Essigbrätlein 26.Mai 2015

Zusammen mit meiner lieben Bekannten Victoria beschloss ich vor einiger Zeit mal wirklich krass edel essen zu gehen. Dabei fiel unsere Wahl auf das Restaurant Essigbrätlein in Nürnberg. Das Essigbrätlein hat zwei Sterne des Guide Michelin und ist bekannt für bodenständige, aber exquisite Küche. 

Okay, stop. Ehrlich? Ich hab keine Ahnung von dem Zeug. Ich bin Fan des fränkischen Schäuferla und das letzte Mal, dass ich ernsthaft anspruchsvoll gegessen habe war vor drei Jahren im Hotel beim Castlefest. Ich hatte vor diesem Essen tierische Angst, dass ich nicht edel genug gekleidet, nicht wissend genug oder sonstwas bin. Es stellte sich heraus, dass man in diesem Restaurant problemlos leger sitzen kann und trotzdem vorzüglich und freundlich behandelt wird. Ich habe mich drei Stunden lang unheimlich wohl gefühlt, was natürlich auch an der freundlichen Begleitung lag, die auch die folgenden Bilder geschossen hat. Also, dank an Victoria.

So, wir fangen mal an mit der Karte:

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Wie man sieht, ist die Karte eher einsilbig und wird definitiv der Anforderung gerecht, dass man immer nur auf die Karte schreiben sollte. was man auch anbietet. Ich habe dazu die Weinbegleitung gewählt und werde diese auch etwas mitbetrachten.

Wir ließen uns nieder und bekamen dann erst einmal drei Grüße aus der Küche:

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Alle drei basierten auf Gemüsesäften mit Ölen und kleinen Samen, wobei diese mild anfingen und die letzte Kombination mit Radieschen und Radieschensamen war echt absolut spannend. Alle wurden apart auf perfekt gekühlten Löffeln angerichtet und wir nahmen mal den Hausaperitif auf Hollunderbasis zu uns. Danach wurden wir mit tollem warmen Brot und grüner Bohnen Butter versorgt.  

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Dann kam auch schon der erste Gang. Mariniertes und eingelegtes Gemüse, begleitet von einem absolut spannenden Posip Majstor, der sehr mineraltisch und salzig schmeckte, aber sehr gut mit den eingelegten Gemüsen harmonisierte. Ich muss sagen, da war Sellerie dabei und den finde ich eher so doof. Hier war aber alles auf eine feine Art abgestimmt, dass es eigentlich primär zu schnell vorbei war. Dabei hatte ich auch immer ein Gefühl, dass das Gemüse der Star war. Ein Eindruck, der sich durch das Menü zieht, genauso wie bestimmte Geschmackseindrücke, die sich von diesem ersten Gang bis zu Dessert ziehen. Also, da hat mal jemand drüber nachgedacht.

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Bei Gang zwei kam ein butterzarter Saibling, um den Aubergine angerichtet war. Dazu gab es auch einen sehr gut passenden Weißwein, an den ich mich jetzt aber nicht besonders erinnere. Für mich war spannender, dass die Aubergine zum einen eine leichte Süße hatte und zum anderen nicht grausam fettig war. Da schmeckt dann auch mir Aubergine. Besonders war auch der Sauerampfer in diesem Gericht, der uns dann noch einmal in der Schokolade begegnet ist.

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Das nächste Gericht auf der Karte war Spargel. Begleitet von einem weiteren Weißwein, an den ich mich nicht wirklich erinnere, gab es drei Variationen. Unten links fing die Reise mit Zitronensaft an, dann ein Bett von Spargelasche und dann oben recht, Spargelmousse mit Bratensoße. Die Reihenfolge spielte wirklich eine Rolle und der Abschluss hat mich umgehauen. Hier gab es eine fantastische Zimt/Lebkuchennote, die meine Begleitung dazu brachte, mehrere Minuten Genussruhe zu verlangen.

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Und dann kam das Lamm und vor dem Lamm einer meiner Weine des Tages. Ich stehe tierisch auf torfig-rauchige Whiskys und dieser Ridge Geyserville aus Kalifornien war ein rauchiger Rotwein. Alter Falter! Und dann kam das angegrillte Lamm mit Lauch und passte perfekt zu diesem Wein. Dieses Lamm ist nicht umsonst gestorben.

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Dann gab es einen total frischen, aber trotzdem süßen Dessertwein mit dem das Hefeeis mit Rhabarber begleitet wurde. Ab spätestens hier wußte ich, warum Leute nach sowas nur noch heimgehen. Ich war leicht tüdelig, aber die Frische des Rhabarbers und das Hefeeis schlossen geschmacklich auch einen Bogen zum ersten Gang. Nach dem Nachtisch kam dann noch Schokolade:

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Die Himbeerschokolade war geil, aber die Schokolade mit dem Sauerampfermarzipan war noch genialer und schlug einen Bogen zum Saibling zurück. Absolut fantastisch. Dies war also die Erfahrung Essigbrätlein, die zur neuen Kategorie „Lukullisches“ führt. Erwartet also mehr… 

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