Wert sein?

Ich war die Tage unterwegs und irgendwann kommt man auch mal auf die Vorzüge des Lehrerdaseins zu reden und die sind ja nicht ohne. Wir haben geringe Nennarbeitszeiten bei hoher Zahl der Urlaubstage, sind verbeamtet und so weiter. Es ist zwar nicht so einfach, wie der Volksglaube es haben will. ((Um das mal zu präzisieren, man kommt am Ende bei 50 Stunden Wochen raus. Die Ferien sind öfter auch mal nicht frei. Aber ja klar: ich hab vormittags recht und nachmittags frei. Die Arbeiten korrigiert ein magischer Federkiel und Stundenvorbereitungen fallen dir unter der Dusche ein und drucken sich selbst aus.)) Und dann redet man noch über das üppige Gehalt, das man interessanterweise aus zwei Gründen bekommt: erstens man hat ein Hochschulstudium hinter sich und zweitens hat man Verantwortung für mehrere Dutzend Menschen und deren Zukunft. ((Also bei mir derzeit ca. 100 direkt in der 12. Klasse und nochmal so 30 indirekt in der Vorbereitung, dass sie die 12. Klasse überstehen.)) Aber das ist trotzdem immer noch sehr komfortabel.

Ja, aber es kommt halt trotzdem eigenartig. Wir sind als Lehrer halt privilegiert, weniger als man so denkt, aber wir sind es. Und wir tun auch viel diese Schmach auf uns zu ziehen. Wie viele Lehrer kennt man, die weinen, weil sie so viel zu tun haben. Da wünsche auch ich mir, dass sie mal etwas den Ball flach halten. Es ist halt ein Job. Aber selbst wenn ich das so erzähle, mit der mir gegebenen Amüsiertheit über die Abstrusität des Ganzen, beschleicht mich ein schlechtes Gefühl da anzugeben. Die Frage hier ist dann warum? Die meisten Leute mit denen ich rede hätten diesen Beruf ergreifen können und es nicht getan. Der Grund hierfür ist wohl sicher nicht die Vorteile, die man da so weich hat, sondern, dass es ein Beruf ist, den man auch aushalten und können muss. Dir ist es trotzdem unangenehm. Weil man redet nicht über Geld und man erzählt nicht wie gut es einem geht, weil es ja allen immer schlecht geht.

Und damit nehmen wir uns alle unseren Wert, wir nehmen anderen den Wert durch Neid und nehmen uns unseren Wert ((den wir ja auch bezahlt kriegen…)) in dem wir nicht mehr offen darüber reden. Solange man weiß, dass man privilegiert ist, und das ist man als Mensch in der westlichen Welt soundso immer, kann man auch darüber reden. Zu sagen, dass es dir gut geht, beschämt nicht den, dem es schlecht geht. Denn es ist meist nicht seine Schuld. Und wenn es jemand besser geht und dieser dies nicht zum Anlass nimmt dich abzuwerten, dann gönne es ihm. In den meisten Fällen ist er dadurch kein Arschloch geworden. Die Arschlöcher erkennt man nicht an ihrem Gehalt und ihren Vorteilen sondern an ihrem Verhalten und ihrem Umgang mit diesen Vorteilen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert