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Watch_dogs 2 – Review

Ubisoft hat in den letzten Jahren schwer bei mir gelitten. Ungefähr auf der Höhe von Assassin’s Creed – Black Flag kam auch Watch_dogs heraus. Beide Spiele gingen mir gehörig auf den Zeiger, weil die Geschichten, die sie erzählten nicht nur schlecht konstruiert waren, sondern vor allem darauf fußten die weiblichen Hauptpersonen vor der letzten Mission möglich sinnlos und grausam ums Leben kommen zu lassen, damit der Spielercharakter einen Grund hatte am Ende alle sinnlos umzubringen.

WAS FÜR EINE SCHEISSE!

Watchdogs war dabei besonders doof. Der Hauptcharakter war ein Holzklotz, die zugegebenermaßen mein Beuteschema übererfüllende Hackerin wurde vor seinen Augen erschossen, weil er keine nachvollziehbar menschliche Regung zeigen konnte. Dieser Tod, der dann in einer sinnfreien Endmission mündete, brachte mich dazu Watch_dogs 2 erst einmal nicht anzufassen.

Ich habe es dann doch getan und bin ehrlich gesagt, sehr beeindruckt vom Spiel. Zum ersten sind die Hauptfiguren erstaunlich divers. Die Hackerin Sitara stirbt nicht am Ende, dafür leider ein dunkelhäutiger Hacker. Das ist aber noch in Ordnung, weil der Hauptcharakter selbst dunkler Hauptfarbe ist und das teilweise auch mal raushängen lässt. Zu diesem Ensemble kommt noch ein asperger-autistischer Hacker, der relativ realistisch wirkt und nie mit seinem Zustand aufgezogen oder bloßgestellt wird und ein bombenbauender Introvert, der sich hinter einer Maske versteckt. Diese ganzen Menschen sitzen in einem Hackerspace, der sehr nah an dem ist, wie amerikanische Spaces so aussehen. Das ist alles herrlich passend für die amerikanische Hackerkultur und sehr liebevoll gemacht. Auch die Seitenhiebe auf die Silicon Valley Industrie und sogar Ubisoft selbst, sind wundervoll.

Auch inhaltlich ist Watch_dogs 2 irgendwie eine nahe Zukunft. Es werden viele Datenschutzverbrechen und Probleme thematisiert, auf die Spitze getrieben und durchaus so dargestellt, dass es nah an der Wahrheit ist, die spielende Person involviert und eine Bedeutung erlangt. Ein weiterer wichtiger Teil sind die Interaktionen zwischen den Charakteren und die Authentizität, die dadurch hergestellt wird. Obwohl die Charaktere nicht die Tiefe von Rollenspielen erreicht, sind sie doch relativ klar erkennbare Figuren, bis auf die Person, die umgebracht wird. Die ist dann auch leider flach.

Das Hacking ist relativ gut dargestellt und manchmal wird sogar Pseudocode gezeigt. Die Abstrahierungen funktionieren aber und machen Spaß, wenn man die ganze Sachbeschädigung mag.

Also, Watch_dogs 2 hat mir sehr viel Spaß bereitet, es hat mich mit der Serie versöhnt und es funktioniert sehr gut. Als jemand, der die Hackerszene kennt, ((Ob ich ein Mitglied bin, überlasse ich anderen zu entscheiden.)) kann ich sagen, dass es nicht schmerzhaft dumm oder daneben ist. Wenn man also auf Hollywoodhacking mit einem guten relevanten Plot steht und nebenbei mal ein Nudle Auto fahren will, dem sei Watch_dogs 2 empfohlen.

Aus der Zeitung – die Generation Z liegt auf der Gamescom rum…

„Pointiert gesagt: Man wurde – nach der „Prosumenten„-Phase des Web 2.0 – mit Haut und Haar wieder zum Konsumenten. Kann das ohne soziale Folgen bleiben? Schon heute halten es viele Jüngere ja für weniger absurd, große Umwege auf sich zu nehmen, um Pokémons einzusammeln, als sich etwa gegen den Zerfall Europas zu engagieren. Mit dem Übergang in die neue Epoche der Virtual-Reality-Spiele könnte der Abstand zur Lebenswirklichkeit noch einmal zunehmen. Innere Emigration darf man es vielleicht nicht nennen, wenn ein ganzes Subsystem der Gesellschaft diesen so viel logischer als die Wirklichkeit strukturierten Raum kollektiv aufsucht. Weltflucht aber allemal.“

