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Schulsprecher

Ja, nachdem das Ei gelegt ist, kann ich nun „Gack“ machen.

Letztes Jahr wurde ich von Christoph Herburg angesprochen, ob ich mir vorstellen kann, einen Podcast über Schule zu machen. Nachdem wir erst einmal planen und Schule aus dem Weg räumen mussten, hat es noch etwas gedauert, aber nun ist das Baby da.

Ich danke hier nochmal Christoph für die Idee, Sandra von Jackalope Media für das tolle Logo und meinem früheren ich für die Lebensentscheidung, die mir die Möglichkeit eröffnet, hier darüber zu reden.

Die Schulsprecher finde auf http://www.schulsprecher-podcast.de

Cheers…

So, erstmal Themenmusik:

Jap, ich bin hier mit meinem Freund Bunnahabhain 12 year.

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Die erste Schulwoche ist vorbei… ((Hallo an alle Schülerinnen und Schüler, die viel zu neugierig waren und das jetzt dringend lesen müssen. Nehmt euch nen Keks…)) Es ist irgendwie Routine geworden… man zockt sowas runter, obwohl es immer noch anstrengend ist.

Der Herbst kommt endlich an und so ist die Nacht schon langsam ziemlich kalt… Morgen wird es in Eimern schütten, wenn man den Wetterdiensten glaubt und irgendwie ist es ganz okay. Im Herbst kommt die Welt langsam zur Ruhe… und das Jahr so langsam auch.

Also, erheben wir das Glas. Die erste Woche geschafft und auch dieses Schuljahr wird wieder versucht das Bestmögliche zu schaffen, was das System so zulässt, während der Versuch gestartet wird das System so weit wie möglich zu hacken, damit am Ende nicht nur Zahlen eine Rolle spielen, sondern diese Zahlen auch eine Bedeutung haben…

Wir werden sehen, wie das geht…

Cheers!

Lasst uns mehr über Geld reden…

In einem der geschützten Kommunikationsräume in diesem Netz bekam ich gerade einen Impuls meine Finanzen mal aufzuschreiben und darüber zu schreiben, wie die so aussehen. Es ist ein sehr interessantes Experiment, das hier seinen Ursprung hat. Dazu gibt es jetzt ein paar Gedanken…

Das verbotene Thema

Über Geld zu reden gilt als Tabu. Es bringt Neid, Ungerechtigkeit und so weiter. Das ist jedenfalls etwas, das meine Eltern sagen. Ich habe das nie so empfunden, was unter anderem daran liegt, dass mein Gehalt öffentlich ist. Doch es ist ein verbotenes Thema, aber warum eigentlich?

Status, Status, fuck you…

Es geht hier eigentlich um Status und es geht auch wieder um die Annahme, dass die neoliberale Denke des selbstbezogenen rational denkenden Konkurrenzmenschen, tatsächlich eine realistische Beschreibung von Menschen ist. Dass das Quatsch ist, habe ich nun mittlerweile so länglich beschrieben, dass ich es nicht noch einmal mache. Die Frage, die sich aber stellt ist: wer hat eigentlich davon noch einen Vorteil, dass die Gesellschaft nicht großflächig anfängt über ihr Einkommen zu reden? Es ist die neoliberal organisierte Wirtschaft, die Vorteile davon hat, dass Menschen Neid aufeinander haben und eben nicht vergleichen können, ob sie genauso viel Geld bekommen wie andere. Dann kann man nämlich jeder Person etwas anderes erzählen und mit dem angeblichen Gehalt der anderen den Preis drücken.

Dieses soziale Konstrukt hat wie in vielen anderen Bereichen unser Denken vergiftet. Nun gibt es Neid schon immer, aber man weiß trotzdem grob, welche finanziellen Verhältnisse andere Menschen haben und meist ist es gar nicht so wichtig. Geld ist für erstaunlich viele Menschen nicht der Mittelpunkt der Welt und wenn es für das für Menschen ist, dann eigentlich nur aus zwei möglichen Gründen: sie haben zuviel oder zuwenig davon. Letztere sind in ihrer Existenz bedroht, erstere wissen nicht was sie mit der Kohle anfangen sollen oder haben Angst sie zu verlieren. Beides verbaut die Sicht auf die wichtigen Dinge im Leben. Das bedeutet umso mehr, dass Geld ein Thema werden muss, über das man redet, allein schon aus gesellschaftlichen Gerechtigkeitserwägungen. Solange Geld von Menschen als Neidmotor gesehen wird, solange kann es einfach zur gesellschaftlichen Manipulation genutzt werden.

