt. Weil das könnte ich dringend gebrauchen.

Wo wir schon in der Schule sind, kommt mit dem Everyday Backpack etwas, was ich sogar schon habe. Mein getreuer Schulrucksack ging nach mehr als 7 Jahren den Weg allen Irdischens und ich suchte einen Ersatz, der nicht so schrecklich lehrerhaft ist wie z.B. die Maxima Classic (Achtung Link führt zu einem wunderbaren Produktvideo.) Der Rucksack ist kleiner als sein Vorgänger, aber es geht alles rein, was ich heute noch brauche: Lehrerkalender, Zettelorganiser und Laptop und Stiftsammlung. Dazu ist das Everyday Backpack noch unheimlich flexibel und sieht nicht scheiße aus.

Wo wir bei Zeug für die Schule sind, kommt jetzt etwas eigenartiges. Ich habe das Butterfly Board gesehen und sofort erkannt, warum ich das haben will. Ich mache regelmäßig impromptu Lernsessions und Nachhilfe mit Leuten und die magischen Worte sind dann meist: „Hast du nen Zettel und nen Stift?“ Nachdem die Jugend dann eh den Zettel sinnlos fotografiert, kann ich Dinosaurier mein kleines flexibles Whiteboard mitschleppen.

Weiter geht es mit Skinners. Nachdem mir aufn Congress viele Leute gesagt haben, dass ich nicht so aussehe, wie ich klinge, kommt jetzt vielleicht der zweite Schock: ich laufe unheimlich gern barfuß rum, wenn es nicht dienstlich ist und die Dinger passen da sehr gut hin.

Als letztes von indiegogo gibt es noch Musik, nämlich ThunderCrow. Rob und Daphyd spielen auch bei Omnia mit und das war Grund genug.

So, bei Kickstarter habe ich hauptsächlich Gaming Kram. Zum einen das Gamefolio System mit dem ich hoffe meine Brettspiele etwas besser zu verstauen. Das müsste eigentlich bald hier eintreffen. Im Endeffekt ist das ne Tasche mit den Folios drin, mit der Spiele einfach transportiert werden können.

Das Spiel, was sicher nicht hineinpasst ist Kingdom Death Monster 1.5. Der höchste Betrag, den ich je in ein Crowdfundig geworfen habe, aber auch ein Spiel, dass ich UNBEDINGT haben wollte. Ich mein, schaut euch die Minis an, und das Feld und die Minis!!!

Als letztes und wohl am längsten laufendes Spiel habe ich noch Geld für die PDFs des Infinity RPGs abgeworfen. Es ist immer noch nicht vollständig fertig, aber nunja… RPG geht immer.

Nürnberger Spielemesse 2016

Ich konnte dieses Jahr die Nürnberger Spielwarenmesse besuchen und deswegen gibt es jetzt einen Blick auf die Spielwarenindustrie, wie sie sich auf ihrer Industriemesse präsentiert. Gewehre bereit Stormtrooper!

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Kitsch für Jungs und Mädchen

Fangen wir mit Kitsch für Jungs und Mädchen an. Die Sektion für Babyspielzeug überzeugte unter anderen mit perfekten Kinderzimmern für Jungs.

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Und Mädchen…

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Wenn man dann älter ist, bekommt man entweder freundlich lächelnde Mädchengesichter.

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Oder doch lieber Superhelden…

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Wobei irgendwie klar ist, dass die Mädchengesichter aus dem Horrorfilm für die selben Menschen bestimmt sind, wie diese wunderbare Schminksammlung:

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Während die Träger der Superheldenrucksäcke bestimmt auch als Zielgruppe für diese wunderbaren Zweitweltkriegsfahrzeuge aus Plastiksteinen gesehen wird.

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Und wenn sich Mädchen für Naturwissenschaft interessieren muss uns das nicht aufhalten. Immerhin gibt’s auch die Erde in rosa:

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Und wer sich wehrt, der wird von dieser Puppe angesehen…

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oder bekommt dieses wunderbare Plastikbaby mit Ohrstecker geschenkt.

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Cooles Spielzeug

Ganz vorn beim coolen Spielzeug war der Kettcar mit Nerfgun und Pfeilhalterungen:

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Wir erwarten den Nachbau für Erwachsene in Jahresfrist und die erste Schlacht aufm Congress.

Sehr schön waren auch die liebevollen Modelleisenbahnanlagen, die teilweise sehr ausgefallen aussahen:

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Den Realismus leicht übertrieben…

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aber sehr schöne Fotomotive ergaben.

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Business baby, business.

Doch das ist gar nicht das Spannendste an der Messe gewesen. Das Spannendste ist, dass es sich hier ja um eine Fachmesse ohne Publikum handelt. Es gibt also keine lauten Bühnen, viele Schlipse und Marketingfuzzis, und die Stände der Branchenführer sind bei weitem nicht so einladend, wie die des Mittelstands. Stattdessen wird sich abgeschottet:

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Und bevor es Fragen gibt: Mattel, dasselbe in pink und weiß, Playmobil blau-weiß, Hasbro rot-blau… und so weiter. Wenn sich jemand fragt, wo die Deals geschlossen werden. Hinter diesen netten Damen am Empfang und der Security. Leider werden da so Nasen wie ich nicht reingelassen.

Fazit

Die Spielwarenmesse ist das Branchentreffen und vor allem ein Hort seelenlosen Plastiks, das unter Marketinggesichtspunkten zumeist in fremden Ländern produziert wird. Man merkt, dass hier sehr viel Geld durch die Gegend geschoben wird, wenn man sieht wie auch kleine Unternehmen sich präsentieren. Hinter den Wänden der großen Stände wird, ohne störenden Einfluss festgelegt, was den Geist vieler Kinder im nächsten Jahr bewegen wird. Was vielleicht fehlt, ist eine Präsenz, die hier gesellschaftlich beratend agiert. Dann gäbe es weniger Hello! Barbies, Pinkstinks Artikel und Ausbeutung…

Projekte – Urbanicon

Auch dieses Jahr findet wieder die Urbanicon statt. Das war letztes Jahr schon ein Projekt und ist es auch dieses Jahr. Der Versuch, eine kleine Eintagesrollenspielcon in Bamberg zu etablieren geht also in die zweite, und vielleicht letzte, Runde. Letztes Jahr war es eher kuschelig und wenig besucht und wenn sich dieses Jahr keine Besserung einstellt, dann werden wir das wohl lassen.

Die Con findet am 24.10.2015 im Gemeindezentrum St. Urban am Babenbergerring statt. Weitere Infos findet man bei Easy-Con.

Projektupdate – Infinity

So, es tut sich mal wieder etwas an der Front der eigenartigen Zinnminiaturenspiele. Ich habe mir dieses Jahr vorgenommen, jeden Monat 30€ für Miniaturen und sowas zurückzulegen. Dafür habe ich jetzt mal meine Startarmee erweitert.

Ich spiele immer noch die Nomaden, die laut der Hintergrundgeschichte rebellische Außenseiter sind. Sie sind diejenigen, die gerne dagegen sind und der KI, die den Rest der Menschheit kontrolliert, absolut misstrauen. Aus spielerischer Sicht, haben sie sehr gute Medium Infantry, die besten Hacker und sehr spannende Roboteinheiten. Das bedeutet auch, dass man sich sehr gut mit Tricks am Gegner abarbeiten kann, aber es vermeiden sollte rohe Gewalt anzuwenden, da sind irgendwie andere Leute besser.

Die neuen Einheiten zeigen das auch irgendwie, anstatt die großen bösen Kampfroboter, habe ich mir Medium Infantry zugelegt, die den Gegner böse überraschen kann und kleine Kampfroboter, die flexibel einsetzbar sind zusammen mit den spezialisierten Hackern.

Die Miniaturen sehen sehr gut aus, sind allerdings noch nicht bemalt, also führe ich hier lieber mal nichts vor.

Alles in allem, bin ich spielerisch sehr zufrieden und habe langsam ein Gefühl für meine Fraktion und auch die Regelfeinheiten entwickelt.

