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Erst wird es kalt, dann wird es heiß und dann brennt es.

Kälte

Es ist schon vor längerem kalt geworden in der deutschen Gesellschaft. Spätestens mit den Gesetzen der Agenda 2010 änderte sich unser Umgang miteinander und das soziale Gefüge. Im Zuge der fortschreitenden Rationalisierung von Arbeit stand die Frage im Raum, wie die Gesellschaft mit der abnehmenden Menge an Arbeit umgehen soll. Die Antwort darauf war nicht, das Paradigma der Arbeit als grundlegende Bedingung von Wohlfahrt aufzuheben, sondern es zu verschärfen. Arbeit wurde, obwohl wir immer stärker automatisieren, der einzige Grund ein würdiges Leben führen zu dürfen. Das Arbeitslosengeld II ist das Stigma der Moderne. Es ist auf der einen Seite das Damokles-Schwert über dem Kopf eines jeden arbeitenden Menschen, auf der anderen Seite das Signum des Versagens in der Moderne. Wer ALG II empfängt ist nicht nur wertlos für die Gesellschaft, er oder sie ist sogar eine Belastung für eine Gesellschaft deren Reichtum sich mehr aus dem Geklicke irgendwelcher Bankfuzzis generiert als aus der händischen Arbeit der eigenen Bevölkerung. Und daran ist die Person, die da Leistungen empfängt auch noch selbst schuld. Schließlich hat sie sich ja nicht genug Mühe gegeben, einen besseren Job zu bekommen und mehr zu leisten.

Diese besseren Jobs gibt es natürlich nur in einer endlichen Zahl und der Rest, der eher miserablen Jobs, die auch bald wegautomatisiert werden, wird in immer kleineren Scheiben auf die Leute aufgeteilt, die man technisch gesehen eh nicht braucht und denen dazu vermittelt wird, dass dies a) die Position ist, die sie verdient haben und dass b) diese Position ihre eigene Schuld ist. Wir haben als Gesellschaft soziale Kälte institutionalisiert und es geschafft, dass jeder dieses Konzept kauft, obwohl es im Interesse der meisten Menschen in diesem Land liegt, dass dem nicht so sei. Das sieht man schon daran, dass die politische Partei, die soziale Wärme als Programm hat, seit mehr als 15 Jahren als weltfremd diffamiert wird.

Hitze

Hitzig wird es erst, nachdem diejenigen, die bisher die soziale Kälte abbekommen haben, nun eine Möglichkeit bekommen, diese weiterzugeben und sich gleichzeitig am Boden der Gesellschaft in einer Konkurrenzsituation sehen. Diese entsteht durch Menschen, die aus Kriegsgebieten in unser Land flüchten und auf einmal Unterstützung bekommen für die aber humanitäre Gründe herangezogen werden und nicht die verquere Leistungslogik, mit der bisher gerechtfertigt wurde, dass man Unterstützung versagt. Dadurch entsteht natürlich Neid. Die Flüchtlinge sind per definitionem an ihrer Situation unschuldig und mussten sich nicht von irgendwelchen Halb-beamten erniedrigen lassen. Aus der Sicht der Unterschicht hatten die nichts auszustehen, wenn man mal von mehreren tausend Kilometern Flucht absieht, die als Konzept so abstrakt sind, dass nur gewaltsame Bilder überhaupt begreiflich machen, was da passiert.

Es wird hitzig, weil nicht verstanden wird, warum Fremde augenscheinlich besser behandelt werden als die eigene Bevölkerung, und warum für diese Fremden nicht dieselbe menschenverachtende Logik gilt, die an die eigene Bevölkerung angelegt wird. Aus diesem Widerspruch entsteht Hass und dieser bricht sich immer mehr Wege. Er kann aber eigentlich nur aufgelöst werden, in dem man das Problem der sozialen Kälte angeht.

Feuer

Ansonsten werden immer mehr Flüchtlingsunterkünfte brennen und der Ruf nach denen immer lauter, die die Welt brennen sehen wollen. Die soziale Kohäsion, die solche Auswüchse verhindert, wurde nachhaltig zerstört und bildet nun den Nährboden für offenen Hass und Rechtfertigung dafür, dass die Welt brennen muss. Deutschland ging die europäische Geschichte als das Land ein, das binnen von knapp 50 Jahren zweimal die Welt in Brand gesteckt hat. Die Chancen, dass wir das auch im 21. Jahrhundert hinbekommen stehen mittlerweile gar nicht so schlecht.