Aus: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/auf-der-gamescom-in-koeln-herrscht-die-virtuelle-realitaet-14396612-p3.html

Oder um es anders zu sagen: die Generation Y hinterfragt gerade die Welt, während die Generation Z die Gegenbewegung ausführt und sich in eine konservative Duldungsstarre ergibt in der sie hofft, dass die schöne alte Welt, die ihre Vorgänger aus der Erkenntnis der dauerhaften Veränderung hinterfragen, wieder zurückkommt und sie auch alle tolle 9-5 Jobs mit Einfamilienhaus und Garten haben können.

Diesen Traum hat aber die Generation der Babyboomer mit ihrem Raubbau an der Welt zerstört und jetzt deren Verhalten zu simulieren dreht die Uhr nicht zurück.

Nürnberger Spielemesse 2016

Ich konnte dieses Jahr die Nürnberger Spielwarenmesse besuchen und deswegen gibt es jetzt einen Blick auf die Spielwarenindustrie, wie sie sich auf ihrer Industriemesse präsentiert. Gewehre bereit Stormtrooper!

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Kitsch für Jungs und Mädchen

Fangen wir mit Kitsch für Jungs und Mädchen an. Die Sektion für Babyspielzeug überzeugte unter anderen mit perfekten Kinderzimmern für Jungs.

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Und Mädchen…

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Wenn man dann älter ist, bekommt man entweder freundlich lächelnde Mädchengesichter.

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Oder doch lieber Superhelden…

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Wobei irgendwie klar ist, dass die Mädchengesichter aus dem Horrorfilm für die selben Menschen bestimmt sind, wie diese wunderbare Schminksammlung:

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Während die Träger der Superheldenrucksäcke bestimmt auch als Zielgruppe für diese wunderbaren Zweitweltkriegsfahrzeuge aus Plastiksteinen gesehen wird.

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Und wenn sich Mädchen für Naturwissenschaft interessieren muss uns das nicht aufhalten. Immerhin gibt’s auch die Erde in rosa:

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Und wer sich wehrt, der wird von dieser Puppe angesehen…

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oder bekommt dieses wunderbare Plastikbaby mit Ohrstecker geschenkt.

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Cooles Spielzeug

Ganz vorn beim coolen Spielzeug war der Kettcar mit Nerfgun und Pfeilhalterungen:

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Wir erwarten den Nachbau für Erwachsene in Jahresfrist und die erste Schlacht aufm Congress.

Sehr schön waren auch die liebevollen Modelleisenbahnanlagen, die teilweise sehr ausgefallen aussahen:

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Den Realismus leicht übertrieben…

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aber sehr schöne Fotomotive ergaben.

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Business baby, business.

Doch das ist gar nicht das Spannendste an der Messe gewesen. Das Spannendste ist, dass es sich hier ja um eine Fachmesse ohne Publikum handelt. Es gibt also keine lauten Bühnen, viele Schlipse und Marketingfuzzis, und die Stände der Branchenführer sind bei weitem nicht so einladend, wie die des Mittelstands. Stattdessen wird sich abgeschottet:

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Und bevor es Fragen gibt: Mattel, dasselbe in pink und weiß, Playmobil blau-weiß, Hasbro rot-blau… und so weiter. Wenn sich jemand fragt, wo die Deals geschlossen werden. Hinter diesen netten Damen am Empfang und der Security. Leider werden da so Nasen wie ich nicht reingelassen.

Fazit

Die Spielwarenmesse ist das Branchentreffen und vor allem ein Hort seelenlosen Plastiks, das unter Marketinggesichtspunkten zumeist in fremden Ländern produziert wird. Man merkt, dass hier sehr viel Geld durch die Gegend geschoben wird, wenn man sieht wie auch kleine Unternehmen sich präsentieren. Hinter den Wänden der großen Stände wird, ohne störenden Einfluss festgelegt, was den Geist vieler Kinder im nächsten Jahr bewegen wird. Was vielleicht fehlt, ist eine Präsenz, die hier gesellschaftlich beratend agiert. Dann gäbe es weniger Hello! Barbies, Pinkstinks Artikel und Ausbeutung…