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HCH085 Ferienprogramm 2019 - Harry Potter

Ich wurde nach Reviews zu Harry Potter gefragt und das kommt jetzt hier. Allerdings eher so frei-assoziierend, weil ich nicht wirklich Lust auf eine komplett durchstrukturierte Folge mit viel Tiefe hatte. Das muss also reichen.

Review – Ghostbusters (2016)

Ich war in Ghostbusters und es gibt viel darüber zu reden. Zum einen natürlich den Film an sich, zum anderen über die ganze eher so Metadiskussion und die gesellschaftliche Wirkung, sofern Filmesowas haben können. Doch, zuerst einmal zu Werk, bevor wir zur gesellschaftlichen Analyse kommen.

Ghostbusters ist ein genialer Film neuer Machart. Schnell geschnitten, guter Humor und er ist der erste Film, bei dem 3D wirklich etwas funktioniert hat. Die Effekte fand ich gut, aber die Interaktion war besser. ((Ich kann jetzt schon sagen, dass ich die deutsche Synchro scheiße finde.)) Die vier neuen Geisterjäger sind coole Frauen, die gut miteinander interagieren. Der Film schafft es auch binnen von ungefähr zehn Minuten den Bechdel Test zu absolvieren. Die Charaktere sind eigenständig und haben auch für eine Komödie eine entsprechende Tiefe. Okay, bis auf Kevin. Kevin ist strunzdumm, aber sieht unheimlich gut aus. Seine ganze Erscheinung wird tatsächlich auf einen Stereotyp reduziert, der aber liebevoll präsentiert wird. Die Damen wollen ihn retten, obwohl er eigentlich nur hohl und hübsch ist.

Die Hauptcharaktere sind coole Frauen, die New York retten. Was interessanterweise gegenüber dem Original geändert wird, ist dass die Ghostbusters ein eigenständiges Unternehmen sind. Sie werden sehr schnell vom Staat subventioniert. Der Bürgermeister ist auf ihrer Seite, öffentlich allerdings gegen sie. Das entspricht aber irgendwie den Ideen einer USA im Jahr 2016. War man 1984 als Geisterjäger noch ein Entrepeneur, hat das heute halt gleich Sicherheitscharakter und wird vom Staat bezahlt.

Es gibt am Ende natürlich eine große Kampfszene, die an Bombast kaum zu übertreffen ist, allerdings auch erstaunlich viel Spaß macht, weil die Damen sich nicht unbedingt ernst nehmen.

Der Film macht also Spaß, ist locker wegzusehen und gut gemacht.

Soweit so gut, jetzt kommt der ganze gesellschaftlich-soziale Kram im Metabereich. Wen das schon jetzt nervt, der liest bitte nicht weiter.

Der Film hat ja viel mit Geschlechterrollen und verletzten Kindheitsillusionen zu tun. Deswegen muss das jetzt mal auseinandergelegt werden. Es gab da so drei grundsätzliche Kritikpunkte:

Ihr habt mir meine Kindheit kaputt gemacht!

Bullshit. Ich habe Ghostbusters in den frühen 90ern auf VHS ((Ja, ich bin so alt.)) gesehen. Es ist ein anderer Film. Eine dunkle, fantastische Komödie aus den 80ern, in der vier Underdog-Wissenschaftler die Welt retten. Es gibt weitaus mehr sexuelles Innuendo, als man das heute in einen Film ab 12 packen würde. Die Geisterjäger waren die Helden der Nerds und man kann das verstehen. Aber die neuen Geisterjäger sind eigentlich genau dasselbe. Drei von den Damen haben einen akademischen Abschluss und die Vierte kennt aus unerfindlichen Gründen die Geschichte einzelner Gebäude in New York bis in die Frühzeit. Die Tatsache, dass die neuen Geisterjäger noch mehr Wert darauf legen ernstgenommen zu werden, hat vielleicht etwas mit ihrem Geschlecht zu tun, ist aber auch etwas, das den alten Fan durchaus anspricht.

Die Filme sind ähnliche Geschichten, aber es geht hier eben nicht um meine Kindheit, die ist vorbei. Es geht darum, ob der Stoff in der modernen Welt funktioniert und das tut er ausgesprochen gut. Zerstört es Erinnungen? Nein…

Kevin ist voll die Hohlbirne und ein dummes Stereotyp als Mann!