Projekte: Rollenspielcon

Im Rahmen des 25jährigen Jubiläums der Kirchgemeinde St. Urban hier in Bamberg haben wir uns im Jugendtreff überlegt eine Rollenspielcon auszurichten. Eine Rollenspielcon ist eine Versammlung von Rollenspielnerds und ähnlichen Menschen, die fantastische Spiele spielen. Es wird gespielt und über das Spielen gesprochen. Hier bisher das Planungsfazit, allein schon, damit ich mir das nochmal durchlesen kann.

Vorbereitungen

Nunja, wir haben da sehr viel Glück. Da der Jugendtreff zur Kirche gehört, bekomme ich da einfach mal einen Gemeindesaal, einen Clubraum und drei Gruppenräume für lau. Allerdings brauchen wir Jugendliche, die mitarbeiten und Werbung. Das ist gar nicht mal so einfach. Einfacher wurde es durch Easy-Con ein Con-Anmeldungssystem von Daniela Festi, die ich über meinen Hackerspace und Rollenspielverein kenne. Damit kann man so eine Con organisieren und sogar noch vieles mehr als wir für einen Tag mit ein paar Räumen brauchen. Dann habe ich mich mit der Leiterin des Jugendtreffs zusammengesetzt, den Gemeinderat beredet und Plakate erstellt. Jetzt machen wir gerade Werbung und hoffen, dass Leute kommen.

In der finsteren Zukunft gibt es nur weiße Männer…

Die Frage der Inklusion von Geschlechtern hat im Spielzeugmarkt schon viele Debatten ausgelöst. Große Ziele waren die Überraschungseier für Mädchen ((Persönliche Anmerkung: die haben doch nen Knall!) oder aber Legos Diversifikation in Jungen und Mädchenlego ((Die auch!))

Doch da gibt es noch Bereiche, in die bisher kaum gesehen wurde. Neben den eher bekannten Formen von Spielwaren gibt es auch noch Randbereiche der Spielwaren. Am ehesten der Masse bekannt sind die Sammelkartenspiele ((Yu-Gi Oh, Pokemon, Magic the Gathering sind hier bekannte Vetreter.)) Diese zeichnen sich durch eine hohe Anzahl an männlichen Spielern aus und verschlingen erstaunlich viel Geld. Sie sind aber nicht mein Hauptthema.

Das sind die noch interessanteren Miniaturenspiele. Diese Spiele basieren auf den Zinnsoldaten, die früher für Schlachtplanungen verwendet wurden und stellen heute komplexe Schlachtsimulationen dar, die auf gestalteten Spielfeldern ((Tabletops)) mit detaillierten Regeln gespielt werden. Das Geschäftsmodell der Spielehersteller basiert dabei darauf, zum einen die Miniaturen zu verkaufen und aber auch die Regeln zu gestalten. Das führt gerade beim Marktführer Games Workshop dazu, dass die Miniaturenverkäufe über die Regeln gesteuert werden. Zum Miniaturenspiel gehört neben Regeln und Miniaturen zur Schlachtsimulation auch eine Hobbykomponente, da die Miniaturen und Schlachtfelder von den Spielern selbst gebastelt werden müssen. Diese Mittel werden zumeist auch von den entsprechenden Firmen verkauft.

Die Kundschaft von diesen Miniaturenspielen und auch den entsprechenden begleitenden Medien ((primär Internetforen und Magazine)) ist aber primär weiß, mittelschichtig und männlich. Das kommt natürlich daher, dass mit diesen Spielen viele typische „Jungentätigkeiten“ ((Ey, ehrlich. Ich spiele sowas jetzt wieder, mir graust es vor dem Gebastel leicht. Ich war da nie wirklich gut.)) bedient werden:

