Wie man Schul-IT nicht machen sollte…

Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert sollen Schulen sich gerieren wie Unternehmen und dazu gehört anscheinend auch eine digitale Kommunikation. Und weil Schulen dann doch altbacken sind, denken sich Unternehmen, dass man den unwissenden Lehrern und Schulleitern jeden Scheiß verkaufen kann. Dazu kam mir jetzt gerade ein „Infoportal“ für Schulen unter. ((Ich verlinke das mal aus rechtlichen, wie mangelnden Empfehlungsgründen nicht.))

Dieses wird bald an meiner Schule vorgestellt und ist ein Beispiel dafür, was man Schulen für Scheiße verkaufen kann, wenn weder Expertise noch Geschmack vorhanden sind, um diesem Einhalt zu gebieten.

Die Software, die mir hier unterkam, wird als einfach zu benutzen angepriesen, weil sie sich von jedem Webbrowser aufrufen lässt. Das bedeutet, dass sie eigentlich eine PHP generierte Website ((Wie dieses Blog übrigens auch.)) ist, die einfach irgendwo auf einem Server liegt. Das wäre jetzt kein Drama, würde sie nicht solch illustre Funktionen enthalten wie:

  • Erfassung von Noten aus Leistungsnachweisen
  • Einbindung gängiger Stundenplansoftware und der bayrischen Schülerdatenbank
  • Zeugnisdruck
  • interne Korrespondenz

Dies alles auf einem „Hochsicherheitsserver“ bei einem gängigen deutschen Webhoster mit einem SSL Zertifikat dran. Will heißen, dass sensible Daten auf einem Webspace irgendwo in einer MySQL Datenbank gestützt von hässlichem PHP gehalten werden. Wir reden hier von Informationen, die wir als Schule eigentlich nicht Dritten zugänglich machen dürfen. Das ist nicht nur stinkend dumm, sondern geradezu fahrlässig und Schulen, die diese Software als Qualitätszeichen sehen, zeigen nicht nur Unwissen sondern auch echte Leidenfähigkeit, was ihre Werkzeuge zum professionellen Umgang mit Informationen angeht.

Neben der Tatsache, dass das der datenschutztechnische Supergau ist, zwingt so eine Software uns auch ständig eine hässliche Website zu besuchen um Informationen zu bekommen, die man uns auch per Email zugänglich machen kann. Der Lehrer wird dazu verpflichtet sich immer zu informieren und bekommt wichtige Informationen einfach nicht mehr. Er kann ja nachsehen. Immer, ständig und meist sinnlos. Wenn hier der Server ausfällt, bricht übrigens auch die komplette Informationsinfrastruktur der Schule zusammen. Auf Implementation von RSS oder ähnlichem braucht man nicht zu hoffen. Das wäre ja zu modern und nicht hässlich genug.

Also fassen wir zusammen: Schulen sollen innovativ sein und modern kommunizieren und was speziell für sie angeboten wird, ist hässliche windowsartige Websoftware mit fragwürdiger Sicherheit und technologischer Basis.

UND DAS SCHLIMMSTE: Am Ende werde ich wieder als Meckerfrieder hingestellt und die Scheiße gekauft anstatt etwas zu benutzen, dass kein Geld kostet und nicht sperrangelweit offen ist. Oder noch besser: Den Quatsch einfach zu lassen.

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