Lasst uns mehr über Geld reden…

Deswegen denke ich, dass es besser ist, wenn wir mehr über Geld reden. Nicht unbedingt mit der lieben weiten Welt, dafür ist die Zelt noch nicht bereit. ((Wir sind ja nicht Norwegen, wo die Steuerdaten von allen öffentlich sind.)) Denn dafür müssten die Deutschen in der Breite die Heterogenität der eigenen Gesellschaft akzeptieren und sich dann mit der Frage beschäftigen, was eigentlich die einzelnen sozialen Gruppen so ausmacht. Doch mit Freunden, Bekannten und so weiter, sollte man vielleicht regelmäßig über Geld reden, allein schon, weil die Person gegenüber vielleicht sogar eine Hilfestellung hat, wie man das eigene Problem lösen kann.

Literaturdidaktik braucht kein Big Data

Mir kam vorhin dieser Artikel unter die Nase und ich möchte mich da mal ein bisschen zu äußern. Er ist insofern ein gutes Beispiel, weil er mehrere Dinge zeigt, die ich immer wieder im Bereich der Didaktiken beobachte. Zum einen wird hier einem Trend sinnlos hintergerannt, der dann strukturelle Probleme als Allheilmittel der Didaktik lösen soll. Zum anderen beruhen die Ideen, wie immer auf nichtüberprüften Prämissen, die über die Welt, das Thema und die Schülerschaft gesetzt werden. Also, eigentlich alles wie immer, aber das hält mich jetzt nicht davon ab, das einmal abzuhandeln. ich hab ja Ferien und so. ((Um euren Hass auszudrücken, klickt einfach auf den grünen Knopf oben im Artikel…))

Distant Reading ist kein Reading

Okay. Es geht in dem Artikel um „distant reading“, das allein schon für seinen Namen einen Preis verdient. Es ist nämlich gar nicht mehr „reading“. ((Vor allem: der Text beschäftigt sich mit dem Deutschunterricht und nicht mit Englisch.)) Also, „close reading“ heißt anscheinend das, was man ansonsten so im Deutschunterricht macht. Das ist diese sinnlose Zerlegen von literarischen Texten unter der Lupe des angeblich Wissenden. Es ignoriert den Text als kulturelles Artefakt genauso, wie den Rezipienten und nimmt damit eigentlich nur die Interpretation ernst. Die kommt dann in der Schule meist noch gefühlt von oben und damit ist das alles eher unglücklich. „Distant reading“ macht das anders. Es ignoriert sogar die Interpretation des Textes und schmeißt sich an der Hals der Big Data. Damit wird ist das Name dann auch falsch. Es ist gar nicht mehr lesen sondern computergestütztes Wörterzählen. Das hat durchaus seinen Sinn. Die Computerlinguistik, Korpuslinguistik und ähnliche Disziplinen tun sowas schon lange und haben ihre Berechtigung, da sprachliche Strukturen sich in Verfahren mit großen Datenmengen zeigen können. Doch hier geht es jetzt um dieselben Verfahren als Methode der literarischen Analyse. „Distant reading“ ist also gar kein „reading“ mehr, sondern wir schmeißen einen Text in einen Computer, lassen diesen Wörter zählen und mache Wortwolken und ähnliches. Daraus soll dann eine literarische Analyse folgen und das nachdem die Literatur weggelassen wurde.

