Über Geschichten, Wahrheit und kaputte Gemeinschaft

Wisst ihr noch, wie das so in alten Romanen auftaucht? So die Dorfgemeinschaft, die sich eine Meinung über einen gebildet hat und jedes Argument aus deren Warte sieht, aber nie mit der Person offen redet? Wo alles ein Beweis dafür ist, dass die Geschichten, die erzählt werden, wahr sind? Das ist jetzt für die komplette Welt normal. Jeder kann eine Geschichte erzählen und ihre Wahrheit spielt keine Rolle, solange die Geschichte gut ist.

Die AfD erzählt Geschichten vom alten guten Deutschland, die Medien erzählen Geschichten von der eigenen Wichtigkeit, die Radikalfeministinnen vom bösen dauervergewaltigenden Mann, die Veganer vom bösen weltzerstörenden Fleischfresser und alle erzählen diese Geschichten hauptsächlich sich selbst.

Jake Applebaum is anscheinend ein Arschloch und vielleicht ist er ein Vergewaltiger und Nötiger. Schön, dann möge man ihn bitte anzeigen. Wenn die Menschen, die betroffen sind das Gefühl haben, dies nicht zu können, dann hat die Gesellschaft, in der sie leben, versagt und muss sich darum kümmern, dass dies nicht mehr passiert.

Was definitiv nicht hilft, weder den Betroffenen noch der Gesellschaft, ist, sich hinzustellen und allen Geschichten zu glauben und eine Welt zu befürworten, wo die beste Geschichte gewinnt und nicht die Fakten. Das ist übrigens dieselbe Welt in der Menschen glauben müssen, dass wenn sie fundierte Anschuldigungen gegen jemanden haben, sie nicht zur Polizei gehen können. Das ist nämlich auch eine Geschichte, die zu gerne geglaubt und erzählt wird.

Wir können uns kein globales Gemeinwesen leisten, in dem jegliche Wahrheit von der Performance der Geschichtenerzähler und unserer Vorliebe für bestimmte Geschichten abhängt. Dann sind wir nämlich in einer totalitären Willkürdystopie angekommen, in der Demagogen immer Recht haben.

 

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