Rezension – Katrin Rönicke – Bitte Freimachen

Zum ersten Mal hörte ich von Katrin Rönicke als sie bei CRE mit Tim Pritlove über Feminismus sprach.  Schon an diesem Gespräch beeindruckte mich, dass es bei ihrem Feminismus weniger um Kampf als mehr um Kommunikation geht. Dieser Eindruck bestätigte sich später auch beim dauerhaften Hören des Lila Podcast.

Nun hat Katrin Rönicke ihr erstes Buch herausgebracht. Bitte Freimachen! ist laut Untertitel eine Anleitung zur Emanzipation und obwohl man erst einmal davon ausgehen muss, dass damit hauptsächlich Frauen gemeint sind, ist es auch eine Anleitung für Männer, denn Katrin Rönicke ist, wie sie selbst sagt, die männerfreundliche Feministin. Und sie macht sich in diesem Buch frei, während sie den Leserinnen zeigt, wie wir uns alle freier machen können. Dabei hatte ich öfter das Gefühl, dass ich die Autorin am liebsten umarmen möchte. Entweder wegen der eher schmerzhaften Geschichten, die sie von sich erzählt oder wegen der profunden einleuchtenden Erkenntnisse, die mir auch persönlich entweder zusagen oder ins Gedächtnis zurückgerufen haben, was ich selbst für richtig und wichtig erachte. Dabei wird die Perspektive im Laufe des Buches immer breiter. Es fängt mit den Körperbildern junger Frauen an, geht über geschlechterorientierte Werbung und Produkte zu den Fragen, warum wir eigentlich Geschlechterrollen und Beziehungen so denken und leben, wie wir es tun und warum das eigentlich sehr ungesund für uns, und zwar Männer wie Frauen, ist.

Es gab mehrere Kapitel, die bei mir eine besondere Resonanz hervorgerufen haben, aber keines so wie das Beziehungskapitel, das sehr gut aufzeigt wie begrenzt unsere Vorstellungen darüber sind, wie wir miteinander zusammen leben und Beziehungen gestalten. Katrin Rönicke sagt hier vieles, das dringend in den Allgemeingeist übergehen sollte, es aber wahrscheinlich wenig tut. Wenn es sie beruhigt: es waren für mich die richtigen Worte zu richtigen Zeit.

Jenseits meines persönlichen Eindrucks, ist wohl die größte Überraschung, die eine unbedarfte Leserin bei diesem Buch haben wird, dass die Autorin Emanzipation in ihrer breiten Bedeutung begreift. Es geht hier also nicht um diese alte Vorstellung, dass Frauen sich emanzipieren müssen, sondern dass wir alle uns von Geschlechterrollen emanzipieren müssen, denn Männer wie Frauen leiden unter diesen Konstrukten, von denen wir glauben, dass wir ihnen dringend folgen müssen.

Also, gehet hin und kauft und lest Bitte Freimachen! und macht euch frei!

[USA Trip] – Boston Harbor Isles

Im Hafenbereich von Boston befinden sich mehrere kleine Inseln, die als National Park ausgewiesen sind und per Fähre besucht werden können. Ich war mit Begleitung den ganzen Tag unterwegs und es war entspannend.

Peddocks Island

Wir fuhren zuerst auf Peddocks Island, das ein Fort zum Küstenschutz beherbergte und eher jungleartig bewaldet ist. Was mich besonders beeindruckt hat, war der Lärm, der durch Insekten verursacht werden kann. ((Ich weiß nicht, was es war, aber es war laut.)) 

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Dann ging es weiter nach:

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Spectacle Island

Genannt so, weil es mal aussah wie eine Brille. Aber nachdem die Insel als Müllhalde und Verarbeitungsort für tote Tiere benutzt wurde, ist es eher ein Ei. Ein unbewaldetes Ei, auf dem wir länger nach Schatten oder aber auch nur Sinn unseres Daseins suchten. Das Welcome Center ist nett und man kann schwimmen gehen, Sonntags gibt es Jazz. Ansonsten ist das stinklangweilig.

