HCH120 Das literarische Duett: Harry Potter and the Philosopher's Stone

Ich wurde bequängelt, das meine Besprechung von Harry Potter zu kurz war, also habe ich Andrea Bottlinger gefragt, ob sie die Bücher einzeln mit mir bespricht. Andrea ist Autorin, Lektorin und studiert jetzt Computerspielerei.

Dieser Podcast ist und bleibt kostenlos und spendenfrei, allerdings lebt Andrea von solchen Dingen, wie wir sie hier tun. Also überlegt euch, ob ihr ihr eine kleine Spende bei ko-fi zukommen lassen oder vielleicht eines ihrer Bücher erwerben wollt.

Shownotes

5 Gedanken zu „HCH120 Das literarische Duett: Harry Potter and the Philosopher's Stone

  1. Philipp

    Ich schreibe grade meine Bachelorarbeit über Harry Potter, also kommt diese Reihe grade genau richtig 😀 Dass Rowling sich die Funktion von vielen Personen und Gegenständen erst nachträglich ausgedacht hat, mag in manchen Fällen sicherlich stimmen (z.B. dass der Tarnumhang ein Heiligtum des Todes ist), aber in sehr vielen Fällen gibt es starke Hinweise darauf, dass da schon relativ viel Planung hinter steckt. Davon auszugehen, dass sie Sirius Black zufällig im ersten Band einen sprechenden Namen gegeben hat, der auf einen schwarzen Hund hindeutet und sie sich nachher gedacht hat „ach der Name ist ja schön! Mache ich aus dem mal einen Mann, der sich in einen großen schwarzen Hund verwandeln kann“, wirkt auf mich dann doch etwas weit hergeholt. In der Literatur hab ich für dieses Stilmittel, welches sie öfter verwendet, den Begriff „Themensequenzen“ gelesen. Diese geben einem Literarisch gesehen die Möglichkeit, ein Thema so einzuführen, dass der wahre Zusammenhang, in dem es später auftritt, nicht auffällt. Ein weiteres Beispiel dafür sind Animagi. Dass es diese gibt, wird schon im ersten Band durch McGonagall gezeigt, weswegen der Begriff im dritten Band halbwegs unauffällig eingeführt werden kann, sodass erst zum Schluss klar wird, wieso dieses Wissen für den Leser relevant ist.
    Ich hoffe dass ihr bald die nächste Folge raus bringt, kann momentan jeden Input gebrauchen 😉

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    1. Andrea Bottlinger

      Ich denke, dass Leser oft unterschätzen, wie viel man als Autor spontan aus dem Ärmel schüttelt. Man muss halt auch bedenken, dass du in der Buchbranche keine konkreten Pläne für eine siebenbändige Reihe machst, bevor der erste Band überhaupt erschienen ist. Also nicht, wenn du ein unbekannter Autor bist. Ein Verlag kauft den ersten Band ein, und wenn der sich gut verkauft, dann kann man über einen zweiten reden. Wenn der sich nicht gut verkauft, dann hast du die restlichen sechs Bände für nichts und wieder nichts geplant.
      Bei Sirius Black kann es natürlich gut sein, dass sie schon einen Magier im Kopf hatte, der sich in einen schwarzen Hund verwandeln kann. Klar. Aber es kann genauso gut sein, dass sie einfach irgendeinen Namen gesucht hat, der hinreichend bedrohlich klingt für diese eine Erwähnung, und dass der Rest dann später kam.
      Genauso kann es sein, dass sie es im ersten Band einfach cool fand, dass McGonagall sich in eine Katze verwandeln kann, und sich dann später überlegt hat, dass das nicht einfach irgendein beliebiger Zauber ist, sondern dass es nur bestimmte Zauberer gibt, die sich in Tiere verwandeln können und dass die sich Animagi nennen usw.

      Man ist sich als Autor natürlich bewusst, dass es dieses Stilmittel gibt, mit dem man schon mal unauffällig ein Thema einführen kann, ohne dass direkt klar ist, wie wichtig es später werden könnte. Deshalb fügt man, wenn man schlau ist, einfach sehr viele interessante Details ein, und dann schaut man, welches davon sich später zu mehr entwickelt. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man später nicht noch mal zurückgehen muss, um Foreshadowing einzufügen (Oder das halt nicht mehr geht, weil man eine mehrbändige Reihe schreibt), sondern auch, dass alles Leser total begeistert davon sind, wie lebendig man die Welt gestaltet hat.

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      1. Philipp

        Wie gesagt, bei sehr vielen Punkten sehe ich das genau so, aber grade bei Sirius Black (Sirius = ein Stern im Sternenbild Großer Hund, Black = Schwarz) würde ich schon sagen, dass der Name zu spezifisch ist um Zufall zu sein (wobei ich zugeben muss, dass ich diese Bedeutung erst bei der Literaturrecherche gefunden habe). Nicola Kopshoff (um hier mal zu zitieren) meint auch, dass bei Themensequenzen wie Cedric Diggory oder der Quidditch Weltmeisterschaft davon ausgegangen werden kann, dass diese schon bei der ersten Erwähnung geplant waren, da sie jeweils ein Band bevor sie wichtig werden erwähnt werden. Da das spätere Bände sind, könnte es ja auch sein, dass Rowling da schon relativ sicher war, dass sie die Reihe noch weiter schreiben kann und das würde ja auch heißen, dass sie dieses Stilmittel nicht nur rückblickend, sondern auch vorausschauend bewusst einsetzt, wenn auch natürlich nicht so oft, wie man als Leser gerne glauben möchte. Bei Black könnte ich mir z.B. vorstellen, dass sie die Animagus-Nummer schon grob im Kopf hatte und Black im ersten Band schon als Figur stand, dann aber nicht gebraucht wurde oder so. Damit wäre seine frühe Erwähnung zwar kein „genialer“ geplanter Kniff, aber zumindest wurden viele dieser Themensequenzen im Nachhinein schlüssig eingbunden, was ja auch eine Leistung ist. Aber ich gebe zu, dass diese Diskussion etwas unnötig ist, da es ja für mich als Leser auf die Wirkung und nicht auf den Prozess des Schreibens ankommt.

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    2. Andrea

      So ne ähnliche Theorie hatte sich auch bei mir gebildet, weshalb ich damals eine Frage an @ContraPoints in einer ihrer AMA Stream’s auf Patreon durchbekommen hatte, es ist aber auch ein bissel mühselig mit ihr auf diese weise zu kommunizieren weil ich damals nur vorhatte sie so auf ihre Non Binary Meinung an zu sprechen.
      Nun wurden beide, so wohl @ContraPoints als auch J.K. Rowling, zwischenzeitlich wegen ihr unterschiedlichen Perspektiven, wobei die Kritik an @ContraPoints sich auf eher spezifische Bereiche unter den Gesamtthemenbereichen von LGBTQIA+ Gemeinschaften, an sie richtete und was später zu einem YouTube Video zum Thema Canceling führte.
      Nun hab ich mein Englisch etwas werbessert, es ist aber immer noch zimlich schlecht auch, aber nicht unbedinkt wegen DeepL.
      https://twitter.com/Artisfinee/status/1221503777032765445?s=20

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