Weg zum Niedergang?

Ich war heute in Eisenach unterwegs um mit meiner Mutter einzukaufen und man konnte an der Stadt schön erkennen, wie sich ostdeutsche Städte in der Welt von ALG II und jugendlicher Landflucht aussehen können.

Bevor hier die Empörung aufschlägt erst einmal: ich bin hier geboren und ich mag diese Stadt sehr. Sie ist für ihre Größe voller Kultur und Möglichkeiten. Mir geht es nicht darum zu sagen, dass der Osten scheiße ist, sondern dass man hier sieht, wie die bisherige Sozialpolitik auf eine Stadt wirken kann.

Eisenach ist etwas entvölkert von jungen Menschen und das durchschnittliche Lohnniveau ist, ähnlich anderen ostdeutschen Städten, leicht unter dem Durchschnitt. Geburtenraten sind rückläufig, die Bevölkerung überaltert langsam vor sich hin. Es wird schon darüber gescherzt, dass der Wachstumsmarkt hier wohl Altenheime und deren Pflegepersonal wird.

Wenn man dann so durch die Stadt geht fällt einem das dann auch auf. Mir sind nacheinander drei Geschäfte mit preiswertem Krimskrams untergekommen. Da steht nur nicht mehr der Mensch mit Migrationshintergrund hinter der Theke sondern eine Dame mittleren Alters mit fehlendem Migrationshintergrund. Die zwei Bratwurstwagen in der Einkaufsstraße sind vielen zu teuer und die längsten Schlangen findet man dann fast schon in der Apotheke. Es ist jetzt alles noch nicht so schlimm, aber bezeichnend. Die Menge an Menschen, die sich durch die preiswerten Läden quetschen ist etwas höher und qualitativ hochwertige Sachen gibt es nicht gerade in großen Mengen.

Dazu kommt das „Einkaufszentrum“ am Rand der Stadt, das einerseits zur Entvölkerung der Innenstadt führt, andererseits aber auch wieder nur aus eher preiswerten Geschäften besteht, wobei der Supermarkt darin eigentlich schon zu den teuereren zählt. Alles in allem zeigt sich hier halt, dass sich die Ladenwelt schon an ein niedrigeres Durchschnittseinkommen angepasst hat.

Das ist eigentlich die Tragik, denn Eisenach ist eine sehr schöne Stadt, die allein aufgrund der Wartburg eigentlich nicht nur ein Touristenmagnet sondern auch sehr wohnenswert sein sollte. Ist sie aber nicht. Das liegt teilweise an fehlenden Angeboten für Jugendliche, aber auch genug reizvoller Industrie und einem gewissen Eigenbrödlertum. Die Lethargie und Innovationsfeindlichkeit, die sich dann ergibt ist echt schade und so verfällt so manches vor sich hin, dass eigentlich diese Stadt lebenswerter machen würde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert