HCH124 Podcasts und Plattformlogiken

Spotify ist immer noch ein großer Diskussionspunkt, insbesondere nachdem sie sich auf dem 36c3 nicht ganz sauber verhalten haben. Ich versuche zu erklären, warum die Logiken, die diesem Handeln zugrundeliegen nicht zum Paradigma des Podcastings in Deutschland passen.

Shownotes

5 Gedanken zu „HCH124 Podcasts und Plattformlogiken

  1. Mithrandir

    Meine Meinung zum Thema:
    Ich denke, das Thema Spotify wird aus einer recht einseitigebn Sicht beschrieben.
    Ich kenne keine Statistiken, aber gefühlt hören in meiner Umgebung gerade mal 1%-5% meiner Bekannten Podcasts. Vom Rest wissen viele nicht einmal was das ist.
    Die, die Podcasts hören, sind fast alle Nerds und selbst unter denen habe ich jetzt einige kennengelernt, die das über Spotify tun.
    Warum? Weils einfach ist. Die Birne muss nicht angestrengt werden. warum soll ich mir erst ne App suchen, die mir gefällt und deren Bedienung ich auch noch erst lernen muss?
    Sind wir mal ehrlich. Uns macht es doch spaß, verschiedne Apps auszuprobieren und den letzten Funken Usability rauszukitzeln. WEil wir Nerds sind.
    Der Otto Normaluser will einmal klicken zum Öffnen und ein zweites mal zum starten und am besten noch Vorschläge bekommen, was er hören soll.
    Es gibt unzählige Menschen, denen ist es zu viel die Amazon Webseite aufzurufen. Die haben eine app, denn dort können sie direkt auf „Kaufen“ klicken ohne viel nachzudenken. Dort bekommen sie Vorschläge für Zeug, dass sie unbedingt kaufen müssen. Und sie sind begeistert, weil sie bis vor kurzem noch nicht wussten, dass sie es überhaupt brauchten.
    Und genau diese Leute, und ich denke, das ist genau die Mehrheit der Menschen, die wir mit offenem Mund anschauen, weil sie seltsame Parteien wählen und behaupten der Klimawandel sei eine Lüge.
    Nur die wenigsten Schulen haben einen Lehrer wie dich, der die Kids anregt und ggf. sogar noch begeistert Podcasts zu hören.
    Sorry, ich mag Spotify auch nicht, habe nicht einmal einen Account, aber aktuell sehe ich diese Portale als Möglichkeit Podcasts unter die Leute zu bringen.
    Wie gesagt, meine Meinung. Vielleicht liege ich daneben. Wer Statistiken hat, möge mich belehren.
    Danke
    Gruß
    Mithrandir

    Antworten
    1. advi Beitragsautor

      Du formulierst genau die Logik, der da Spotify folgt. Aber diese geht nur von der Bequemlichkeit der „Kunden“ und von der Idee aus, dass wir alles tun müssen, um dieser zu genügen, weil „mehr Kunden“ an sich einen Wert hat. Beide Annahmen würde ich bestreiten. Ich sende unabhängig von Hörer*innenzahlen. Podcastende senden, weil sie senden wollen. Reichweite und Monetarisierung sind nur Währungen, wenn die Podcastenden sie zu welchen machen. Diese Logik kommt von außen, aus anderen Internetmedien und deren Logik. Wir müssen da nicht mitmachen. (Und laut den Zahlen aus Christiane Attigs Vortrag aufm Congress können wir das auch gar nicht.) Ich gehe weiter und sage: wir wären dumm, wenn wir da mitmachen. Podcasts sind für die Hörerschaft so wertvoll, weil sie eben nicht diesen Logiken folgen (müssen). Die Annahme, wir müssten etwas unter die Leute bringen finde ich befremdlich. Wo kommt die denn her? Ich denke genau dieser kleine Aufwand, um an einen Podcast zu kommen führt zu einem anderen Verhältnis zum Medium als die Streaminglogik von z.B. Youtube oder Spotify. Wir bieten lange Inhalte, die man etwas suchen muss, keine kurzen Inhalte, die einem automatisch zugeführt werden.

      Dazu geht es hier um das Verhältnis zwischen mir als Produzent und Spotify als Plattform. Ich habe keinerlei Mehrwert davon. Der Wachstum, den mein Podcast durch eine Listung auf Spotify erhält ist nicht wirklich echt. Eigentlich habe ich nur einen Hörer mehr, der allen seinen Freunden dann eine Datei von mir kopiert und weitergibt, und dabei so tut als hätte ich die für ihn aufgenommen. Dazu tritt er gegenüber mir auf und sagt: wenn du mich ausschließt, dann nehme ich meine Freunde mit. Also, keine native Reichweite, für mich persönlich wertlos. Folge ich der Logik von oben, dass Menschen eine Verbindung zu meinem Inhalt auch über das Medium und dessen etwas komplexeren Zugang herstellen, dann habe ich wahrscheinlich mehr Zuhörende, die mehr mit meinem Produkt verbinden. Das ist ja auch die Logik mit der Podcastwerbung so wertvoll wird. Die Leute vertrauen den Sprecher*innen und haben ein hohes Commitment.

