Kompetenzkompetenz

Wer es noch nicht mitbekommen hat: es ist Wahlkampf. Deswegen sehen wir mehr abgehalfterte Politiker auf Marktbühnen, die versuchen dasselbe politische Programm mit einem anderen Aufkleber drauf, an möglichst viele Leute zu verteilen.

Dazu gehört dieser pseudoamerikanische Affentanz mit den Kanzlerduellen. Da hat jetzt fnordigerweise Edmund Stoiber den ProSieben Haus- und Hofentertainer Stefan Raab als Moderator für ProSiebenSat1 vorgeschlagen. Dies trifft beim ZDF Chefredakteur Peter Frey auf wenig Gegenliebe. Der behauptet, dass Raab die Kompetenz fehlt, politische Diskussionen zu führen.

Das will ja eigentlich heißen: Stefan Raab hält sich nicht an die Regeln, die die Politjournaille für sich in Berlin gemacht hat. Er ist gefährlich, weil er am nächsten Tag nicht wieder im Dickdarm der politischen sitzen muss. Er könnte am Ende fragen stellen, die Peer Steinbrück und Angela Merkel eigentlich nicht gestellt bekommen könnten. Das wäre ein absolutes Novum gegenüber dem braven, linientreuen und pseudokontroversen Gefrage das jeden Tag in irgendwelchen rundfunkbeitragsverschwendenden Talkshows zelebriert wird.

Ich würde mir das Duell mit Raab vielleicht anschauen, ohne ihn brauche ich es gar nicht zu sehen.

5 Gedanken zu „Kompetenzkompetenz

  1. Christian N. Hofmann

    Ein schwieriges Thema. Ich halte Raab durchaus für intelligent genug, die richtigen Fragen zu stellen – wer es schafft, über Jahre gleichbleibende oder sogar steigende Quoten mit ausgemachtem Blödsinn zu erzielen, hat offensichtlich mehr Verstand, als er zugeben will.
    Die einzige Befürchtung, die ich hege, ist tatsächlich, dass er eben weniger einem Moderator, sondern mehr Max und Moritz in einer Person gleicht. Ob er es tatsächlich dabei belässt, die interessanten Fragen zu stellen, steht in den Sternen. Genauso gut denkbar wäre aber auch, dass er sich live und wie üblich ohne Farbe an… „politischem Kabaret“ versucht und dabei das Ziel der Sendung aus den Augen verliert. Denn nicht zuletzt die überhebliche Effekthascherei, die ständigen Versuche, sein Gegenüber zu denunzieren ist doch genau das, was seinen Stil ausmacht…

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    1. advi Beitragsautor

      Da habe ich weniger Befürchtungen, weil der durchaus weiß, wo er ist. Das hat ja beim European Song Contest damals gesehen. Da waren die zwar auch locker drauf, aber haben definitiv keinen großen Blödsinn gemacht. Das wird hier ähnlich, in seiner eigenen Sendung „Absolute Mehrheit“ hält er sich auch zurück. Warum also nicht hier?

      Besser als das Gequatsche von den angeblichen Politikjournalisten ist das allemal.

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      1. Christian N. Hofmann

        Von „Absolute Mehrheit“ hab ich gerade in dem verlinkten Artikel zum ersten Mal erfahren (ich schalt den Fernseher etwa zweimal im Monat weg vom DVD-Player – zur „Anstalt“ und wenn ich mal von einer anderen Kabaret-Übertragung erfahre. Der Polit-Raab wird heute Abend gleich mal testkonsumiert…

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  2. Christian N. Hofmann

    Dazu, nebenbei bemerkt, noch ein interessanter Happen zur GEZ-Debatte:
    „Der TV-Wahlkampf dürfe nicht als Werbeplattform für Nischensender dienen, sagte Frey.“ (Aus dem im Beitrag verlinkten Artikel)
    Betrachtet man mal Demographie und die vielgerühmten Einschaltquoten, ist für mich doch hier klar die Frage, welche Sender denn die „Nischensender“ sind. Pro7Sat1 wohl eher nicht…

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    1. advi Beitragsautor

      Na das ist ja eh so eine Selbstoffenbarung, auch dass der Markanteil bei den Leuten unter 50 (die werbewichtige Gruppe) bei einem Viertel liegt. Will heißen, dass ein Großteil der Menschen, die man eigentlich erreichen will und für die Politik gemacht werden sollte, nicht vorhanden sind.

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