Die Idee geht auf einen amerikanischen Literaturwissenschaftler Franco Moretti zurück, der mit Big Data herausfinden will, welche Gefühle mit verschiedenen Londoner Stadtteilen in Verbindung gebracht werden ((Pro-Tip: das kann man nach der Vorlesung zur sozialen Mobilität aus dem Wikipediaartikel ableiten… Wahlweise: einfach nur Dickens lesen.)) oder ein Netzwerk der Figuren in Hamlet. ((Das ist übrigens eine Aufgabe, die Schüler in der Schule regelmäßig aufbekommen.)) Die Frage, die sich hier für mich anschliesst und die nicht beantwortet wird ist: „Und dann?“ Ähnlich wie mit dem Boom der Neurowissenschaften, wird hier auf Teufel komm raus Big Data gemacht ohne sich die Frage zu stellen, was denn dabei rauskommen soll. Ist das mit sprachlichen Strukturen in Texten sinnvoll, stellt sich für die Literaturanalyse die Frage, wie etwas, das eigentlich hermetisch ist, durch das Anhäufen von Daten besser gehen soll.

Literatur ist wie ein Glas Wein

Der Literaturwissenschaft wird zurecht vorgeworfen, dass sie von Alchemie nicht zu unterscheiden ist. Alles ist Text, alles ist hermetisch, alles ist möglich, solange es argumentiert werden kann. Der Text trägt die Möglichkeiten aller Blickwinkel in sich. Das scheint beliebig und genau darin liegt die Stärke der Literaturwissenschaft. Ähnlich wie bei der Philosophie geht es hier um die Frage des Menschlichen, im Text, in der Rezeption wie auch im Leser. Die Leitfragen sollten sein: was sagt uns dieser Text über die Welt aus der er stammt, die Welt hinter den Augen des Autors und die Welt hinter unseren Augen. Das sind alles Fragen, die nur uneindeutig beantwortbar sind und genau das ist das Spannende. Das lässt sich vielleicht am besten mit dem Streit der Alchemisten mit den Chemikern vergleichen, der in folgendem einfachen Gleichnis zusammengeführt werden kann:

Wir können ein Glas Wein aufteilen und in seine Bestandteile zerlegen, doch wenn man diese wieder zusammenfügt, dann ist das nicht derselbe Wein. 

Ich will nicht in den Streit einsteigen, aber die Idee dahinter ist, dass es jenseits aller rationaler Analyse auch etwas gibt, dass eben nicht durch Naturwissenschaft erklärbar ist. Das ist eben genau das, was in unserem Kopf abgeht und was Menschen besonders macht: die Welten hinter den Augen. das ist der Fehler, den „distant reading“ macht. Es versucht mit Daten an ein Phänomen heranzugehen, das sich eben nicht mit Daten erfassen lässt. Die Häufigkeit eines Wortes in einem Text lässt eben keine Rückschlüsse darauf zu, was der Text mit einem macht und nur weil ich weiß, welche Gefühle Autoren mit Londoner Stadtteilen verbunden haben, erschließt sich mir eben keine weitere Bedeutung. Der naturalistische Fehlschluss, dass nur Messbares die Welt bestimmen soll, der Fehlschluss auf dem das Silicon Valley zu Fußen scheint, ist hier sehr gut sichtbar. Literaturanalyse ist eben mehr als Wörter zählen. ((Sprachwissenschaft übrigens auch!))

Literaturdidaktik braucht vieles, aber kein Big Data

Eine grundlegende Erkenntnis des Literaturunterrichts ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler wenig mit Literatur auseinandersetzen möchten. Wer kann es ihnen verübeln? Für den digital Native ist toter Baum total unsexy. Verschwurbelte und lange (mehr als 1000 Zeichen!) Texte sind ungewohnt und die Sprache vergangener Zeiten unverständlich. Das sind alles Hürden, die tatsächlich überwunden werden müssen. Die Schülerinnen und Schüler per Computer Wörter zählen lassen und dann Hypothesen bilden hat mit Literatur aber nichts zu tun. Wie auch die Interpretationshechelei des restlichen Literaturunterrichts. Beide vergessen, dass Literatur etwas in unserem Kopf anstellt, etwas mit uns tut. Jede sprachliche Botschaft hat mehrere Ebenen, die im Sendenden und Rezipierenden angelegt sind. Diese sollten der Mittelpunkt von Literaturunterricht sein, genauso wie die Beschäftigung mit der Frage als geschichtliche Artefakte, denen nicht vertraut werden kann. Und jetzt nochmal zum mitklöppeln: Das sind alles Dinge für die man ein menschliches Gehirn braucht, und keine riesigen Datenmengen. Diese können bei den Fragen, die Literatur an uns stellt und an die Welt nicht helfen. Diese Fragen sind aber die Legitimation von Literaturunterricht.

