A Conversation with a Caterpillar

Heute ging auf twitter das Alice in Wonderland Fandom rum und mir fiel dann ein, dass ich doch mal diesen Text über die Unterhaltung zwischen der Raupe und Alice schreiben wollte.

Wir fangen mal mit dem Text an und bewegen uns dann von ihm weg.

The Caterpillar and Alice looked at each other for some time in silence: at last the Caterpillar took the hookah out of its mouth, and addressed her in a languid, sleepy voice.
‚Who are YOU?‘ said the Caterpillar.
This was not an encouraging opening for a conversation. Alice replied, rather shyly, ‚I—I hardly know, sir, just at present—at least I know who I WAS when I got up this morning, but I think I must have been changed several times since then.‘
‚What do you mean by that?‘ said the Caterpillar sternly. ‚Explain yourself!‘
‚I can’t explain MYSELF, I’m afraid, sir‘ said Alice, ‚because I’m not myself, you see.‘
‚I don’t see,‘ said the Caterpillar.
‚I’m afraid I can’t put it more clearly,‘ Alice replied very politely, ‚for I can’t understand it myself to begin with; and being so many different sizes in a day is very confusing.‘
‚It isn’t,‘ said the Caterpillar.
‚Well, perhaps you haven’t found it so yet,‘ said Alice; ‚but when you have to turn into a chrysalis—you will some day, you know—and then after that into a butterfly, I should think you’ll feel it a little queer, won’t you?‘
‚Not a bit,‘ said the Caterpillar.
‚Well, perhaps your feelings may be different,‘ said Alice; ‚all I know is, it would feel very queer to ME.‘
‚You!‘ said the Caterpillar contemptuously. ‚Who are YOU?‘

Alice in Wonderland by Lewis Carroll

So, wir bewegen uns da jetzt ein bißchen rum und machen Ebenen auf, und wieder zu.

Falsche Annahmen und Kommunikationszusammenbrüche

Die Kommunikation zwischen Alice und der Raupe ist irgendwie gestört und irgendwie auch nicht. Carroll hat sehr viel Spaß damit Sachen wörtlich zu nehmen, die metaphorisch gemeint sind um aufzuzeigen wie bekloppt die sozialen Konventionen in Sprache sein können. Alice ist durchgehend verwirrt vom Wunderland und hat mehrfach ihre relative Größe geändert, etwas, das Menschen normalerweise nicht tun. Raupen wiederum tun es den ganzen Tag zur Fortbewegung und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Alice antwortet auf die erste Frage komplett selbstreferenziell und ab da geht’s bergab, weil die Raupe nicht anderes tut. Alices ungeduldiges „you see.“ funktioniert dann auch nicht, weil Raupen nicht sehen können und der letzte Versuch ihre Erfahrung über das Beispiel der natürlichen Entwicklung, die man so als Raupe durchmacht, ist dann auch zum Scheitern verurteilt. Während Alice sich nur auf ihre eigene Verwirrung und Erfahrung konzentriert, die sie über ihre eigene körperliche Identität zweifeln lässt, macht die Raupe dasselbe, allerdings bestätigen sie Alices Ausführung in der Normalität ihrer eigenen Erfahrung. Damit bricht die Kommunikation hier komplett zusammen.

Kindeserfahrungen und Albträume

Alice in Wonderland ist ein Kinderbuch und damit kann man auch darauf abstellen, dass Kindeserfahrungen im Mittelpunkt stehen. Für Alice scheinen Größen- und damit auch Perspektivänderungen sehr verwirrend zu sein. Das Wunderland wirkt manchmal nahezu albtraumhaft in seiner Enttäuschung aller Erwartungen an die Welt, die man gerade erst entwickelt hat. Doch sind diese Veränderungen nicht auch die Erfahrung von Kindern? Größenänderung, eine Welt, die ihre Erwartungen an einen immer wieder ändert und in ihrer Komplexität erhöht, und eine dauerhafte Zunahme von sozialen Konstrukten, deren Realität nur auf der gegenseitigen Versicherung ihrer Existenz beruhen, sind hochgradig verwirrend für Kinder und die Welt der Erwachsenen vermittelt ihnen gerne mal, dass das alles nur an ihnen liegt, dabei sehen sie die Welt noch nicht durch die ganzen sozialen Filter, die wir im Laufe des Lebens erwerben und mit denen wir uns und allen anderen die Realität unserer Welterfahrung versichern.

Identität

Das bringt uns dann zum philosophischen Teil: die Frage nach der eigenen Identität, die Alice hier gestellt wird. „Who are you?“ fragt die Raupe und Alice antwortet aus einer reinen Körperlichkeit heraus, die sie an der Beantwortung der Frage scheitern lässt. Doch, wer sind wir eigentlich, wenn wir unsere physischen Dimensionen weglassen. Wer sind wir, wenn wir unsere Namen, diese von Fremden gegebenen Lautzuordnungen, weglassen? Was kann Alice also überhaupt antworten, worüber sie sich sicher sein kann? Die Raupe stellt also die Frage nach der eigenen Identität, die verloren geht, wenn wir uns der Welt nicht mehr sicher sein können. Die Antwort auf die Frage ist dann auch die Herausforderung vor der nicht nur Alice steht, wenn sie gefragt wird:

Who are you?

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