  • handwerkliches Arbeiten
  • taktisches Verständnis im Kampf
  • Wettbewerb

Das ist erst einmal okay so, da es irgendwie historisch gewachsen und auch der Effekt eines sozialen Prozesses ist. Allerdings sollte es auch möglich sein, dass diese Spiele mehr Menschen in ihren Bann ziehen. Ich kenne durchaus junge Frauen, die lieber basteln als ich, warum also nicht? Nunja, es gibt wenig bei diesen Miniaturenspielen, das Frauen oder aber auch nur  anspricht. Gerade bei den Systemen von Games Workshop gibt es eigentlich nur eine Fraktion, die aus Frauen besteht und diese wird immer wieder gerne marginalisiert und ist sogar in den Regelbüchern Opfer von blutigen Gemetzeln geworden. Nur um das mal kurz klar zu machen: GW hat mindestens 60% des Marktes weltweit und ist die klassische Einstiegsdroge für diese Spiele. Neue Spieler werden also an eine düstere Sci-Fi oder Fantasywelt herangeführt, in der Rasse keine Rolle spielt und Frauen nur als Opfer stattfinden. Es werden also Produkte produziert die stereotypisch auf die hauptsächliche Käuferschaft abzielen anstatt Produkte zu kreieren, die den Markt öffnen können.

Doch es gibt da auch schon Licht. In anderen Spielsystemen haben Frauen eine größere Rolle. Das Spiel Infinity, das ich selbst spiele, hat etliche starke Frauenrollen und obwohl es durch seine mangaeske Gestaltung und die teilweise vorhandenen Pin-Up Model Miniaturen durchaus klischeehafte Frauenbilder hat, finden sich eben auch starke eigenständige Frauen und sogar Einheiten, deren ganze Geschichte auf radikalem Feminismus beruhen. Es gibt sogar variable Frauenbilder zu finden in solchen Spielen wie Carnevale. Dort findet man auch alte oder beleibte Frauen. Dasselbe gilt für das Steampunkspiel Wolsung, in dem man Frauen findet, die Wissenschaft betreiben und für die man neben der sexy Miniatur auch eine findet, die nicht halb nackt ist. Was alle diese Spiele dazu noch hervorhebt ist, dass es hier auch eine mehr oder minder beschränkte kulturelle Vielfalt unter den Fraktionen gibt. Es gibt eben neben weißen Männern auch Massai, Asiaten oder Katzenwesen.

Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Sensibilitäten dieser Spiele sehr stark von dem Eindruck bestimmt sind, dass die Zielgruppe aus weißen Männern mit anglo-amerikanischem ((Ich fühle mich als Deutscher zum Beispiel mit vielen 2. Weltkriegsspielen nicht wohl. Hier wird halt auch die Seite glorifiziert, die zwar meine ist, die ich aber wirklich verabscheue.)) Hintergrund besteht. Dabei sind diese Spiele eigentlich ein tolles Hobby für jeden. Sie sind sozial, interaktiv, handwerklich und kognitiv fordernd. Ich würde mich freuen, wenn mehr Mädchen ihre Riot Grrlz losschicken um den Jungs in den Arsch zu treten. Doch dafür müssten sie diese erst einmal finden und den Mut besitzen in die leicht abgestandenen Gamerhallen zu gehen, die sehr oft diese maskulin-abschreckende Aura haben, die ihnen aus zuvielen Jahren geschlechtlicher Monokultur aufgeholfen wurde.

Vielleicht sollten wir mal Mädchengamertage machen…

Quiz mit Strategie: Bezzerwizzer

Es kommt die Weihnachtszeit und damit auch etwas die Zeit der Familienspiele. In einem Impulskauf griff ich ins Regal und trug Bezzerwizzer nach Hause. Dort angekommen stellte ich mit etwas Bestürzung fest, dass es ein Spiel von Mattel ist. Den Schreck überwunden habe ich es mit ein paar Gegnern getestet.

Spielablauf

Es spielen mindestens zwei Menschen und maximal vier Teams gegeneinander. Jedes Team hat eine Farbe und zieht sich vier verschiedene Fragekategorien. Diese sind breit gefächert von Religion bis zu Medien oder Sprache. Diese vier gezogenen Kategorien setzen die Teams auf ihrem Spielplan auf einen Punktwert von eins bis vier. Danach beantworten sie abwechselnd reihum die Fragen in aufsteigender Reihenfolge. Die Punkte werden gleich auf dem Spielplan gesetzt. So weit, so langweilig und Standard.

