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Omnia – Prayer Review

Wer hier länger mitliest mag wissen, dass ich großer Fan  der niederländischen PaganFolk Band Omnia bin. Die haben nun ein neues Album herausgebracht und damit gibt es hier auch ein Review.

Omnia spezialisiert sich in Musik, die grob als akustische World Music mit Folkeinschlag gesehen werden kann. Dabei stehen sich verschiedene Instrumentierungen mit Gesang in verschiedenen Sprachen gegenüber.

Das Album heißt „Prayer“ und beginnt auch mit einem Stück, das so genannt ist. Es ist dem Introsong der Band und dem Song Xtatica vom Album Musick and Poetry ähnlich und ein sehr perkussives Stück, das einen in das Album zieht, aber an sich nicht sonderlich heraussticht.

Ihm folgt mit „One Way Living“ eine an Native American music angelehnter meditativer Song, darüber, dass es nur einen Weg zu leben gibt. Die komplexen polyrhythmischen Gesänge sorgen dafür, dass man sich in diesem Song verliert, bevor mit dem „Freedom Song“ ein straighter Rap/Rocksong folgt, der mit seinen langen Gesangsharmonien zum einen nach Endlosigkeit und Sommer klingt, dessen Rappassagen aber eine klare emanzipatorische Botschaft haben, auch hier lässt sich wieder eine gewisse Komplexität in der Musik erkennen, die mich persönlich sehr anspricht.

Mit dem „Wolf an Dro“ folgt eine Bearbeitung eines bretonisches Volkslieds, dessen Text außer, dass er auf bretonisch ist, soundso keinen Sinn hat. Es ist ein mittelalterliches tanzbares Folkstück, das definitiv Spaß beim Zuhören bietet. Es ist die Art von zirkulärer Melodie, der man ewig zuhören kann und bei der das Ende des Liedes einem Verlust an Lebensrhythmus gleichkommt.

Mit „Harp of Death“ folgt ein Stück, das sich auf das Harfenspiel von Jenny konzentriert, das nur von einer Ballade begleitet wird. Die Kombination aus gesungener Geschichte und zarter Harfe lässt eine gewisse Ruhe einkehren, aber fokussiert den Hörer auch auf den Inhalt des Textes, der wie in vielen irischen Folksongs eher grausam ist und von Geschwistermord handelt. Das Original ist eine Ballade mit dem Namen Twa Sisters, die in verschiedenen Varianten erhalten ist. Omnia hat sich, mal wieder, für die grausame Variante entschieden.

Das nächste Lied „Freya“ ähnelt in seinem Charakter dem vorher erschienenen „Epona“, in dem es ein flötenzentriertes Instrumental mit schneller Schlagzeugbegleitung ist. Allerdings ist entsprechend der Göttin die Musik weniger rasant und stürmisch, aber dennoch erstaunlich tanzbar.

Tanzbar ist auch der „Alan Lee Tango“. Der klassische Tango, gewidmet dem Künstler und Omnia Freund Alan Lee, beschreibt dessen Leistungen als Designer für die Herr der Ringe Filme und ist eines dieser Stücke, bei denen man merkt, dass Omnia nicht nur sehr begabte Musiker sind, sondern auch einen gewissen schrägen Humor mitbringen.

Vom spanischen Tanz geht es zu orientalischen Klängen in „God’s Love“, einem orientalisch-klingenden Lied über die Liebe eines Gottes oder zu einem Gott. Ganz ehrlich, ich kann die Sprache nicht, aber es ist ein toller orientalischer Tanz.

Nachdem Wahnsinn immer wieder ein Thema für Omnia ist, gibt es auch einen Nachschlag an Musik zum Thema. Mit „For Alice“ bearbeiten sie mal wieder den Stoff von Lewis Carroll diesmal mit einem eigenständigen Text, der den Alicestoff aufnimmt und neu thematisiert.

Vom Wahnsinn geht es in die mongolische Steppe, aus der das Lied „Mongol“ mitreißt. Nachdem ich keine kyrillische Schrift lesen kann, vertraue ich jetzt mal darauf, dass Steve mir keinen Quatsch erzählt, wenn er sagt, dass es da um Pferde geht. Mir als altem Schlagzeuger gefällt natürlich der Perkussionsteil gegen Ende, ein beschwingtes Lied.

Aus der Steppe geht es mit dem „Green Man Blues“ und „Blood and Bone“ zurück zu den neo-keltischen Wurzeln der Band. Ist der Blues für einen Blues eher beschwingt, nimmt „Blood and Bone“ die gebetsartige Struktur des ersten Liedes auf. Es ist eine Art Ritual, das die Götter für den Kampf beschwören soll.

Zuletzt kommt das Lied „Auguries of Innocence“, das eher wie ein langsames Gedicht daherkommt und uns darin erinnert, was wir an Unschuld in dieser Welt verloren haben…

Und mit diesem nachdenklichen Satz kann ich es dann auch bewenden lassen. Das Album erst eines der besten, die ich von Omnia im Schrank habe und es ist jedem zu empfehlen.