Wenn moderne Medien benutzt werden um sich mit Literatur zu beschäftigen, dann sollte man doch vielleicht mal mit Big Data aufhören und produktiv werden: schreiben, vertonen und aufnehmen sind doch viel besser um sich mit den Welten hinter unseren Augen auseinanderzusetzen als zu versuchen alles über das Wenden von Datenhaufen zu gestalten. Literatur kann Wunder zeigen, die man mit Daten niemals sehen kann.

Aus der Zeitung – die Generation Z liegt auf der Gamescom rum…

„Pointiert gesagt: Man wurde – nach der „Prosumenten„-Phase des Web 2.0 – mit Haut und Haar wieder zum Konsumenten. Kann das ohne soziale Folgen bleiben? Schon heute halten es viele Jüngere ja für weniger absurd, große Umwege auf sich zu nehmen, um Pokémons einzusammeln, als sich etwa gegen den Zerfall Europas zu engagieren. Mit dem Übergang in die neue Epoche der Virtual-Reality-Spiele könnte der Abstand zur Lebenswirklichkeit noch einmal zunehmen. Innere Emigration darf man es vielleicht nicht nennen, wenn ein ganzes Subsystem der Gesellschaft diesen so viel logischer als die Wirklichkeit strukturierten Raum kollektiv aufsucht. Weltflucht aber allemal.“

Aus: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/auf-der-gamescom-in-koeln-herrscht-die-virtuelle-realitaet-14396612-p3.html

Oder um es anders zu sagen: die Generation Y hinterfragt gerade die Welt, während die Generation Z die Gegenbewegung ausführt und sich in eine konservative Duldungsstarre ergibt in der sie hofft, dass die schöne alte Welt, die ihre Vorgänger aus der Erkenntnis der dauerhaften Veränderung hinterfragen, wieder zurückkommt und sie auch alle tolle 9-5 Jobs mit Einfamilienhaus und Garten haben können.

Diesen Traum hat aber die Generation der Babyboomer mit ihrem Raubbau an der Welt zerstört und jetzt deren Verhalten zu simulieren dreht die Uhr nicht zurück.

Review – Ghostbusters (2016)

Ich war in Ghostbusters und es gibt viel darüber zu reden. Zum einen natürlich den Film an sich, zum anderen über die ganze eher so Metadiskussion und die gesellschaftliche Wirkung, sofern Filmesowas haben können. Doch, zuerst einmal zu Werk, bevor wir zur gesellschaftlichen Analyse kommen.

Ghostbusters ist ein genialer Film neuer Machart. Schnell geschnitten, guter Humor und er ist der erste Film, bei dem 3D wirklich etwas funktioniert hat. Die Effekte fand ich gut, aber die Interaktion war besser. ((Ich kann jetzt schon sagen, dass ich die deutsche Synchro scheiße finde.)) Die vier neuen Geisterjäger sind coole Frauen, die gut miteinander interagieren. Der Film schafft es auch binnen von ungefähr zehn Minuten den Bechdel Test zu absolvieren. Die Charaktere sind eigenständig und haben auch für eine Komödie eine entsprechende Tiefe. Okay, bis auf Kevin. Kevin ist strunzdumm, aber sieht unheimlich gut aus. Seine ganze Erscheinung wird tatsächlich auf einen Stereotyp reduziert, der aber liebevoll präsentiert wird. Die Damen wollen ihn retten, obwohl er eigentlich nur hohl und hübsch ist.

Die Hauptcharaktere sind coole Frauen, die New York retten. Was interessanterweise gegenüber dem Original geändert wird, ist dass die Ghostbusters ein eigenständiges Unternehmen sind. Sie werden sehr schnell vom Staat subventioniert. Der Bürgermeister ist auf ihrer Seite, öffentlich allerdings gegen sie. Das entspricht aber irgendwie den Ideen einer USA im Jahr 2016. War man 1984 als Geisterjäger noch ein Entrepeneur, hat das heute halt gleich Sicherheitscharakter und wird vom Staat bezahlt.

