Review: Omnia – Naked Harp

Ich bin ja schon lange ein großer Fan der Band Omnia, deren Musik sie selbst als Neo-Celtic Pagan Folk (Rock) beschreibt. Der Musikstil beruht auf akustischen Instrumenten, in teilweisen rockigen, aber auch traditionellen Arrangements, die etwas auf moderne Hörgewohnheiten angepasst wurden. Die Hauptinstrumente sind dabei Flöten, Klavier, Schlagzeug und Saiteninstrumente wie Gitarren, aber auch die Harfe. Nun wurde immer mal wieder laut, dass Jenny, die besagte Harfe spielt, eine Meisterin dieses Instruments sei. Eine Tatsache, die sich bei Konzerten und den normalen Studioaufnahmen nur indirekt erfahren lässt, da hier die Harfe sehr selten im Mittelpunkt steht. Ich habe mich also immer gefragt, wie toll sie das wirklich kann. Immerhin fand ich die harfenlastigen Stücke auf den Alben bisher immer gut. Da ich anscheinend nicht der einzige war, der sich mal eine reine Harfen CD von Omnia wünschte, ergab es sich nun, dass Jenny mal eine solche aufgenommen hat. Und ich bin von ihrer Meisterschaft auf dem Instrument überzeugt worden.

Doch gehen wir das Album Naked Harp mal durch. 

Das Album beginnt mit One Morning in May. Einem langsamen tragenden Stück, das eine Bearbeitung des Songs von James Taylor ist. Es strahlt eine gewisse innere Ruhe und Hoffnung, die einem öfter auf diesem Album begegnen wird. Das einzelne Instrument der Harfe und die komplex klingenden Strukturen begeistern mich da schon.

Darauf folgt das Flutterby Set, eine Kombination aus zwei klassischen keltischen Jigs, die sich mit fliegenden Wesen und damit auch Leichtigkeit auseinandersetzen. Diese Leichtigkeit findet sich in den schnellen Läufen und fließenden Melodien beider Stücke.

Es folgt das erste Stück des Harfenmeister Turlough O’Carolan, von dem sich mehrere Werke auf der CD befinden. Eleanor Plunkett ist, wie viele Stücke O’Carolans, einer Person gewidmet, die ihn finanziell unterstützt hat. Es ist ein ruhiges Stück, das aber einen Sinn von würdiger Anmut vermittelt. Also durchaus etwas, das einer Dame aus gehobenem Stande angemessen ist.

Eine Dame noch höheren Ansehens steht im Mittelpunkt des nächsten Stücks. Die Fairy Queen zeigt nicht nur eine gewisse Anmutigkeit, sondern auch Verspieltheit in ihrer musikalischen Gestaltung.

Für diejenigen, die auf Omnia typische Musik gewartet haben, kommt nun mit einer Harfenbearbeitung von Dil Gaya. Das Lied, das aus Afghanistan kommt, zeigt, dass auch sehr uneuropäische Harmoniefolgen auf einer Harfe gespielt werden können. Die Kunstfertigkeit von Jenny zeigt sich auch in der Polyrhythmik des Liedes sehr gut.

Als Turlough O’Carolan sich aufmacht als wandernder Harfenspieler sein Geld zu verdienen war sein erstes Lied eine Widmung an eine junge Frau in die er sich verliebt hatte. Bridget Cruise ist ein einfaches, aber sehr berührendes Lied, das eine gewisse Ruhe und Sehnsucht ausstrahlt.

Im Gegensatz dazu steht das Jig Jenny’s Tits, das von zwei Meisen inspiriert wurde, die Steve und Jenny in ihrem Haus aufgezogen haben. In der alten Tradition, dass Jigs blöde Namen haben müssen, hat es dieses Wortspiel bekommen. Das Stück besteht nicht nur als einer sehr schnellen und wunderbar tanzenden Harfenmelodie, sondern zeigt auch mit dem Bodhrán ein anderes klassisches kelitsches Instrument. Ein sehr schönes Tanzlied.

O’Carolan, der uns durch ja durch dieses Album schrieb, nannte viele seiner Dankstücke Planxty. Damit ist klar, dass Planxty Irwin auch eines dieser Stücke ist. Es trägt sich majestätisch dahin und bildet einen guten Übergang zum nächsten Lied.

Die langsamen Love Birds lassen einen träumen und sich in die Arme einer geliebten Person denken. Dies ist Musik, die einen am Ende eines stressigen Tages und einer kalten Welt, die Liebe wieder spüren lassen. Ein Lied, das sich in einer lauen Sommernacht genauso gut anfühlt wie im Winter bei Kerzenschein.

Der Omnia Fan kennt En Avant Blonde als das Intro des Abschlusssongs Entrezomp-Ní Kelted. Eigentlich ein sehr einfaches Übungslied, wird es hier mit mehreren überlagerten Stimmen gespielt und steht endlich mal wieder für sich allein.

Es wird dann auch gefolgt von einem Omnia Medley, in dem die Fans der Band die Hooklines etlicher Lieder wiederfinden können, die hier einmal aneinander gewoben werden. Hier kann man auch einmal sehen, was für eine Kunstfertigkeit dahinter steckt, wenn Jenny diese Lieder auf der Bühne spielt.

Der Anam Cara der Liebste, ist laut Booklet iherm Ehemann Steve gewidmet. Das Lied plätschert langsam dahin und ich muss sagen, dass es gegenüber anderen Melodien wahrscheinlich wegen seiner Schlichtheit etwas untergeht. Es klingt definitiv nach zarter Liebe, aber mir sagt das eher weniger.

Es folgt das einzige Lied mit Gesang. Uvil Uvil ist ein schottisches Lied, das sehr feenhaft interpretiert wird. Es erzeugt einen Sinn von Ferne und Einsamkeit, die auch gut in die schottischen Highlands passt.

Es gibt in meiner großen Omnia CD Sammlung ein paar Lieder, die ich sehr liebe und von denen ich mir immer eine neue Version gewünscht habe. Luna war eines dieser Lieder. Es ist ein sich steigerndes Lied, das hier von einem Hackbrett erweitert wird. Gegen Ende überschlägt sich die Melodie, nachdem sie sich immer komplexer aufgebaut hat. Dies ist für mich einer der schönsten musikalischen Teile auf der CD. Luna gibt mir schon sehr lange Frieden, wenn ich es höre und diese neue Version ist tatsächlich noch besser als die ältere Variante.

Die CD endet mit Carolan’s Dream, einem letzten Stück vom Großmeister der Harfe, das diese Sammlung verschiedenster Harfenklänge sehr gut abrundet. In seiner Ruhe bildet es einen guten Abschluss an eine eher ruhige CD, bei der ein einzelnes Instrument im Mittelpunkt stand.

Alles in allem ist Naked Harp etwas für den Hörgenuss und das „Runterkommen“. Es gibt wenig des aufgeputschten Pagansounds, den Omnia gerne versprühen. Die Harfe berührt dafür als Instrument die Seele des Hörers auf eine ganz andere Art, als es die energetischste Bühnenshow kann.

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