Ja, schön, dass das auch mal meinem Geschlecht passiert. Ich persönlich fand es teilweise so übertrieben, dass es wirklich nur noch lustig war, und habe deswegen kein Problem mit Kevin. Interessantweise hätte ich den aber auch draufgehen lassen. Er ist echt zu dumm zum leben. Interessanter ist aber, dass sich Männer davon angegriffen fühlen, dass man unser Geschlecht dran ist, ein negatives Stereotyp zu sein. Das ist ja eigentlich nur gerecht. Kevin ist ausnehmend hohl, wird von Erin objektifiziert und generell als das dumme Blondchen hingestellt. Allein die Ironie ist köstlich und er wäre ein Mensch, mit dem ich mich nicht eine Minute beschäftigen würde.

Für die Männerschaft ist das anscheinend total schlimm, wenn ihre Männlichkeit mal untergraben wird. Aber ist das nicht der Zwecke von Humor und Ironie? Und ganz unter uns Jungs: wenn wir so unsicher sind, dass wir uns nicht von Kevin distanzieren können, dann haben wir ein ganz anderes Problem.

Im übrigen sind alle anderen männlichen Charaktere in dem Film etwas, was uns mehr zu denken geben sollte:

  • Der Dekan, der von Anfang an nur Verachtung für Erin übrig hat und sie dann wegen einer Lappalie feuert.
  • Der College Chef, der einfach nur ein infantiles Arschloch ist.
  • Der Big Bad, der eigentlich ein weinerlicher Egozentriker ist, der glaubt, dass er der Welt dringend mit Gewalt zeigen muss, wie sehr sie ihn verletzt. Hier ist besonders spannend, dass er auch ohne Gadget auf das Metalkonzert hätte gehen können und vielleicht Gemeinschaft gefunden hätte, aber dafür war er dann zu arrogant.
Alles klassische Männerrollen, die Gewalt, Macht und Arroganz zeigen. Nur leider sind diese Leute eben nicht die Helden. Wenn sie das wären, würde sich aber keiner daran stören.

Das ist feministischer Dreck!

Nein, das ist schlicht ein Film, der kulturellen Fortschritt zeigt. Und dieser ist doch gar nicht so groß, wie man denkt. Es gibt jede Menge coole Wissenschaftlerinnen da draußen. Das ist Normalität.

Was nicht normal ist, dass es irgendwie niemand erträgt, dass diese Wissenschaftlerinnen in einem Film Overalls tragen und Monster jagen. Dabei ist das eine sehr gute Botschaft. Es wird schon seit Jahrzehnten geweint, dass in den MINT Fächern Mädchen unterrepräsentiert sind und wenn man dann mal coole Rollenvorbilder anbietet, wird geweint, dass die cool sind, Mann keine Titten sieht und die doch ernsthaft keine Kerle brauchen. So fucking what? Das brauchen die Heldinnen in unserer echten sozialen Welt doch auch nicht! Ich helfe meinen Kolleginnen nicht beim Kopieren, ich trage ihnen nicht die Tasche und den besseren Unterricht bereiten die meist auch noch vor. Ich wusste nicht, dass das meine Männlichkeit beschneidet.

Wenn Ghostbusters dafür sorgen kann, dass wir mehr coole junge Frauen haben, die sich für Wissenschaft interessieren und ihr Ding machen, dann ist das ein reiner Gewinn für diese Gesellschaft.

Die Einzigen, die das problematisch finden, sind diejenigen, die eine Welt nicht verstehen in der sie schon seit mindestens fünfzehn Jahren nicht mehr leben. Die Regeln haben sich schon lange geändert und Ghostbusters ist ein Symptom dafür und ein Symptom für die Verzweiflung, die die Reaktion erreicht hat.

Also alles in allem: genauso wie der Vorgänger ein wichtiger und dazu absolut unterhaltender Film.

Schlosshof Festival 2014

Ich habe hier lange nicht mehr geschrieben. Deswegen fange ich mal mit der leichten Kost an. Ich war gestern auf dem Schlosshof Festival in Höchstadt an der Aisch. Es ist Teil der fränkischen Burgenfestivals und eher eines der kleineren in der Serie. Ein Tag, sechs Bands im Hof eines Schlosses (duh!) und ein kleiner Mittelaltermarkt dazu. Durch das kurze Line-Up bekommt man dafür gleich ab der zweiten Band größere Namen serviert.