Es gibt am Ende natürlich eine große Kampfszene, die an Bombast kaum zu übertreffen ist, allerdings auch erstaunlich viel Spaß macht, weil die Damen sich nicht unbedingt ernst nehmen.

Der Film macht also Spaß, ist locker wegzusehen und gut gemacht.

Soweit so gut, jetzt kommt der ganze gesellschaftlich-soziale Kram im Metabereich. Wen das schon jetzt nervt, der liest bitte nicht weiter.

Der Film hat ja viel mit Geschlechterrollen und verletzten Kindheitsillusionen zu tun. Deswegen muss das jetzt mal auseinandergelegt werden. Es gab da so drei grundsätzliche Kritikpunkte:

Ihr habt mir meine Kindheit kaputt gemacht!

Bullshit. Ich habe Ghostbusters in den frühen 90ern auf VHS ((Ja, ich bin so alt.)) gesehen. Es ist ein anderer Film. Eine dunkle, fantastische Komödie aus den 80ern, in der vier Underdog-Wissenschaftler die Welt retten. Es gibt weitaus mehr sexuelles Innuendo, als man das heute in einen Film ab 12 packen würde. Die Geisterjäger waren die Helden der Nerds und man kann das verstehen. Aber die neuen Geisterjäger sind eigentlich genau dasselbe. Drei von den Damen haben einen akademischen Abschluss und die Vierte kennt aus unerfindlichen Gründen die Geschichte einzelner Gebäude in New York bis in die Frühzeit. Die Tatsache, dass die neuen Geisterjäger noch mehr Wert darauf legen ernstgenommen zu werden, hat vielleicht etwas mit ihrem Geschlecht zu tun, ist aber auch etwas, das den alten Fan durchaus anspricht.

Die Filme sind ähnliche Geschichten, aber es geht hier eben nicht um meine Kindheit, die ist vorbei. Es geht darum, ob der Stoff in der modernen Welt funktioniert und das tut er ausgesprochen gut. Zerstört es Erinnungen? Nein…

Kevin ist voll die Hohlbirne und ein dummes Stereotyp als Mann!

Ja, schön, dass das auch mal meinem Geschlecht passiert. Ich persönlich fand es teilweise so übertrieben, dass es wirklich nur noch lustig war, und habe deswegen kein Problem mit Kevin. Interessantweise hätte ich den aber auch draufgehen lassen. Er ist echt zu dumm zum leben. Interessanter ist aber, dass sich Männer davon angegriffen fühlen, dass man unser Geschlecht dran ist, ein negatives Stereotyp zu sein. Das ist ja eigentlich nur gerecht. Kevin ist ausnehmend hohl, wird von Erin objektifiziert und generell als das dumme Blondchen hingestellt. Allein die Ironie ist köstlich und er wäre ein Mensch, mit dem ich mich nicht eine Minute beschäftigen würde.

Für die Männerschaft ist das anscheinend total schlimm, wenn ihre Männlichkeit mal untergraben wird. Aber ist das nicht der Zwecke von Humor und Ironie? Und ganz unter uns Jungs: wenn wir so unsicher sind, dass wir uns nicht von Kevin distanzieren können, dann haben wir ein ganz anderes Problem.

Im übrigen sind alle anderen männlichen Charaktere in dem Film etwas, was uns mehr zu denken geben sollte:

  • Der Dekan, der von Anfang an nur Verachtung für Erin übrig hat und sie dann wegen einer Lappalie feuert.
  • Der College Chef, der einfach nur ein infantiles Arschloch ist.
  • Der Big Bad, der eigentlich ein weinerlicher Egozentriker ist, der glaubt, dass er der Welt dringend mit Gewalt zeigen muss, wie sehr sie ihn verletzt. Hier ist besonders spannend, dass er auch ohne Gadget auf das Metalkonzert hätte gehen können und vielleicht Gemeinschaft gefunden hätte, aber dafür war er dann zu arrogant.
Alles klassische Männerrollen, die Gewalt, Macht und Arroganz zeigen. Nur leider sind diese Leute eben nicht die Helden. Wenn sie das wären, würde sich aber keiner daran stören.