Beweisfoto, dass ich da war. Dank an Victoria:

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[USA Trip] – New York – Boston

Goodbye New York

So, ich bin dann wieder zurück in Boston und muss sagen, dass ich schon beim verlassen des Zuges aufgeatmet habe. New York scheint für viele eine Traumstadt zu sein. Für mich ist sie es sicher nicht. Es ist die ultimative Anonymität in ständigem Lärm, mit ständiger Hetze und viel zu vielen Menschen. Diese sind zwar unheimlich bunt und vielfältig, aber man wird auch nie ihre Geschichten hören und die fände ich ja unheimlich spannend.

Hello again Boston

Nachdem ich nun auch touristische Unterstützung hier habe, wurde mir erst einmal Harvard gezeigt, das gerade voller Freshmen ist. Den Samstag morgen verbrachte ich auf dem Freedom Trail. Das ist die schon vorher erwähnte Sightseeing Strecke, die einen durch die Orte der amerikanischen Unabhängigkeit in Boston führen. Ich habe bei einer Führung mitgemacht, die von einer afro-amerikanischen Dame geführt wurde, die neben den spannenden Sachen auch den einen oder anderen Seitenhieb gegen die Herren hatte, die sich da als Helden der Unabhängigkeit stilisierten.

Danach ging es nochmal zur Trinity Church, bei der ich dringend dieses klassische Touristenfoto machen musste:

 

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Dann ging es zum MIT Museum, bevor ich eine sehr exklusive Führung durch das Institut bekam und mit MIT Paraphernalia eingedeckt wurde. Das MIT ist schon eine spannende Einrichtung, die durchaus Tradition atmet, aber nicht verstaubt wirkt.

Random Notes

Die Verkäuferin im Harvard Buchladen war toll, sie kannte nicht nur das eine Buch sehr gut sondern war auch total freundlich und so. Etwas, was man ja in Deutschland so nicht kennt. Generell ist die USA mehr Service orientiert und die Leute engagen dich mehr. Irgendwie finden wir Deutschen das ja befremdlich, als würde uns jemand belügen wollen. Doch erstaunlicherweise meinten das viele Leute ernst.

[USA Trip] – New York City Day 2

Brooklyn ist immer noch geil

Die Gegend ist halt unheimlich alternativ und irgendwie gibt es nebenan eine Art Gartenkommune mit Restaurant und als ich gestern abend vom Fotografieren und Tourismus machen zurück kam, gab es auf einmal noch zwei spannende Restaurants mehr. Und der Laden, der Schokolade selber macht. Dazu fuhr hier gerade ein Icecream Van vor, der Musik dudelt. Es ist irgendwie surreal klischeehaft.

Roosevelt Island

Heute war hauptsächlich ausspannen angesagt und weniger komischen Tourismuskram machen. Dazu wurde mir neben dem Central Park auch Roosevelt Island empfohlen. Das ist eine kleine Insel zwischen Manhattan und Brooklyn/Queens, die unter der Queensboro Bridge liegt und nur mit einer Seilbahn erreicht werden kann. Auf Roosevelt Island wird viel gebaut, allerdings gibt es auch an der Südspitze einen kleinen Park, der neben einem verfallenen Krankenhaus für smallpox auch noch mit jeder Menge Beton an Theodor D. Roosevelt erinnert. Das ist aber alles gar nicht so wichtig, wie der Fakt, dass man einen sehr schönen entspannten Blick auf die New Yorker Skyline hat. Und so sind da dann auch einige Fotos zusammengekommen.

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Central Park

Ohne den Central Park würde man in New York wahrscheinlich ersticken. Schlechte Journalisten würden jetzt etwas über die grüne Lunge der Stadt faseln, dabei kann der Central Park dicht bewaldet sein (ist er nicht) und das würde die CO2 Bilanz der Stadt nicht wirklich verbessern. Dazu ist der Park voller Attraktionen und sowas wie ein Naherholungsgebiet. Nachdem ich aber dringend dem Konsum frönen und dafür einmal durch die Stadt fahren musste, habe ich nur grob die Hälfte gesehen. Ich glaube es war kein Verlust.

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Random Notes

Man hört übrigens wirklich die halbe Zeit irgendwelche Sirenen im Hintergrund. Die entsprechenden Fahrzeuge blinken dazu wie ein Weihnachtsbaum auf LSD.

Blogger für Flüchtlinge – #bloggerfuerfluechtlinge

Als Lehrer hat man eine Verantwortung und zwar nicht für die Schülerinnen und Schüler sondern auch für die Gesellschaft. Und dazu gehört auch eine Position zu beziehen. Deswegen beteilige ich mich an:

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Und weil das hier mein Blog ist und ich dazu auch etwas schreiben möchte, mache ich das auf meine Art. Schauen wir uns mal kurz an, was das Grundgesetz zu Flüchtlingen zu sagen hat:

Artikel 1

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

und 

Artikel 16a

(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.

Das wäre alles so gut, gäbe es da nicht am Ende auch noch Absatz 2-5 dieses Artikels, die in der Kurzform besagen, dass das es für sehr viele Leute nicht einmal gilt. Trotzdem nimmt die Menge an Flüchtlingen zu, die auch unter den eher zweifelhaften Bedingungen, die man da von Staatsseite so anlegt, deutsches Asyl bekommen. Und das ist nur Recht und billig, allerdings ist die Art, wie diese Menschen in unserem Land untergebracht werden, ein direkter Widerspruch zur Idee aus Artikel 1 GG. Und daraus leitet sich eine moralische Verpflichtung für uns alle ab. Das ist unser Land, und es sind unsere Regeln, die hier von unseren Volksvertretern gebeugt werden. Wenn wir möchten, dass wir nach diesen Regeln behandelt werden, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass andere nach ihnen behandelt werden. Denn nur dann können wir auch moralisch einfordern, dass wir von unserem Staat entsprechend behandelt werden. Soziale Kälte gegenüber anderen wird irgendwann als Begründung dafür benutzt werden, soziale Kälte gegenüber uns walten zu lassen. Dann sind es nicht mehr die Fremden, die stören, sondern die Unterschicht, die Sozialwissenschaftler oder die Blogger.

Wir sollten diese Art von sozialer Kälte nicht dulden und gemeinsam etwas dagegen unternehmen. Solidarität und Hilfe für Flüchtlinge tut Not. Das dachten sich auch Nico Lumma, Stevan Paul, Karla Paul und Paul Huizing. Sie möchten das ihr eine der folgenden Sachen tut:



[USA Trip] – New York City Day 1

Amtrak

Diese Zeilen stammen direkt aus dem Amtrak Zug, der mich nach New York City bringt. Der Zug hat nicht nur funktionierendes offenes WLAN ((Hallo, deutsche Bahn!)), er ist auch erstaunlich schnell unterwegs für amerikanische Züge. Das scheint allerdings der Tatsache geschuldet zu sein, dass der Nordosten der USA den besten Eisenbahnausbau des ganzen Landes hat.

New York City

Ich kam an der Pennsylvania Station (kurz Penn Station), einer absoluten Scheußlichkeit als Bahnhof an und durfte mich dann erst mal der Frage stellen, wie ich zu meinem Hostel komme. Die schwierigste Frage dabei war eigentlich, was denn bei der U-Bahn Downtown und Uptown heißt. Nachdem das gelöst war, war das erreichen des Hostels kein Problem mehr. Das Hostel ist ziemlich gut ausgestattet und liegt in einer sehr hipsterigen Gegend, die ich dann auch erst einmal in der brütenden Sonne erkundet habe. Die Strassen sind voller Street Art und es gibt Bioschokolade und Bio-Supermärkte.Total hipsterig, aber geil.

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Broadway und One World Trade Center

Dann ging es auf in die Innenstadt vom Union Square aus bin ich einfach solange südlich gelaufen, bis ich an der Brooklyn Bridge angekommen bin und dann Richtung Westen zum One World Trade Center. Es wird zwar viel Werbung für das Memorial gemacht, ich war aber sehr froh, dass das Observatory nicht vor Pathos und Patriotismus strotzt. Trotzdem wird da ziemlich viel Wind gemacht. Nunja. Der Blick ist atemberaubend, vor allem bei Nacht. Ich muss mich den Fotos aber erst konzentriert widmen, also kommen die später.

