Doing teacher… wrong…

Aus den Gender Studies gibt es die Idee des „doing gender“ , die sagt, dass Geschlecht eigentlich eine kulturelle und sozial konstruierte Funktion rituellen Handelns ist. Geschlecht wird also darüber konstruiert, dass man bestimmte Handlungen durchführt. Weil sich die Pädagogik nicht entblödet jedem Ansatz hinterherzurennen, gibt es jetzt „doing teacher“, also die Konstruktion des Lehrers durch das Lehrerhandeln. Der Witz ist, da ist mehr dran als man so denkt. Folgt mir mal in den Lehreralltag und die verschiedenen Arten, wie wir Lehrer und Lehrerinnen falsch Lehrer „do-en“.

Die Art, wie Lehrkräfte sich gegenüber Schülerinnen und Schülern äußern, sind grundlegend für deren Erfolg und zwar weniger auf einer inhaltlichen, als auf einer pädagogisch-konstruktivistischen Ebene. Geht die Lehrkraft davon aus, dass alle Schülerinnen und Schüler fähig und intelligent sind, ist das einzige, was deren Erfolg aufhält Phänomene, die als Verständnis- oder Übungsprobleme wahrgenommen werden können. Das hat natürlich nicht immer Erfolg, aber es ist weitaus besser als die Prämisse, dass die Schülerschaft schlicht zu blöde ist. Denn dann werden weder Herausforderungen gestellt noch eine positive Einstellung zu eigenen Handlungsfähigkeit und Wirksamkeit an die Schülerinnen und Schüler vermittelt.

Der schlimmste Fall ist derjenige, in dem die Lehrkraft bewusst negative Selbstbilder der Schülerinnen und Schüler verstärkt, weil sie selbst einem falschen Schülerbild aufsitzt. Dieses muss irgendwie immer hinterfragt werden, sonst drückt die Lehrkraft auf Knöpfe, die Schülerinnen und Schüler behindern. Das hat natürlich seine Grenzen zum einen muss es ein bewusstes Verhalten sein, zum anderen sind Interaktionen wahnsinnig vielfältig. Selbst wenn man als Lehrkraft ein positives Weltbild hat aus dem gehandelt wird, heißt das nicht, dass die Schülerschaft das glaubt.

Noch besser wird es, wenn besagte Schülerschaft Erwartungen an das Lehrerverhalten hat, die nichts mit formalen und didaktischen Vorraussetzungen zu tun haben, sondern mit erlernten Bildern. Kommt dann eine Lehrkraft um die Ecke, die sich schlicht nicht an „die Regeln“ hält, die in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler festgebacken sind, dann kommt es gerne mal zur Revolte. ((Jap, das ist ein Hobby von mir. Bildung kann nur entstehen, wenn Regeln herausgefordert werden. Emanzipation fängt beim Hinterfragen der eigenen Bilder und der Erfahrung statt, dass die Welt komplexer ist als gedacht.))

Das Spannende hierbei ist, dass es meist um kommunikative Probleme geht. Es wird angenommen, dass Lehrerinnen und Lehrer auf eine bestimmte Art funktionieren, dass sie die Regeln kenne und die Lehrer deswegen ausmaneuverieren können, und dass Leistung nicht der einzige Weg sei, gute Noten zu bekommen. Aus der Sicht dieser Schülerinnen und Schüler do-en Lehrkräfte teacher wrong, weil sie sich nicht verhalten, wie es aus der Sicht der Schülerschaft im Kodex zwischen Lehrern und Schülern steht. Das ist natürlich eine Katastrophe. Also für die Schülerschaft… weil die Regeln nicht mehr gelten und Schule ihr immer vermittelt hat, dass Regeln heilig sind.

Doing teacher existiert natürlich und kann katastrophale Effekte auf Schülerinnen und Schüler haben, wenn dieses Handeln auf falschen Prämissen auf Schüler- wie auf Lehrerseite beruht.

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