Das ist feministischer Dreck!

Nein, das ist schlicht ein Film, der kulturellen Fortschritt zeigt. Und dieser ist doch gar nicht so groß, wie man denkt. Es gibt jede Menge coole Wissenschaftlerinnen da draußen. Das ist Normalität.

Was nicht normal ist, dass es irgendwie niemand erträgt, dass diese Wissenschaftlerinnen in einem Film Overalls tragen und Monster jagen. Dabei ist das eine sehr gute Botschaft. Es wird schon seit Jahrzehnten geweint, dass in den MINT Fächern Mädchen unterrepräsentiert sind und wenn man dann mal coole Rollenvorbilder anbietet, wird geweint, dass die cool sind, Mann keine Titten sieht und die doch ernsthaft keine Kerle brauchen. So fucking what? Das brauchen die Heldinnen in unserer echten sozialen Welt doch auch nicht! Ich helfe meinen Kolleginnen nicht beim Kopieren, ich trage ihnen nicht die Tasche und den besseren Unterricht bereiten die meist auch noch vor. Ich wusste nicht, dass das meine Männlichkeit beschneidet.

Wenn Ghostbusters dafür sorgen kann, dass wir mehr coole junge Frauen haben, die sich für Wissenschaft interessieren und ihr Ding machen, dann ist das ein reiner Gewinn für diese Gesellschaft.

Die Einzigen, die das problematisch finden, sind diejenigen, die eine Welt nicht verstehen in der sie schon seit mindestens fünfzehn Jahren nicht mehr leben. Die Regeln haben sich schon lange geändert und Ghostbusters ist ein Symptom dafür und ein Symptom für die Verzweiflung, die die Reaktion erreicht hat.

Also alles in allem: genauso wie der Vorgänger ein wichtiger und dazu absolut unterhaltender Film.

Unverhoffte Projekte – Namenspuzzle

Es begab sich, dass ich in den Ferien eine Freundin wiedersehe, die ein kleines Kind hat. Und weil dieses wiederum Geburtstag hat, brauche ich auch wieder ein Geschenk. Eine kurze Recherche bei Pinterest (Danke Tine!) brachte mich auf die Idee ein Namenspuzzle zu basteln.

Nach einem etwas längeren Kampf gegen Inkscape, der hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass sich das nicht erwartbar verhält, konnte ich mir im Hackerspace alles lasern lassen, was es so braucht. (Danke an Tine, Chris und ptflea!) Das sah dann so aus:

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Und so, wenn die Teile draußen sind:

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Da das jetzt noch total langweilig aussieht, habe ich mal meine Infinity Farben rausgeholt und die Teile bemalt.

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Nach einer Lage Lack, der für Kinderspielzeug geeignet ist, war dann auch alles fertig:

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Ich hoffe es macht dann auch Spaß. 🙂

Textwelten – Der Betroffenheitsartikel

So, weiter geht es jetzt auch hier in diesem kleinen Projekt mit einer der ekligeren Textformen. Es gibt da im journalistischen Bereich den Betroffenheitsartikel. Der ist relativ nett, aber stilistisch von einem Groschenroman nur daran zu unterscheiden, wo er abgedruckt wird. Hart am Boulevard, immer mit der Behauptung der Relevanz, und der kruden Idee, dass die Personalisierung und Emotionalisierung sozialer Probleme dazu führt, dass Menschen sie besser verstehen und vielleicht sogar in der Intention des Autors handeln. Es ist also eine hoch-manipulative und zutiefst predatorische Textsorte. Zum einen müssen ja Beispiele her, an denen das Problem gezeigt wird, zum anderen wird hier nur die gefühlte Realität der Menschen angesprochen. Doch, wie auch zuvor schauen wir uns mal ein Beispiel an. Da diese Textsorte mehrere Abschnitte hat, gibt es das auch abschnittsweise.