Brooklyn nachts

Die Gegend hier ist echt geil und voller junger Leute. Um die Ecke ist eine Biokommune und eher abgefahrene Hippieläden. Dafür, dass alles leicht abgerissen wirkt, ist es sehr hip.

Random notes

Ich hatte mein Think like a Proton – stay positive T-Shirt an. Wieder haben vier Leute gesagt, dass es toll ist und eine Psychologin hat sich angeregt mit mir unterhalten, bis ihr Freund/Mann sie weggeschoben hat, damit sie mich nicht mehr vollabert. Dabei war das spannend. 

[USA Trip] – Boston

Nachdem ich halbwegs meinen Jetlag weggepennt hatte, bin ich typisch deutsch früh aufgestanden und – noch typischer – losgelaufen. Das bringt einem auch in den USA neue Perspektiven.

Ich lief am MIT vorbei bis zur 

Als ich mich dann bereit fühlte den örtlichen Nahverkehr, brauchte ich auch nur noch zehn Minuten um herauszufinden, dass ich die ganze Zeit Süden mit Norden verwechselt habe. Boston hat tatsächlich ein öffentliches Nahverkehrssystem, dass man so bezeichnen kann. Es ist das älteste der USA und man merkt es ihm an. Boston gewinnt damit die Auszeichnung für die langsamste U-Bahn der Welt.

Touristisches

Nachdem ich irgendwie am Boston Common angekommen war, fand ich auch die Touristeninformation und eine nette Dame gab mir zu den schon guten Reisehilfen von Victoria noch eine Karte. Sie empfahl mir den Freedom Trail, eine vier km lange Strecke auf der man verfolgen kann, welche wichtige Rolle Boston in der amerikanischen Unabhängigkeit gespielt hat, oder den Besuch von Fenway Park. Letzterer stand eh auf meiner Liste und so wanderte ich die komplette Commonwealth Avenue herunter, an Statuen vorbei, zum ältesten Ballpark in Major League Baseball.

Fenway Park

Ich buchte mir eine Führung und muss ehrlich sagen, dass so ein Ballpark gegenüber einem Fußballstadion ein ganz eigenartiges Gefühl der Intimität bei relativer Größe beschert. Fenway ist eine sehr historische Stätte und wohl der verbauteste Ballpark in der Major League. Im Gegensatz zu modernen Bauprojekten ist das Gebäude in die Mitte der Stadt gebaut und damit mussten die Dimensionen des Feldes an die Gegebenheiten angepasst werden. Dazu wurde auf der linken Seite eine hohe Mauer gebaut, auf der Fans sitzen können und die von Pitchern als Green Monster bezeichnet wird, weil es reicht über sie drüber zu schlagen, damit man einen Home Run erzielt.

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Leider ging meiner Kamera der Saft aus während ich in Fenway unterwegs war und damit gibt es nicht so viele tolle Bilder, aber das iPhone tut schon. Mehr von Fenway kurz vor der Rückreise, weil ich mir ein Spiel der Red Sox gegen die Philadelphia Phillies ansehen werde.

Auf dem Rückweg lief ich bei Uburger vorbei. Ein typischer amerikanischer Burgerladen. Anständige handgeschnittene Pommes und ein wirklich selbstgebauter Burger. Es ist schon nach zwei Tagen klar, dass ich in Deutschland kaum noch Burger essen gehen können werde.

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Boston Duck Tours

Als zweites auf meiner Liste standen die Boston Duck Tours. So touristisch ist es immer praktisch sich einen Überblick zu verschaffen und wenn man das in einem Amphibienfahrzeug machen kann, dann umso besser. Die Tour ist nicht billig, aber zu empfehlen. Es werden einmal alle Sehenwürdigkeiten und die Grundlagen der Stadtgeschichte abgehakt.Mein ConDUCKtor hatte dazu einen Hang für schmerzhafte Wortwitze und Selbstironie.