Die Teams haben die Möglichkeit auf verschiedene Arten taktisch in das Spiel einzugreifen. Zum einen bekommen sie einen zwap Stein, mit dem sie einmal alle Kategorien auf dem Spielplan tauschen können. Zum anderen zwei bezzerwizzer Steine mit denen sie andere Teams herausfordern können und Punkte dafür bekommen, wenn sie deren falschbeantwortete Fragen richtig beantworten. Das ist nicht ganz risikofrei, denn da kann man auch Strafpunkte bekommen.

Testeindruck

Nachdem ich eher so Quizprofi bin, bin ich gegen ein ganzes Team angetreten und die erste Feststellung ist, dass die Fragen teilweise sehr einfach und teilweise sehr weit draussen sind. Die Schwere entsteht hier einfach in dem Spezialwissen abgefragt wird. Das macht das Spiel gerade gegen Menschen mit diesem Wissen frustrierend.

Das taktische Element des Spiels wurde von meinen Testern zu wenig genutzt, unter anderem weil man frustriert über die Schwere der Fragen war und keine Chance sah.

Fazit

In einem Umfeld mit ungefähr gleich-gebildeten Spielern, die sich auch taktisches Spielen zutrauen ist bezzerwizzer okay. Dieser Kram mit dem „z“ finde ich persönlich albern und es ist ein schönes Spiel, wenn man mal nichts komplexes spielen will. Das taktische Element macht es im Zweifel interessanter als Trivial Pursuit, aber das war dann auch schon. Bezzerwizzer ist also Quizspieldurchschnittskost.

Nochmal: Beyond, diesmal Two Souls

Es scheinen in letzter Zeit Beyond-Wochen bei mir zu sein. Nach Andreas Cyberpunkroman kam auch der „Nachfolger“ von Heavy Rain raus. Beyond: Two Souls ist das neuste Werk von Quantic Dream und wieder mehr ein interaktiver Film als ein Videogame im klassischen Sinne. Das hat mich damals bei Heavy Rain fasziniert und es faszinierte mich bei Beyond: Two Souls noch mehr. Die Geschichte ist diesmal irgendwo zwischen Bildungsroman und Fantasy angelegt und im Gegensatz zu Heavy Rain wurden mit Ellen Page und Willem Dafoe bekannte Schauspieler zum Motion/Perfomance Capture gearbeitet. Die Hauptfigur Jodie Holmes wurde Ellen Page sogar auf den Leib geschrieben und das merkt man. Doch erst einmal kurz zur Story.

Ich erzähle hier nicht mehr als man aus den offiziellen Materialien auch erfährt. Jodie Holmes ist ein besondere junge Frau. Sie wird ständig von Aiden, einer Entity begleitet, die der Spieler auch kontrolliert, begleitet. Wir erleben dabei 15 Jahre aus Jodies Leben, die mehr als spannend sind und an verschiedensten Orten und unter verschiedensten Umständen spielen, dabei reihen sich stille Charaktermomente an spannende Actionsequenzen. Man wird in dieses Leben gezogen und fühlt sich am Ende komplett mit dem Charakter verbunden und entwickelt nicht nur ein Gefühl für die Person Jodie sondern auch für die Persönlichkeit von Aiden.

Heavy Rain hat mich schon begeistert, weil es eigentlich ein sehr langsames aber emotional und sozial intensives Spiel ist und mir damit mehr liegt als actiongeladenes Geballer. Es gibt wahnsinnig viele Momente, die einen denken lassen, dass man den Charakter das so nicht tun lassen möchte, weil er nicht so ist. Und die Charakterentwicklung ist dann auch das befriedigendste am Spiel. Es gibt, wie immer sehr viele Möglichkeiten das Spiel zu gestalten und diese alle zu finden gibt auch einen großen Wiederspielwert.

Also, Beyond: Two Souls ist eine durchgehende Kaufempfehlung. Das Spiel hat ein hohes Suchtpotenzial und ist mal etwas ganz anders, als das, was man sonst so geboten bekommt. Wie damals Heavy Rain setzt es einen ganz anderen Maßstab an die Idee des Videospiels und ich würde mir weitaus mehr von diesen interaktiven Filmen wünschen.