Die Finger fallen schwer auf die Tastatur des silbernen Notebooks. Der Blick ist angestrengt auf den Monitor gerichtet. Die kurzen Sätze sind wichtig. Sie beleidigen nicht nur die Intelligenz der Leserschaft sondern sollen Dramatik erzeugen. Eine Dramatik, die keiner wirklich braucht. Der Autor spürt die Macht der Manipulation und genießt sie.

Der Stil, der hier gepflegt wird, ist aus meiner Sicht zutiefst manipulativ und würdigt den Leser herab. Es geht hier nicht um die Vermittlung von Inhalten oder eines Standpunktes, sondern um das Erzeugen von Betroffenheit als Gefühl. Der Glaube, dass dies die Leserschaft besser zugänglich für das Thema macht, oder gar die Idee, dass sie deswegen das Phänomen besser verstehen kommt aus der selben spannend-verwirrten Annahmenwelt in der Lehrer voraussagen können, was ihre Schülerinnen und Schüler verstehen, ohne das mal getestet zu haben. Diese Ideen sind verstörend arrogant und diese Art von Text ist es auch. Man soll emotional manipuliert werden, damit sich dann auch schön eine zumeist einseitige Botschaft festsetzen kann.

Das Problem hierbei ist, dass das alles von einer schlechten literarischen Kurzgeschichte nicht zu unterscheiden ist, und sich die Frage stellt, warum sowas überhaupt produziert wird. Wenn das Problem gesellschaftlich relevant ist, dann steht es für sich allein, wenn es das nicht ist, warum wird hier Lebenszeit von Leserinnen und Lesern verschwendet?

Die zweite Seite dieser Art von Text ist, dass es hier auch immer um Personen geht. Das bedeutet es werden zumeist Schicksale vermittelt. Das wiederum heißt, dass es auch Menschen geben muss, die diese erlebt oder produziert haben. ((Das ist ja schließlich Journalismus, da kann man sich die nicht einfach wie in der Literatur ausdenken. Okay, man lässt dann alles weg, was nicht passt, aber das ist natürlich nur zulässige Zuspitzung.)) Und deren Geschichten erscheinen dann überall und sie müssen sie erzählen. Dabei ist für den Autor vollkommen egal, wie es der Person dabei geht. Hauptsache es gibt den Betroffenheitseinstieg. Und der ist gar nicht so wichtig, weil es geht ja angeblich um den Inhalt.

Wie so viele Autoren hat auch diese/r das Problem, dass er/sie glaubt relevante Inhalte nur an die Frauen und Männer zu bringen, in dem es eine emotionale Ansprache gibt. Laut Prof. Pummeluff scheint das nicht nur ein Gefühl der eigenen Relevanz zu geben, sondern auch die Illusion der eigenen Wichtigkeit. Er sagt, dass diese meist dadurch bestärkt wird, dass Menschen aufgrund der emotionalen Ansprache die Qualität des Textes als höher und relevanter einstufen, als sie tatsächlich ist. Er nannte dann zum Beispiel die Arbeit von Prof. Raichu und Prof. Woingenau, die beide die These vertraten, dass diese Artikel ein Zeichen von Narzissmus und übermäßiger Selbsteinschätzung waren, die wiederum meist eine Kompensation zu Grund hatten.

Okay, jenseits der dreifachen ironischen Brechung, geht es im zweiten Teil des Textes auf einmal um ein wirkliche soziales Problem. Das soll der eigentliche Aufhänger sein, steht aber dank der ganzen persönlichen Laberei am Anfang nicht mehr im Mittelpunkt und wird in seiner sozialen Tragweite auch gar nicht reflektiert, denn das Beispiel grenzt die Menge an erzählbaren Informationen ein. Die volle Breite des sozialen Problems ist vor der Folie einzelner Geschehnisse und Schicksale eben nicht mehr erklärbar. Im verzweifelten Versuch der besseren Ansprache wird eine vollständige Erklärung des Phänomens geopfert. Nun kann man sagen, dass das bei journalistischen Texten soundso immer der Fall ist, aber erstens ist das unehrlich und zweitens entsteht aus einer fragwürdigen Praxis keine Selbstlegitimierung. Wir verbrennen ja auch keine rothaarigen Menschen mehr, weil das früher zu besseren Ernten geführt haben soll. Es könnte also überlegt werden, ob es denn überhaupt persönliche Betroffenheit als Vehikel für die Vermittlung gesellschaftlich relevanter Inhalte braucht und wie bei allen rhetorischen Fragen ist die Antwort auf diese auch schon vorher klar und lautet: nein.