Das Festival war an sich sehr heimelich und wäre noch heimelicher gewesen, wenn es uns nicht alle eingeregnet hätte. Trotzdem haben viele Leute, darunter auch ich durchgehalten und deswegen gibt es jetzt die kleine Berichterstattung.

Umfeld

Höchstadt ist ein kleiner Ort in Mittelfranken und das Schloss ist nicht wirklich groß und so kommt es, dass der Mittelaltermarkt, der irgendwie obligatorisch scheint, sehr klein ausgefallen ist und jedenfalls mir kein Interesse entlocken könnte. Aber dann mache ich das auch schon relativ lange mit und habe die Standard-Markstände gesehen. Die Wege waren breit und die Toilette erstaunlich sauber und nicht mit Schlangen gesegnet. Alles in allem ist es wahrscheinlich noch angenehmer, wenn das Wetter gut ist. Es ist definitiv ein Festival auf dem man auch mit Kind erscheinen kann ((Besonderes Lob an alle Eltern, die ihre Kinder mit Gehörschutz aufs Festival nehmen.)). Es regnete teilweise sehr stark und es muss dem Publikum zu Gute gehalten werden, dass es so lange durchgehalten hat.

Die Bands

Vroudenspil

Vroudenspil ((Freudenspiel gesprochen)) sind eigentlich eine Mittelalterband und das erkennt man auch am Namen. Sie haben sich dem Piratentrend der letzten Jahre angeschlossen und eine durchaus eigenständige Instrumentierung mit wenig Dudelsack und dafür einem Akkordeon. Die Band ist gut, sie eröffnet regelmäßig solche Festivals und spielt solide Musik mit Spaß. Sie haben das Piratending drauf, allerdings fehlt irgendwie der Suspence of Disbelief. Es ist trotzdem gute Musik. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die ich Festivals eröffnen sehen habe, machen Vroudenspil Spaß, während du noch was essen gehst.

Coppelius

Die feinen Herren von Coppelius gaben sich danach die Ehre. Rockmusik mit zwei Klarinetten, einem Kontrabass, einem Cello und einem Butler. Was soll man da noch sagen. Coppelius haben die Show perfektioniert. Vom affektierten Gesichtsausdruck bis zur gestelzten Ausdrucksweise und „Applaus“ Schildern und Butler Bastille, der während der Stücke Mäntel aufräumt und den Klarinettisten die hohen Zylinder wieder aufsetzt. Was mich etwas gestört hat, war der große Anteil an englischsprachigen Songs. Sie spielen deutsch und englisch und die Mischung der Sprachen irritiert mich immer wieder. Trotzdem haben sie sich ihren Applaus und das Rufen nach „da capo“ sehr verdient.

Omnia

Hach, hach. Ich bin schon ewig Fan, was soll ich also sagen. Omnia machen mit akustischen Instrumenten Musik, die dich nur umbläst. Dazu noch musikalische Vielfalt und Attitüde machen die Konzert immer wieder zu einem speziellen Erlebnis.

Alestorm

Nach der vollen Akustik, die volle Keyboardbreitseite mit den Piratenmetallern von Alestorm. Die Schotten saufen dann halt Whisky aus der Flasche und spielen trotzdem wahnsinnig schnellen Powermetal mit eigenartigem Pirateninhalten. Das endet mit Crowdsurfing zum Bierstand. Definitive Spaßmusik, die live aus ganz anderen Gründen funktioniert als ihre Vorgänger.

Saltatio Mortis

Als die Backstreet Boys des Mittelalters verschrien, haben sich Saltatio Mortis so langsam den Thron des Mittelalterrocks von In Extremo gesichert. Während sich letztere aus meiner Sicht schon lange an zu simplen Texten und dem Nachrennen von Trends auszeichnen ((Jenseits dessen, dass der Sänger sich die Stimme kaputt geschrien hat.)) sind Saltatio Mortis immer eigenständiger geworden. Die Show ist professionell und doch nicht steril. Der Sänger hält das Publikum so auf Trab, dass ich fast Angst hatte abzunehmen. Sie haben den Posten als Headliner nicht nur verdient sondern auch sehr ausgefüllt. Wer mehr als nur das Video sehen will sollte mal bei den Wackenmitschnitt auf arte ansehen.

Fazit

Trotz des Regens eines der bisher besten Festivals auf denen ich war, weil mir das Line-Up wirklich durchgehen getaugt hat. Soviel bin ich seit Jahren nicht mehr gehüpft.

 

Aua…