      Am Ende ist die Frage, was man will. Ich habe klar gemacht auf welcher Seite ich stehe, aber mal sehen, wo das hingeht.

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      1. Mithrandir

        Zitat: „Die Annahme, wir müssten etwas unter die Leute bringen finde ich befremdlich. Wo kommt die denn her? ..“
        Aber du und viele andere haben doch etwas zu sagen, was ich zum Beispiel für so wertvoll und wichtig halte, dass ich es gerne weitergeben würde. Das kann ich aber nur schlecht, wenn die Weitergabe an so kompliziert ist.
        Beispiel:
        Familienfeier, das übliche, die Diskussion landet irgendwann bei den üblichen Themen: Klima, Flüchtlinge, usw.
        Um meine Argumente zu untermauern, würde ich den anderen gerne sagen: „Hör dir doch mal die Aussagen von XY an. Da gibt es einen Podcast, da wird das alles sauber dargelegt und beschrieben.“
        Dann kommt halt die Gegenfrage: „Wie Podcast? Wassn das?“
        Den Begriff Podcast zu erläutern, schaffe ich noch. Die Menschen dann aber davon zu überzeugen, sich eine App herunterzuladen, dort den Podcast z suchen, ihn zu abonnieren, die entsprechende Folge zu wählen….
        Das wird nix.
        Aber ein: „Du hast doch Spotify auf dem Handy, oder Audible“. Such dort mal nach „Hörchaos“. Folge drölfundzwanzig.
        Das versteht der Homo Touchundwischikus. Klar, die Hälfte steigt aus, weil sie keinen Bock hat sich 1 Stunde lang Fakten und Details anzuhören, aber wenn ich wenigstens 10% dazu bringe das Ding anzuhören, glaube ich zumindest, dass ich der Welt einen guten Dienst erwiesen habe 🙂
        Ich verstehe deine Bedenken. Und es geht mir ja auch nicht um Monetarisierung, aber ohne Werbung und einfachere Wege bleiben diese Messages in der Echokammer der Nerds und sowieso Interessierten.
        Und die sind sowieso meistens kritisch und weltoffener.
        Das fände ich schade.
        Schlimm wird es dann, wenn die „Bösen“ die Chance erkennen und ihren Mist auf diesen Portalen verbreiten. Die haben sowieso weniger bis keine Moral.
        Und dann höre ich womöglich: „Ich habe ja jetzt auch mal einen Podcast auf Spotify gehört und der erzählt genau das Gegenteil von dir. Deine Podcasts finde ich dort zum Beispiel gar nicht.“
        ..
        Schade eigentlich.
        Und nur so nebenbei, ich habe keinen Spotify Account 😉
        Und nur damit das nicht falsch verstanden wird. Ich finde deine Podcasts sehr gut und höre sie gerne (zumindest die politikunterrichtmäßigen usw.). Ich verstehe auch grundsätzlich deine Einstellung. Aber ich finde (und das ist natürlich nur meine Meinung), manchmal ist es Wert über seinen eigenen Schatten zu springen und als Berg zum Propheten zu laufen.
        In diesem Sinne weiterhin alles Gute.

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  2. Eule

    Ich hatte lange den Eindruck, technisch sehr anspruchslos zu sein was Podcasts angeht. Seit ich Podcasts höre (ich habe so ca. 2012 damit angefangen) nutze ich dazu einen MP3-Player, brauche also „einfach nur“ eine MP3-Datei die ich da draufkopieren kann. Mein Player ist Baujahr 2007, kann somit kein Internet und auch nicht so fancy stuff wie Kapitelmarken, sondern hat in etwa den Funktionsumfang eines Kassettenrecorders. Es wird aber allmählich schwieriger, damit auszukommen.

    Die „Lernfragen“ z.B. gibt’s nur als aac, und der „Soziopod“ liefert seit jeher keine ID3-Tags. Beides kann ich mir noch passend machen weil ich ja die Dateien bekomme und entsprechend bearbeiten kann, aber beispielsweise „Hockdiher“ konnte ich anfangs noch runterladen, inzwischen aber nicht mehr, und damit fällt er für mich aus. Ich glaube, meine Anspruchslosigkeit ist mittlerweile zu anspruchsvoll…

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    1. advi Beitragsautor

      Hm, ich kann gerne mal Lernfragen auf mp3 mit anbieten. Generell bist du da tatsächlich eher ein Besonderheit, weil die meisten Podcastgeräte m4a (aac) können. Das mit den ID3 Tags finde ich auch problematisch, soweit ich weiß backt die Auphonic mit rein.

      Naja, die Bedingungen haben sich da anscheinend geändert.

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