Am Ende bleibt wieder festzuhalten, dass hier Relevanz durch soziale Konstrukte hergestellt wird, anstatt durch Inhalt. Diesmal ist es im Gegensatz zum ersten Beispiel dieser Serie reine emotionale Manipulation und nicht ein angeblich neutraler Stil. Das Persönliche wird als Mittel benutzt um etwas Sachliches zu erzählen und der Text verliert dabei seine komplette Legitimität und Relevanz. Wenn es nur noch um die gefühlte Realität geht, dann ist der Wahrheitsgehalt egal und damit sämtliche Ziele, die vielleicht zur Entstehung des Textes geführt haben, entwertet.

Berlin

So, ich war dann mal in der Bundeshauptstadt. Die ist im Sommer weitaus erträglicher als im Winter und generell war es ja schönes Wetter.

Ich habe nicht viel gemacht, aber das durchaus intensiv. Der Samstag war hauptsächlich davon geprägt, dass ich Jella getroffen habe und wir uns wunderbar unterhalten haben. Nochmal danke dafür.

So, und dann gab es ja touristisches zu tun. Das folgt dann jetzt mit Bildern und so.

Ich war im Magicum einem Museum für Mystik und Magie. Es ist sehr klein, privat, aber eigentlich ganz spannend. Es wird neben der klassischen Zauberei auch die verschiedenen mystischen Traditionen von Alchemie, Theosophie bis keltischer Naturreligion thematisiert. Allerdings alles nur sehr kurz und etwas populärwissenschaftlich, was aber auch etwas mit der geringen Größe des Museums zu tun hat. Ich fand es erhellend, aber etwas ambivalent.

Dann war ich noch nachts unterwegs und habe ein paar Bilder gemacht:

Berlin at Night 2

Reichstag

Der Rest findet sich in der Fotogalerie, die man erreicht wenn man auf die Bilder klickt.

Luna…

Bitte einmal hier drauf klicken, ich rede eh nur über dieses Lied.

Das ist die Neuaufnahme eines sehr alten Liedes von Omnia. Das Original war auf der ersten CD, die ich je von der Band gekauft habe. Es ist mit mir schon seit mehr als zehn Jahren unterwegs und diesmal schreibe ich darüber, warum dieses Lied etwas besonderes für mich ist.

Zuerst einmal können wir die Gestaltung abhaken. Es ist ein Harfenlied, gespielt auf einer keltischen Harfe. Die neuere Version hat auch noch ein paar andere Instrumente, aber die Harfe steht im Mittelpunkt. Harfen sind an sich schon Instrumente, die sich eher fein anhören, aber hier steht auch noch eine simple iterative Melodie im Vordergrund. Diese baut sich immer weiter auf, bis sie kurz vor dem Ende in einen Rhythmuswechsel kippt um dann wieder zu verschwinden. Mir hat es der Rhythmuswechsel angetan, weil diese Gegenstellung dem Stück eine Spannung gibt. Aber jenseits dessen gibt es da noch die Ebene an Musik, über die Leute so selten schreiben: was sie mit einer Person macht.

Luna ist ein Stück, dem eine Ruhe innewohnt. Meine Assoziation, und ich bitte gerne um weitere Kommentare, die da mitassoziieren, ist das, was ich gerade erlebe: eine Sommernacht mit Kerzen, klarem Himmel und der verklingenden Wärme des Tages. Man kann in einer wahnsinnigen Welt mal Atem holen und seinen Frieden finden. Das tut man glaube ich viel zu wenig.

Allerdings ist Luna auch ein melancholisches Lied. Das Booklet zur ersten Version erwähnte, dass es zum Tode einer Person geschrieben wurde und man kann das auch in dem Lied finden. Ruhe und Tod haben ja ein gemeinsame Basis. Also ist es auch Lied mit dem man zur Ruhe kommen kann und das einem Ruhe gibt.

Und Ruhe… haben wir ja leider immer zu wenig.