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Mit dem Amphibienfahrzeug über den Charles River zu tuckern war nicht nur angenehm, sondern bietet wirklich einen guten und zweiten Blick über die Stadt. Dazu durften die Kinder an Bord das Gefährt lenken, was sicher ein Erlebnis ist.

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Random Notes

Die Ventile öffentlicher Pissoirs sind wohl das männlichste, was mir bisher untergekommen ist. Hat man da in Deutschland eine graue Fläche oder auch mal einen kleinen Hahn, den man drückt, hängt hier ein gewaltiges verchromtes Monsterventil über dem Becken. Dessen Betätigung sorgt dann für einen gurgelnden Rinnsal absoluter Antiklimaktik. 

Es gibt überall freies WLAN. Überall. Zwar immer fein mit einem Captive Portal, aber das war es auch. Das Zeug ist meistens schnell und stabil. Es ist faszinierend. Nun weiß ich, warum mein iPhone so eine WLAN anzeigen Funktion hat. 

T-Mobile USA ist alles, was man als T-Mobile Kunde in Deutschland haben möchte. Schnelle freundliche Bedienung, für 23$ zwei Wochen prepaid unlimited data aufm Handy, Schnelles LTE und kein Scheiß. Nunja, man ist da halt nicht Marktführer. 

Irgendwie muss ich mir einen Akzent zulegen. Hier hält mich keiner für einen Touristen, allerdings viele für taub, weil ich mal nachfragen muss, wenn man mir doch zu sehr nuschelt.

Es gab ungelogen vier Leute, die mich auf mein Nyan Cat T-Shirt angesprochen haben und wissen wollten, woher man das bekommt. Meine Damen und Herren bei getdigital: Marktlücke.

[USA Trip] Frankfurt – Reykjavik – Boston

ICE 1220

Ich sitze gerade im ICE 1220 und das WLAN funktioniert. Ich lebe anscheinend in einer Parallelwelt in der das geht. Dazu bin ich in den pünktlichen Zug eingestiegen, mit dem ich dann fünf Minuten Verspätung gehabt hätte, wäre ich nicht in den Regionalexpress eingestiegen für den er hat warten müssen und damit sogar wieder zehn Minuten früher in Würzburg gewesen. Jetzt sitze ich in der 1. Klasse des besagten ICE und es ist leer und leise, zwei Sachen, die laut Freunden in ICEs nicht passieren. Aber das ist wie das WLAN. Irgendwie lebe ich in einer Parallelwelt.

Okay. Nicht ganz. Das Bordrestaurant hat nichts zu essen, weil die Kühlung ausgefallen ist und ich muss nun bis zum Flughafen warten, bevor ich etwas sinnlos ungesundes essen kann. 

Frankfurt Flughafen

Frankfurt, die Perle Hessens, ist immer noch dieselbe. Ich bin direkt am relativ modernen Flughafenbahnhof ausgestiegen. Immerhin kann ich hier jetzt schon mal üben, wie das Anschauen von Wolkenkratzern funktioniert. Wird in New York noch nützlich sein.

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Nachdem ich ja im Zug nichts zu essen bekommen habe, musste ich mich am Flughafen versorgen. Hier gab es nur eine sehr schnuckelige Flughafenbar mit annehmbaren Preisen, an der das bizarrste der folgende komplett overengineerte Coca Cola Bierdeckel war:

 

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Der Burger war zwar nicht hochklassig, aber für den Ort okay. Der Flug nach Reykjavik war pünktlich.

Reykjavik

In der isländischen Hauptstadt angekommen, gab es erstmal größere Verwirrung, da ernsthaft niemand meinen Pass sehen wollte und ich hier einfach so mit freiem WLAN rumsitzen kann. Das ist schon irgendwie luxuriös. Dafür habe ich jetzt ca. 10 Stunden Aufenthalt und nur so komische Sitze zum pennen. Isländisch ist eine schöne und eigenartige Sprache.

Boston

Ich bin durch. Nach fünf Stunden weiterem Flug, bin ich da und durch. Das ist alles unheimlich amerikanisch hier. Also wirklich… erster Eindruck: amerikanisch. Dieses Land aus den Fernsehserien gibt es also wirklich. Mehr, sobald ich wieder zurechnungsfähig bin.